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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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oder bleibst hier. Was mich betrifft, so bin ich die Gefangene dieses Leibes und muss wieder einmal gebären.« Der Ton war schneidend, aber er war so klug, dass er darauf nichts antwortete.
    Im Haus gab sie ihm einen Kuss und wünschte ihm eine gute Nacht. Er bekam nicht mit, was sie zu dem Wachposten vor ihrer Tür sagte, aber es klang freundlich. Sie liebt die Soldaten, dachte er. Dieses Band wurde in den Tagen geschmiedet, als ich bewusstlos dalag und Ägyptens Schicksal ihr anvertraut war. Ihr und Aahotep. Ein Stück meines Lebens wird mir für immer fehlen, ihres jedoch ist weitergegangen, und ich bin auf ewig von den vielen Reifeprozessen ausgeschlossen, die während dieser Zeit rund um mich stattgefunden haben.
    Als Reaktion auf seine Überlegungen fing sein Kopf an zu schmerzen, ein leichtes Hämmern, das ihn mahnte, sein Lager aufzusuchen, doch Abanas Nachrichten hatten ihn beunruhigt. Jetzt verspürte er auch aufkommenden Ärger, nicht über den Admiral, sondern über das Schicksal, das ihn neckte, ihm Apophis vor der Nase baumeln ließ und wieder wegzog.
    Ahmose ging zu seinen Gemächern, an den salutierenden Soldaten vorbei, die die Flure bewachten, und blieb stehen. Er wusste, er musste schlafen, oder die Kopfschmerzen wurden schlimmer, aber auf einmal mochte er nicht mit seiner Ruhelosigkeit allein sein. »Lass Fürst Anchmahor holen«, sagte er zu Achtoi vor seiner Tür. »Richte ihm aus, er soll mich an der Bootstreppe treffen, und dann suche dein Lager auf, Achtoi. Ich möchte einen Teil der Nacht auf dem Fluss verbringen.«
    »Die Flut hat ihren Höchststand erreicht, und die Strömung ist sehr stark«, sagte Achtoi bedenklich. »Ist das klug, Majestät?«
    »Nein, das ist es nicht«, erwiderte Ahmose. »Und ehe du gehst, hole mir einen Umhang.«
    Anchmahors Gegenwart war tröstlich. Er besaß eine gelassene Selbstsicherheit, die Ahmose beruhigte, und als beide zu den Riemen griffen und von der Bootstreppe ablegten, spürte Ahmose, wie sich Anspannung und Enttäuschung verflüchtigten. Der Mond rundete sich zur vollen Scheibe, war eine bläuliche, verformte Kugel, deren Schein dennoch hell genug war, dass sie eine gesplitterte Silberspur auf den dunklen, hohen Fluten des Nils hinterließ. Ahmose nahm diese stille Schönheit langsam in sich auf. »Wenn ich doch nur angeln dürfte«, sagte er betrübt. »Ein König darf Hapi nicht beleidigen, aber mir fehlt meine Lieblingskurzweil.«
    »Wohin möchtest du, Majestät?«, fragte Anchmahor höflich, als die Strömung an ihrem Boot zu ziehen begann. Ahmose hob die Schultern.
    »Lassen wir uns ein Weilchen stromab treiben und rudern wir dann zurück«, sagte er. »Ich muss mich körperlich betätigen, und außerdem kann ich einfach noch nicht schlafen, Anchmahor. Auaris treibt mich zum Wahnsinn.«
    »Die Lage im Norden kann so nicht ewig bleiben«, hielt Anchmahor dagegen. »Wenn wir weiter Geduld üben, Majestät, muss die Stadt zu guter Letzt fallen.«
    »Sie hätte vergangenen Monat fallen können«, stöhnte Ahmose, und während der Fürst die Hand am Steuer hatte und sie den Nil hinabglitten, erzählte er Anchmahor alles, was Abana berichtet hatte. Der Fürst lauschte, warf hier und da eine Bemerkung ein, und schon bald waren sie in eine Unterhaltung vertieft.
    Der Weg zurück zur Bootstreppe war anstrengend und ließ wenig Luft fürs Reden, und als das Boot vertäut lag und sie wieder vor den Toren zu Ahmoses Garten standen, waren beide Männer müde und schweißnass. Ahmose wünschte dem Fürsten eine gute Nacht, man machte ihm auf, und er ging ums Haus herum zum Badehaus. Das war dunkel und leer. Er ließ die Eingangstür offen, damit ein wenig Mondschein hereinfiel, und prüfte die hohen Wasserkrüge an den Wänden, bis er einen vollen fand. Er nahm eine Hand voll Natron, schrubbte sich ab und übergoss sich mit kaltem Wasser. Alle Tücher waren in der Wäsche, aber das machte nichts. Nass, wie er war, griff er nach seinem verdreckten Schurz und dem Umhang, machte die Innentür auf und tappte leise zu seinen Gemächern, und da merkte er, dass er überhaupt keine Kopfschmerzen mehr hatte.
    Als er sich seiner Tür näherte, sah er Licht auf den Flur fallen. Drinnen hörte er erregte Stimmen, die seiner Frau und eine andere. Von hinten rasche Schritte, und Emchu eilte auf ihn zu. »Majestät, meine Männer haben dich überall gesucht!«, keuchte er. »Achtoi hat gesagt, dass du auf dem Fluss bist, aber als ich die Wachen befragt habe, warst du

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