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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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dass sich ein Bauer als ehrlich erweist, während Fürsten für ihre Niedertracht gestorben sind, dachte Ahmose, als er sich unter seiner Decke drehte, weil er einen bequemen Platz auf dem unebenen Gelände finden wollte. Ein Eselzüchter und obendrein ein Spion. Ein ehrlicher Spion. Er lachte stillvergnügt und schloss die Augen.
    Am Abend des darauf folgenden Tages war er staubig und müde wieder daheim und ging gleich ins Badehaus, um sich den Reisestaub abwaschen zu lassen. Hekayib band ihm gerade einen sauberen Schurz um, als Aahmes-nofretari eintrat. »Ich habe Anchmahor durch den Garten gehen sehen«, sagte sie. »Ich freue mich, dass du wohlbehalten zurück bist, und das so bald! Bist du hungrig? Ahmose-onch und ich haben noch nicht gespeist.« Sie trug ein langes, durchsichtiges Hemdkleid, in dessen weißen Falten Silberfäden funkelten. Ahmose fand, sie hatte noch nie so schön ausgesehen. Ich kann es ihr nicht sagen, dachte er. Ich ertrage es nicht, wenn dieses Lächeln verblasst und ihre Augen vor Zorn und Enttäuschung trübe werden. Er ging zu einer Bank an der Wand und setzte sich, damit Hekayib ihm die Sandalen anziehen konnte.
    »Es war nur ein kleines Scharmützel«, sagte er. »Wegen Esna und Pi-Hathor müssen wir uns keine Sorgen mehr machen. Ich habe Ahmose Abana zum Fürsten ernannt und ihm die Nomarche Nechen übertragen.« Sie wölbte die Brauen.
    »Ganz gegen deine Art hastig, mein Gemahl! Er hat Glück, dass er sich dein Vertrauen so schnell erwerben konnte.« War da unterschwellig Kritik zu hören?
    »Ich bin halb verhungert«, gestand er, stand auf und reichte ihr den Arm. »Es ist noch früh am Abend. Wollen wir im Garten speisen? Danach muss ich einiges diktieren.« Sie fragte nicht was. Ich habe ihr zugesichert, dass ich zur Geburt ihres Kindes daheim bin, dachte er zerknirscht, daher ist sie so zufrieden. Sie will nichts weiter, als dass ich bei ihr bin.
    Weil er sich schämte, war er besonders besorgt um sie, als sie in die sanfte Dämmerung traten und zu ihren Polstern und Matten gingen. Er half ihr beim Hinsetzen, legte ihr einen kurzen Umhang um die Schultern, nahm Uni die Gerichte ab und bediente sie höchstpersönlich. Er wedelte ein paar verspätete, träge Fliegen von ihrem Hals fort und ermahnte Ahmose-onch mehrmals, sich nicht so ungeschickt anzustellen. Sie sagte nur: »Du solltest öfter fortgehen, Ahmose, wenn ich dir dann fehle und du nach deiner Rückkehr so lieb bist!« Hier bot sich ihm Gelegenheit, sich ihr zu eröffnen, aber die Worte wollten ihm nicht über die Lippen.
    Auf einmal nahm sie seine Hand und legte sie auf ihren Unterleib, hielt sie fest, und er spürte, wie sein Kind gegen seine Hand trat, und da überkamen ihn Abscheu, Mitleid, Liebe und Furcht. »Es dauert nicht mehr lange«, sagte sie und küsste ihn aufs Ohr. »Dieses Mal wird es ein Sohn, was meinst du, Ahmose? Oder noch besser, eine Tochter!« Er konnte nicht antworten, der Kummer überwältigte ihn, und da schloss er sie fest in die Arme.
    Später ließ er Ipi holen und diktierte ihm Abanas Erhebung in den Fürstenstand und Briefe an seine Befehlshaber, die seine unmittelbar bevorstehende Ankunft meldeten. Er schickte auch nach Hor-Aha, Turi und Anchmahor und befahl ihnen, in zwei Tagen marschbereit zu sein. Dann begab er sich in Aahmes-nofretaris Gemächer. Die begrüßte ihn überschwänglich auf ihrem Lager, und trotz seiner Sorge reagierte sein Leib auf die sinnliche Einladung. »Ich möchte dir nicht wehtun oder das Kind gefährden«, sagte er ungeschickt, wurde aber dennoch zu ihr gezogen.
    »Im nächsten Monat geht es vielleicht nicht mehr«, antwortete sie mit belegter Stimme. »Aber lass uns heute allen Ärger beiseite schieben, lieber Bruder. Wir lieben und brauchen uns, und was könnte wichtiger sein als das hier?« Auaris ist wichtiger, dachte er, als er auf das Lager neben sie sank. Apophis zu töten ist wichtiger. Amun, hilf mir, wie kann ich ihr nur verständlich machen, dass sie zwar in meinem Herzen und meinem Kopf ist, mir jedoch etwas anderes vorübergehend wichtiger ist und mich verzehrt, obwohl ich mich ihr hingebe?
    »Nichts«, log er und wusste nicht, ob sie es gehört hatte oder ob es ihr im Augenblick einerlei war. »Überhaupt nichts, meine Herzallerliebste.«
    Das Unwetter brach am darauf folgenden Nachmittag los. Chabechnet war nach Norden aufgebrochen, die Divisionen Amun und Re und die Medjai sammelten Waffen, zählten Pfeile und ölten Leder, und Ahmose hatte Achtoi

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