Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
an meinen Mast gebunden bringen!«
    »In dem Korb war Apophis«, sagte Aahmes-nofretari tonlos. »Er wollte fliehen. Wie unehrenhaft, sein Volk zu verlassen und sich wie ein Wiesel davonzustehlen. Woher hast du gewusst, dass er das ist? War noch jemand bei ihm?« Tani, dachte Ahmose sofort und griff nach der Hand seiner Frau. Die war kalt, und er drückte sie sacht.
    »Auf meinem Schiff brannte die Lampe des Steuermanns, Majestät«, sagte Abana. »Ich konnte in dem Korb Bewegung ausmachen, als er langsam an der Mauer herunterglitt. Ohne nachzudenken, denn ich war ja noch immer benebelt, habe ich meinen Bogen genommen und einen Pfeil auf die verschwommenen Gestalten im Korb abgeschossen. Es hat einen Mann getroffen, der aufgeschrien hat, herausgefallen ist und das dunkle Tuch mit sich gerissen hat, unter dem sich die Insassen versteckt hatten. Ein Schrei, und der Korb wurde eilig wieder hochgezogen. Gerade als der Korb über den Rand der Mauer gehievt wurde, hat ein Gesicht herausgespäht. Apophis, gar kein Zweifel. Einer meiner Bootsleute hat sich an ihn von seinem Besuch hier in Waset erinnert. Jetzt weißt du, warum ich um Vergebung bitten muss«, sagte Abana. »Der Thronräuber ist wieder in seiner Festung, und ich schäme mich.«
    Er verstummte, und Ahmose lehnte sich zurück, damit sein Gesicht im Schatten war. Seine Gedanken rasten. Neben ihm atmete Aahmes-nofretari hastig und hörbar, ob nun aus Zorn über Abanas Unfähigkeit oder aus Angst um Tani in jenem Korb, er wusste es nicht. Nein, Apophis würde Tani nicht mitnehmen, sagte sich Ahmose. Falls er jemanden mitnimmt, dann gewiss seinen ältesten Sohn, Apophis II. und vielleicht auch Kypenpen, seinen jüngeren Sohn. Eine Königin ist unschwer zu bekommen, Nachfolger schon schwerer. »Ist der Mann, den du erschossen hast, bekannt gewesen?«, fragte er unvermittelt. Abana schüttelte den Kopf.
    »Er war reich gekleidet, in ein Haushofmeistergewand«, sagte er. »Weiße Haare und ein Bart nach Setiu-Mode.«
    »Was Apophis jetzt wohl macht?«, überlegte Ahmose.
    Abana rümpfte die Nase. Nachdem er seine Geschichte erzählt hatte, ohne dass der König einen Wutanfall hatte, kehrte sein angeborenes Selbstvertrauen zurück. »Er wird es, glaube ich, noch einmal versuchen«, sagte er, »aber nicht so bald. Seine Erfahrung dürfte ihn verstört haben. Aber, Majestät, in Auaris muss die Lage kritisch sein, sonst hätte er nicht beschlossen, Tausende von Einwohnern, für die er Verantwortung trägt, im Stich zu lassen.«
    »Ich habe es satt, darüber Vermutungen anzustellen«, sagte Ahmose mit einem Seufzer. »Wie viel Wasser, wie viel Nahrung, wie viel Krankheit, wie viel Verzweiflung, was nützt das schon, wenn die Tore niemals aufgehen und die Niederlage nicht eingestanden wird? Steh auf, Abana.« Der junge Mann gehorchte. Ahmose konnte sehen, dass ihm beides, Essen und Erleichterung seines Gewissens, gut getan hatten. Er sah nicht mehr so gehetzt aus. »Falls das ganze Heer und die ganze Flotte gefeiert hätten und du im Dienst betrunken gewesen wärst, ich wäre gewiss so wütend gewesen, dass ich meinen Befehlshabern Nasen und Ohren abgeschnitten und sie in die Verbannung geschickt hätte«, sagte er. »Aber so undiszipliniert war niemand. Darum ist keine Schelte erforderlich, obwohl mir scheinen will, die Wachsamkeit der Generäle lässt etwas zu wünschen übrig. Gehe mit Achtoi. Er sucht dir ein Bett und jemanden, der dich badet.« Abana verbeugte sich.
    »Majestät, es stimmt, dein Heer ist gewissenhaft«, sagte er. »Ich danke dir für deine Großmut mir gegenüber, deinem beflissenen und zerknirschten Diener.« Er entfernte sich mit gekrümmtem Rücken rückwärts.
    »Ipi, hast du alles aufgeschrieben, was der Admiral gesagt hat?«, fragte Ahmose. Der Schreiber nickte. »Es wird, glaube ich, für mich Zeit, ins Delta zurückzukehren«, sagte Ahmose bedrückt. »Die Soldaten müssen mich wieder einmal sehen. Ihre Begeisterung für eine zugegebenermaßen langweilige Aufgabe nimmt ab.« Er war sich sehr deutlich des starren Profils und der Anspannung seiner Frau bewusst.
    »Ein eigenartiges Gefühl, als er zu der Stelle kam, dass Tani vielleicht in dem Korb gewesen ist«, sagte sie zögernd. »Ich war besorgt und wiederum nicht besorgt.« Er legte ihr den Arm um die verkrampften Schultern.
    »Ich weiß«, sagte er schlicht. »Wir sollten hineingehen, Aahmes-nofretari. Dir ist kalt.« Gehorsam stand sie auf. »Du tust, was du tun musst, ziehst nach Norden

Weitere Kostenlose Bücher