Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt
warum bist du denn so sprachlos? Und wo sind deine Freunde?«, fragte er.
Klara biss sich auf die Unterlippe. Sie schluckte kräftig. »Im … im Sonnenland«, brachte sie stockend hervor.
»Und du? Warum hockst du hier so mutterseelenalleine herum?« Fischer Hansen hatte schon bemerkt, dass irgendetwas im Busch war.
Klara druckste etwas herum von ›allein sein wollen‹ und ›Stress haben‹, aber im Grunde genommen brachte sie keinen vernünftigen Satz heraus.
»So, so«, brummte der alte Hansen. »Da werd ich aber nicht schlau draus.« Er klopfte ihr liebevoll auf die Schulter und sagte: »Komm doch erst mal mit. Wir trinken bei Oma Hansen einen schönen Schluck Tee und dann kannst du erzählen, was du erzählen willst.«
Stumm lief Klara neben Fischer Hansen her. Sie hielten vor einem kleinen Friesenhaus und Herr Hansen klingelte Sturm.
»Ja doch, ja doch. Wird doch wohl keiner ersaufen.« Frau Hansen erschien in der Eingangstür.
»Nein, ist das nicht die Klara? Ist ja nett, dass du uns besuchen kommst. Wo sind denn die anderen? Ihr wart doch sonst immer viel mehr?«
Weiter kam Oma Hansen nicht, denn der Fischer schob seine Frau ins Haus zurück und sagte: »Nun vertell keine Märchen. Sieh zu, dass du Teewasser heiß kriegst.«
Sie gingen in die kleine Stube. Die Decke war niedrig und an den Wänden waren alte, vergilbte Friesenkacheln. Klara kuschelte sich in einen alten Ohrensessel und beobachtete Herrn Hansen mit fragenden Augen. Ob er sie wohl gleich zurückschicken würde, wenn er ihre Geschichte gehört hatte?
Frau Hansen brachte den Tee und setzte sich dazu. Sie hatte ihre Haare zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden. Ihr Gesicht war zerfurcht wie die Rinde eines uralten Baumes. Sie musste mindestens 70 Jahre alt sein. Aber ihre hellblauen Augen sahen noch ganz jung aus und strahlten lustig und spitzbübisch in die Gegend.
Sie bemerkte, dass Klara zitterte. »So, nun trink mal deinen Tee, kleine Dame«, sagte sie mit ihrer warmen Stimme.
Klara fühlte sich plötzlich ganz wohl und geborgen. Hier war alles anders. Sie hätte es nicht erklären können, aber es war einfach anders. Langsam wurde sie ruhig. Sie rückte sich in ihrem Sessel zurecht und begann, die ganze Geschichte aus dem Sonnenland zu erzählen. Von Herrn Bestmann, von Luise, von Frau Mazunke und von ihrer Mutter.
Die alten Leute hörten geduldig zu, schüttelten mal den Kopf, aber eigentlich gaben sie keine Kommentare ab.
Einmal unterbrach Klara ihre Geschichte. Frau Hansen hatte frischen Tee gebracht und einen Berg Kekse. Sofort fiel Klara über die Keksschale her und stopfte sich ungefähr fünf Kekse auf einmal in den Mund.
»Ja, sag mal, mien Deern, hast du denn überhaupt was zu essen gehabt?«, fragte Fischer Hansen. »Hm«, nickte Klara und kaute eine Umdrehung schneller, »eine Bratwurst in List am Hafen.«
Frau Hansen war auf der Stelle auf den Füßen. »Dann mache ich dir jetzt ein kräftiges Schinkenbrot, oder lieberein Rührei?« Noch ehe Klara antworten konnte, klingelte das Telefon.
»Hinrich, für dich!«, rief Frau Hansen aus der Diele. Der alte Hansen schlurfte raus und für einen Moment hatte Klara den Eindruck, als würden die Hansens in der Diele tuscheln. Aber sie kümmerte sich nicht weiter darum und verschlang rasch noch ein paar Kekse.
Herr Hansen kam wieder zurück in die Stube. Er räusperte sich. »Das war dein Vater. Die haben sich Sorgen gemacht. Und nun wollen sie dich abholen.«
»Nein, oh bitte nicht gleich! Nicht gleich wieder dahin!« Die Worte sprudelten aus Klara heraus. Gerade hatte sie wieder angefangen sich wohlzufühlen. Und nun sollte sie Hals über Kopf zurück zu all den Problemen?
»Hab ich mir schon gedacht, dass du etwas Zeit haben willst. Dann kriegst du besser Abstand zu der ganzen Sache. Also, das Zimmer von unserem Sven steht ja leer. Wenn du willst, bleib bis morgen.«
Glücklich lächelte Klara Fischer Hansen an. »Danke, das ist super. Aber diesmal sage ich lieber zu Hause Bescheid. Darf ich mal telefonieren?«
»Alles schon erledigt«, brummte der Alte, der sich über den Logierbesuch freute. Endlich war mal wieder junges Blut in der alten Friesenkate. »Morgen früh Punkt zehn Uhr wirst du abgeholt – von deinem Vater.«
Die Feier
Herr Christiansen war natürlich pünktlich wie ein Maurer zur Stelle. »Kommen Sie doch einen Moment rein«, sagte Frau Hansen und ihre hellen blauen Augen lachten fröhlich.
Herr Christiansen musste den Kopf einziehen, als er
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