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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Soldaten ganz Auaris umzingeln?
    »Ich weiß, wie geschickt du mit dem Boot umgehen kannst«, sagte er gereizt. »Darauf musst du mich nicht erst hinweisen. Sag, was ist geschehen?« Abana blickte zu ihm hoch.
    »Wir haben versagt, Majestät«, gestand er. »Uns bot sich Gelegenheit, Apophis zu fangen, und wir haben sie verschenkt. Ich überbringe dir die untertänigsten Entschuldigungen der Generäle, die für die Belagerung der Stadt verantwortlich sind.«
    »Ihn fangen?«, hakte Aahmes-nofretari scharf nach. »Willst du damit sagen, dass Auaris gefallen ist?« Sie hatte sich vorgebeugt, ihre Miene war ungläubig. Abana schüttelte den Kopf.
    »Mögen uns die Götter für unsere Nachlässigkeit strafen«, sagte er bitter. »Zu unserer Entschuldigung möchte ich sagen, dass eine jahrelange Belagerung ermüdend ist und dass Soldaten auf ihrem Posten unaufmerksam werden, selbst wenn sie noch ihre Pflicht tun.« Er stolperte ein wenig über die eigenen Worte, und obwohl Ahmose darauf brannte, seinen Bericht zu hören, gebot er ihm Einhalt.
    »Iss und trink, ehe du weiterredest«, sagte er. »Achtoi hat dir zu essen gebracht.« Abana griff hastig zu. Ahmose wartete. Endlich wischte sich Abana den Mund.
    »Verzeihung, Majestät…«, fing er an, doch da riss Ahmose der Geduldsfaden.
    »Demut vor den Göttern ist etwas sehr Schönes«, brüllte er, »aber vor einem König ist sie ein ärgerliches Hindernis, dem man am besten einen Tritt gibt. Ausgerechnet du, Admiral, hast sie nicht gerade gepachtet, also Schluss damit, rede.«
    Abana kreuzte die Beine, umschlang die Knie und wiegte sich ein wenig hin und her. Er ist wirklich gemäßigter geworden, dachte Ahmose erstaunt. Das ist nicht gespielt. »Am Zwölften im Athyr haben wir den letzten Tag des Hapi-Festes gefeiert«, begann Abana. »Natürlich hat das ganze Heer teilgenommen, doch da Hapi der Nilgott ist, hat die Flotte die Riten mit besonderer Ehrfurcht und Freude befolgt.« Er warf Ahmose einen raschen Blick zu. »Wenn ich sage, das ganze Heer, dann meine ich die Männer, die dienstfrei hatten. Ein Teil der Flotte hat weiter die Kanäle rings um Auaris patrouilliert, nüchtern und wie es sich gehört.«
    »Und die Übrigen haben sich betrunken«, sagte Ahmose trocken. Abana nickte.
    »Wie immer bei Festen«, bestätigte er. »In jener Nacht hat Paheri die Flotte befehligt. Ich und meine Mannschaft, wir hatten frei und haben mit unserem Bier am Kochfeuer gesessen. Wir waren auf der Ostseite der Stadt mit Wasser zwischen uns und den Mauern. Auf einmal haben wir von der Westseite, wo sich der Hauptnebenarm an Auaris vorbeischlängelt und wo das Tor schon einmal aufgegangen ist, einen großen Tumult gehört. Ich bin aufgestanden und losgerannt. Als ich zum Tor gekommen bin, war eine Heerschar Setius leise und im Schutz der Dunkelheit herausgekommen und griff unsere Männer an. Das Tor war wieder zu. Unsere Männer waren überrascht und durcheinander. Es hatte keine Warnung gegeben.«
    »Natürlich nicht«, warf Ahmose ein. »Haben die Generäle erwartet, dass die Setius mit Fackeln auf der Mauer stehen und rufen ›Alles bereit, wir kommen raus‹?« Abana umfasste seine Knie fester.
    »Die Stadt ist so lange still gewesen, wochenlang, Majestät, als wäre sie tot. Der Ausfall kam völlig unerwartet. Ich bin zur Strahlen in Mennofer zurückgerannt. Wir waren auf der Ostseite von Auaris und wollten uns in den Kampf stürzen. Aber als ich die Mauer gemustert habe, war da eine Bewegung.« Er schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Ich Dummkopf! Ich hatte dienstfrei. Ich war betrunken und wurde wieder nüchtern, aber nicht schnell genug. Mauer und Himmel waren sehr dunkel. Ich konnte nicht gut sehen, aber mein Vetter Zaa neben mir hat ins Dunkel gezeigt. ›Da oben sind Männer und lassen etwas herunter‹, hat er gesagt. ›Ein Boot, glaube ich.‹ Bei seinen Worten schlug etwas auf dem Wasser auf. Ich hatte keinen Durchblick. Wenn ich mich nicht mit Bier hätte voll laufen lassen, mir wäre schneller klar geworden, dass die Kämpfe auf der Westseite reine Ablenkung waren. ›Sie lassen noch etwas herunter‹, hat Zaa gesagt. ›Sieht wie ein großer Korb aus. Was ist da los, Ahmose?‹« Abana ballte die Fäuste und hämmerte auf den Boden ein. »Majestät, da habe ich noch immer nichts begriffen«, platzte er heraus. »Wenn ich jenen Korb in Ruhe gelassen, wenn ich ruhig abgewartet hätte, könnte ich hier heute Abend vor dir stehen und dir deinen abscheulichen Feind

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