Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt
ganz armer Wurm. Aber die Mutter – ich weiß nicht. Ich sage immer, da sind die Frauen doch auch schuld. Ich muss das noch mal mit meinem Mann besprechen.«
Das Gespräch war zu Ende. Klara wünschte, sie hätte nie gehört, was sie gerade gehört hatte. Und Luise saß starr auf der Stelle und schaute drein wie ein geprügelter Hund.
Klara ist verschwunden
Die Jungen lauschten noch immer voll konzentriert. Aber umsonst, denn offenbar hatten die Mütter ihr Gespräch beendet.
Luise war in sich zusammengesunken. Ihre Mutter hatte doch keiner Fliege etwas getan.
Das alles hatte einzig und allein ihr Vater angezettelt. In diesem Moment hasste sie ihren Vater für all das, was er ihnen eingebrockt hatte.
»Kopf hoch, Luise! Das kriegen wir schon in den Griff«, sagte der Professor.
»Ruhe!«, befahl Willi, der hoffte, dass er noch mehr zu hören kriegen würde.
»Es ist einfach nur zum Kotzen«, sagte Klara unvermittelt, stand auf und verschwand von der Bildfläche.
»Schluss, Ende, Aus. Die sagen keinen Ton mehr. Dann lasst uns mal hier weitermachen«, sagte Willi.
»Keine Lust mehr«, sagte Luise und ging auch weg.
Die Stimmung war verständlicherweise jetzt plötzlich mies. Die Jungen gingen auch jeder für sich nach Hause.
Der Professor wollte mal wieder lesen. Willi musste die Schildkröten füttern. Nur Chaoten-John wusste nicht so recht, was er mit sich anfangen sollte.
»Wir können uns ja nach dem Essen wieder zusammenhocken. Dann haben sich die Mädchen auch wieder beruhigt«, tröstete der Professor ihn. »Außerdem kriegst du jetzt bald was zu essen. Mami hat bestimmt gekocht.«
Und richtig. Es war inzwischen Mittagszeit und das Sonnenland war wie ausgestorben.
Auch Frau Christiansen hatte gekocht. Allerdings kein richtiges Mittagessen. Nur so ein paar Fischhäppchen und Brot hatte sie angerichtet.
Herr Christiansen kam aus seinem Büro. Er musste auch in den Ferien arbeiten. Ohne Arbeit konnte er einfach nicht sein.
»Ich habe einen Bärenhunger«, sagte er. Dann fiel sein Blick auf die Fischhäppchen. »Als Vorspeise wäre das gut«, stellte er fest. Und als er den Blick seiner Frau sah, fragte er: »Nein? Nicht? Das hier ist mein volles Mittagessen?« Erseufzte. »Naja, setze ich wenigstens kein Fett an. Hauptsache das Kind wird satt.« Dann sah er sich suchend um. »Wo steckt sie überhaupt?«, fragte er.
»Keine Ahnung. Ich denke mal, sie wird gleich kommen«, sagte seine Frau.
»Gut, dann warten wir.« Herr Christiansen schnappte sich seine Zeitung. Nach einiger Zeit fing sein Magen an, ein lautes Knurrkonzert zu veranstalten. Er hatte richtiggehend Kohldampf.
»Hol doch mal bitte Klara«, bat er seine Frau. »Die anderen müssen doch auch zum Essen nach Hause.«
Frau Christiansen ging los, um Klara bei den Freunden zu suchen. Nach einer Weile kam sie zurück: »Klara ist nirgendwo. Alle Kinder sind zu Hause. Klara ist irgendwann am Vormittag weggegangen. Keiner weiß wohin. Was sollen wir bloß machen?«
»Wie, die Kinder haben keine Ahnung? Da stimmt doch was nicht.« Herr Christiansen hatte seinen Hunger vergessen. Er lief los, trommelte die Kinder zusammen und wenig später saßen alle Kinder, außer Klara, bei Christiansens auf der Terrasse.
»Wo wollte Klara denn hin?«, fragte Frau Christiansen.
»Warum ist sie überhaupt alleine weggegangen? Habt ihr euch gestritten?«, fragte Herr Christiansen.
Die Kinder guckten sich verstohlen an und kauten auf ihren Lippen herum. Herr Christiansen hatte das sichere Gefühl, dass hier etwas faul war. Da musste doch, zum Kuckuck noch mal, etwas vorgefallen sein.
»Also, was war los? Warum ist Klara abgehauen?« Die Kinder schwiegen.
Ehe Herr Christiansen weiter nachbohren konnte, kam Frau Mazunke in den Garten. Sie war aufgeregt, mega aufgeregt: »Klara ist weg? Das ist ja furchtbar, nicht auszudenken. Was heute so alles … «
Bei den letzten Worten war Willi wie eine Rakete in die Höhe gegangen. Er rollte mit den Augen und guckte seine Mutter böse an. »Tu doch nicht so! Du bist doch mit Schuld, dass sie weg ist. Euer Gerede über Bestmanns war doch das Hinterletzte. Da kann Luise nichts für. Und ihre Mutter auch nicht.«
»Nun mal langsam«, unterbrach Herr Christiansen ihn. »Was hat es denn mit diesem Gerede auf sich? Darf ich das vielleicht mal erfahren?«
Frau Christiansen und Frau Mazunke standen plötzlich da wie zwei Schulkinder, die bei der Klassenarbeit beim Spicken erwischt worden waren. Sie veränderten ihre
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