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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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von seinem Hühnerhof entfernt hatte, kam ihnen in den Weg. Es gelang dem Chauffeur Eddie, mit knapper, gutgezielter Wendung den Unvorsichtigen zu überfahren. Hazel rupfte den Gockel, während sie weiterfuhren, und ließ die Federn zur fröhlichen Erinnerung durch die Lüfte flattern. Ein freundliches Morgenlüftchen, das aus der Richtung von Jamesburg das Tal durchwehte, trug das rote Gefieder in alle Weiten übers Meer und bis Lobos.
Der Carmel ist ein entzückender Fluß. Sein Lauf ist nicht lang, doch weist er alles auf, was man von einem Fluß füglich verlangen kann. Er entspringt in den Bergen, sprudelt und tollt eine Weile, stürzt durch Felsenschluchten, bildet Wasserfälle und Seen, bis er gemächlich zwischen Sykomoren und Weiden einherwallt, läßt Auen, Inselchen, Seitenarme und Sandbänke auftauchen, Aufenthaltsorte für allerhand Flußkrebse, und speist obendrein einen Forellenteich. Im Winter ist er reißend und wild, im Sommer ein Planschbecken für Kinder; Angler können darin herumspazieren. Zwischen den Farnkräutern der Ufer lugen Frösche. Hochwild und Füchse nahen am Morgen und Abend der Tränke; sogar der Berglöwe kriecht zuweilen heimlich geduckt aus dem Dickicht und schlürft von der Flut. Reiche Bauernhöfe leiten sein Wasser in ihre Obst- und Gemüsegärten.
Wenn der Abend hereinbricht, schlägt die Wachtel, und die Wildtauben gurren. Waschbären spähen nach Fröschen - kurz, es ist ein Flüßchen, das keine Behaglichkeit dieser Erde entbehrt.
Einige Meilen talaufwärts hat sich der Fluß sein Bett tief unter einem Felsen bereitet. Gleich einem Vorhang hängen Ranken und Farne von dem Felsplateau über das tiefe grüne Wasser hinab. Gegenüber ist der Strand sandig und flach. Da kann man auch abkochen und sich aalen.
An diesen Ort gelangten nun Mack und die Jungens und waren mit ihm und sich selber zufrieden. Wenn es irgendwo in der Welt Frösche gab, hier mußten sie sein! Wenn es irgendwo in der Welt Entspannung, Erholung und Aufatmen gab, war es hier. Auf ihrer Reise hierher war ihnen manches Gute zuteil geworden: der fette rote Hahn; der Sack Karotten, der von einem Gemüsekarren heruntergefallen war, und das Bündel Zwiebeln, das nicht heruntergefallen war! In ihrem Wagenkasten hatten sie einen leeren Fünfgallonenkanister, der oben abgeschnitten war; das war ihr Kochtopf. Ein Säckchen Kaffee trug Mack, Pfeffer und Salz führte Hazel mit. Ohne Geld kann man auf Touren gehen, aber nicht ohne Kaffee, Pfeffer und Salz. Das war für die Palace-Clique Dogma.
Vier runde Steine, im Ufersand zusammengestellt, bildeten ihren Kochherd, und bald lag der unvorsichtige Hahn gerupft und ausgenommen, von Wasser umspült, von Zwiebeln umringt im Kanister, und darunter, von dürren Weidenzweigen genährt, knisterte zwischen den Steinen ein niedriges Feuer. So dumm, ein großes Feuer zu machen, waren sie nicht! Zwar brauchte es lange, bis der Hahn gar wurde; er hatte ja auch viele Jahre gebraucht, bis er so groß und muskulös war, aber inzwischen, während um ihn das Wasser brodelte, verbreitete er einen lieblichen würzigen Duft. Inzwischen hielt Mack ihnen eine aufmunternde Rede: »Für Frösche ist die beste Zeit nachts. Also legen wir uns bis dahin am besten aufs Ohr.« Das taten sie denn und schliefen behaglich im Schatten. Nur Hazel blieb wach und achtete auf das Feuer.
Das Felsplateau war ihr Sonnenschirm, hinter dem schon um zwei Uhr nachmittags die Sonne versank. Eine frische Brise lief über den Sand. Die Sykomoren rauschten. Aus ihren Löchern unter den Farnen blinzelten verstohlen Frösche hervor. Mack hatte recht: bei Tag hüpften sie nicht umher. Nur kleine Wasserschlangen glitten über die Steine, schlüpften graziös in das Wasser und schwammen vom einen zum anderen Gestade, die Köpfe wie winzige Periskope hoch aufgereckt, und hinter jedem Schlänglein kräuselte zartes Kielwasser die klare Flut. Eine Forelle sprang, Moskitos und Schnaken summten über dem Fluß, Sonnenkäfer, Wespen, Fliegen, Hornissen flogen zum Nest, und während der Felsenschatten sich über das jenseitige Ufer verbreitete, huben die Wachteln zu schlagen an. Mack und die Jungens erwachten.
Der Duft des Suppenhahns erfüllte ihre Herzen mit Freude.
Hazel hatte ein Lorbeerblatt frisch vom Baume gepflückt und in die Brühe geworfen; auch die Karotten waren schon drin. Der Kaffee kochte gelinde auf einem eigenen Stein nicht zu nahe am Feuer.
Mack dehnte und reckte sich, stand auf, stolperte schlaftrunken zum

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