Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt
da! Du bist doof!« Willi tippte Chaoten-John mit dem Zeigefinger an dessen Stirn. Dann guckte er sich aber um in die Richtung, in die Chaoten-Johns Arme noch immer fuchtelten und er wäre fast platt umgefallen.
Herr Bestmann kam die Straße entlang und war mit einem bunten Blumenstrauß bewaffnet. Er nahm geradewegs Kurs auf die Bude vom Professor. »Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast«, sagte er zum Professor. »Vielleicht kriegen wir die Kuh ja doch noch vom Eis.«
Dann blickte er sich suchend um. »Und wo sind Luise und ihre Mutter? Sie wissen doch …?« Als er den knallroten Kopf vom Professor sah, ahnte er Schlimmes.
»Verflixt, das habe ich total verschwitzt«, sagte der und wischte sich seine schweißnassen Hände an der Hose ab.
»Was geht denn hier ab?«, fragte Chaoten-John.
Willi hatte die Lage für seine Verhältnisse schnell gepeilt. »Ick globe, der Professor hat se nicht mehr alle. Der wollte doch tatsächlich mit Luise und ihrer Mutter und dem, dem Bestmann … Ach, kannste knicken.«
Inzwischen checkte auch Herr Christiansen die Vorgänge an der Wurfbude. Gerade wollte er sich an Herrn Bestmann wenden, da sprang ihm der Professor in die Quere: »Herr Christiansen, es war meine Idee. Ich dachte, es sei für Luise doch schöner … ich meine diese Streitereien und das Theater … und auch für Frau Bestmann ist das alles doch … und überhaupt.«
Damit endete der Professor. Und niemand hatte jemals solche Ungereimtheiten von ihm gehört. Er war vermutlich ziemlich aufgeregt, denn derartige Angelegenheiten waren nicht sein Ding.
Zum Glück peilte Herr Christiansen die Lage schnell. Er zog Herrn Bestmann von den Kindern weg und die beiden Männer gingen direkt auf Christiansens Grundstück.
»Sollen wir dich jetzt den barmherzigen Professor nennen?«, fragte Willi spöttisch.
Und Chaoten-John stichelte auch noch: »Welcher Elch hat dich denn geknutscht? Warst wohl im falschen Film?«
Der Professor fühlte sich saumäßig unwohl in seiner Haut. Schließlich reichte es ihm, er nahm seinen Mut zusammen und fuhr die beiden an: »Ich finde es komplett blöde, dass man sich bei euch dafür rechtfertigen muss, weil man etwas Gutes tun wollte.«
»Etwas Gutes«, wiederholte Willi, »dass ich nicht lache. Die Stimmung vermiest du uns, Herr Oberschlau.«
»Nun mal nicht so vorlaut, Willi.« Herr Christiansen hatte die letzten Worte mitgekriegt. »Wartet mal ab, vielleicht können wir das Schiff noch vor dem Untergang retten.« Er ging auf eine kleine Gruppe zu, in der auch Frau Bestmann stand.
Die zog er zur Seite und redete auf sie ein. Frau Bestmanns einzige Reaktion war ein energisches Kopfschütteln.
Luise war auf die beiden aufmerksam geworden und zu ihnen hinübergegangen. Wieder redete Herr Christiansen, wieder schüttelte Frau Bestmann den Kopf, bis man plötzlich Luises lautes »bitte, Mami, bitte« hörte.
Eine fast gespenstige Ruhe machte sich in der eben noch so lebhaften Straße breit. Es knisterte vor Spannung. Frau Bestmann hatte angefangen auf und ab zu gehen – immer fünf Schritte vor, Kehrtwendung und fünf Schritte zurück. Sie dachte angestrengt nach.
Endlich blieb sie stehen, holte tief Luft, nahm Luise in den Arm und sagte: »Gut, Luischen, wenn du es denn so willst.« Mutter und Tochter gingen miteinander zu Christiansens Grundstück. Und was sich dort im Einzelnen abspielte, hat keines der Kinder je erfahren. Jedenfalls kamen Herr Bestmann, Frau Bestmann und Luise nach einer Weile gemeinsam zurück auf die Straße.
Luise strahlte über das ganze Gesicht, Frau Bestmann wischte sich über die Augen und Herr Bestmann räusperte sich und begann eine kleine Ansprache: »Liebe Sonnenlandbewohner. Ich will es kurz machen. Ich habe euch und Ihnen eine Menge Trubel und Ärger beschert. Und natürlich am meisten Luise und meiner Frau, ich meine Ex-Frau. Dafür entschuldige ich mich von ganzem Herzen. Ich habe eingesehen, dass das ein gemeiner Fehler war. Ich will mich bessern. Versprochen.«
Seine Stimme kam etwas ins Stocken. Wieder räusperte er sich und dann kamen die nächsten Worte ganz schnell aus ihm herausgesprudelt: »Schon alleine, weil Luise meine Tochter ist und ich sie unendlich lieb habe. Das hatte ich wohl vergessen. Aber jetzt will ich das Fest nicht weiter stören. Viel Spaß und tschüß.«
Herr Bestmann drehte sich schnell von den Leuten weg. Wieder war es unerwartet still im Sonnenland geworden, zu still. Mitten in diese Stille platzte Luises Stimme:
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