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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Buruna schmunzelten. Nur Gapolo verzog keine Miene und blickte starr geradeaus auf den Nebel.
    »Dann reiten wir!« Der Salamiter trieb sein Pferd an, ohne sich umzusehen. Der Weg ins Grauen begann.
    Es war kein Nebel, was da aus den Bodenspalten drang und sich in die Lungen der vier Reiter fraß, sobald sie heran waren. Giftige Dämpfe stiegen aus Rissen von ein, zwei oder drei Mannslängen auf, drückten sich über den Boden, breiteten sich schnell aus und wurden in die Höhe gewirbelt.
    Gapolo, der in seinem übertriebenen Eifer mitten in diese Dämpfe hineingeritten war, tauchte aus den Schwaden auf, doch nur für Augenblicke. Sein Pferd schien ihm nicht länger gehorchen zu wollen. Es scheute und bockte, stieg in die Höhe und schlug mit den Hufen aus, wie gegen unsichtbare Gegner. Der Salamiter hatte Mühe, sich im Sattel zu halten. Er hustete, und mit einer Hand bedeckte er seine Augen. »Das ist Dämonenwerk!« war seine Stimme aus den Schwaden heraus zu hören.
    Mythor sah ihn kurz und ritt auf ihn zu, doch als er die betreffende Stelle erreichte, fand er nichts mehr. Dafür war Gapolos Husten nun aus einer anderen Richtung zu hören und nicht nur seines.
    Mythors Augen brannten. Tränen liefen ihm über die Wangen. Und auch Pandor begann unruhig zu tänzeln. Von irgendwoher kam Harks wütendes Gebell. Lamir schimpfte, jammerte und hustete.
    »Zurück!« rief Mythor, und er spürte stechenden Schmerz in den Lungen, als ob feine Klingen ihm in den Rücken fuhren. Er konnte keine drei Fuß weit sehen. »Wir müssen diese Zone umreiten!«
    Er sah Gapolo, der schlaff vornübergebeugt im Sattel hing, trieb Pandor an und griff in die Zügel von Gapolos Reittier. Schwarze Punkte erschienen vor seinen Augen, und für einen Moment verlor er das Gleichgewicht. Ein Arm griff nach ihm. Er drehte den Kopf und sah Buruna dicht neben sich, die ein Tuch vor Mund und Nase gebunden hatte.
    Sie riss ihn wieder in eine aufrechte Lage. Mythor griff in Pandors Mähne und zog mit der anderen Hand das Pferd des Salamiters mit sich.
    Lamir erwartete sie vor der giftigen Zone. Mythor riss den Mund auf und atmete gierig. Das Schwindelgefühl schwand, und auch Gapolo richtete sich wieder auf. Aber der Weg zurück war abgeschnitten.
    Die Straße der Yarls verwandelte sich vor den Augen der Gefährten. Dort, wo sie eben noch geritten waren, platzte der Boden auf, und neue Risse bildeten sich. Die verbrannte Straße warf Wellen, als zögen von den Seiten Titanenfäuste an ihr. Dort türmten sich innerhalb weniger Augenblicke mannshohe Wälle auf, so steil und schroff, dass kein Pferd sie zu überspringen vermochte. Wo Schneewasser in die neu entstandenen Risse rann, wurde es Herzschläge später in heißen Fontänen weit in die Höhe geschleudert. Warmer Regen fiel auf die Freunde herab, die nun dicht beieinander waren und verzweifelt nach einem Weg aus dieser tückischen Falle suchten.
    Von allen Seiten umgaben sie die Dämpfe. Sie stiegen aus der Erde, flossen bis zu den Wällen und schwebten daran empor. Die kleine Insel atembarer Luft schrumpfte zusehends.
    »Wir müssen hindurch!« rief Mythor, während er Pandor beruhigend gegen den Hals schlug. »Macht es wie Buruna! Bindet euch Tücher vor die Gesichter! Irgendwann muss diese Zone zu Ende sein!«
    »Ja«, krächzte Lamir. Er hustete. »Und was kommt dann?«
    Buruna holte ein Laken aus einer Satteltasche, riss es in Stücke und reichte die Fetzen den anderen. Der Salamiter zögerte einen Moment, bevor er zugriff. Mythor begegnete seinem Blick und erschauerte.
    »Denk an dein Versprechen, Gapolo!« schrie er, um das Getöse einer Dampffontäne zu übertönen, als die Erde erneut aufriss und Dampf, Wasser und Staub ausspie.
    Noch einmal holten die Gefährten tief Luft. Als sie alle ihre Gesichter bedeckt hatten, gab Mythor das Zeichen.
    Mit angehaltenem Atem galoppierten sie in die gelblichgraue Wand hinein. Der Himmel war nicht mehr zu sehen. Von überall her drang unheimliches Kreischen an ihre Ohren. Pandor war nicht mehr zu bremsen. Nur kurz tauchten die Gefährten schattenhaft neben Mythor auf, als er an ihnen vorbeisprengte. Er sah kaum noch etwas. Wieder schossen ihm Tränen in die Augen, und das Beißen der Dämpfe schien unerträglich zu werden.
    Die Zone des Schreckens nahm kein. Ende. Die Luft wurde knapp. Wieder begannen dunkle Punkte vor Mythors Augen zu tanzen. Nur das Schlagen der Hufe zeigte ihm an, dass die Freunde dicht hinter ihm waren.
    Ein gellender Schrei

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