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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Ägypten unabsichtlich zum Feind machen.« Er wurde offenkundig immer bedrückter.
    »Dann schicke Nachricht«, sagte Ahmose nachdrücklich. »Und falls du die Erlaubnis erhältst, bitte um weitere Schiffe aus Keftiu. Sechs werden nicht reichen. Ich diktiere einen Brief an deinen Herrscher, in dem ich um seine brüderliche Hilfe bitte. Aber während du wartest, arbeitest du bitte mit Fürst Abana zusammen und bringst uns Wasser? Gegen Gold?« Der Kapitän gab nach.
    »Gut«, willigte er ein und sackte in sich zusammen.
    »Danke.«
    »Ihre Schiffe sind interessant, Majestät«, sagte Abana leise. »Meine Kapitäne und ich können bezüglich Konstruktion und Handhabung viel von ihnen lernen. Später brauchen wir auch solche Schiffe, falls wir vermehrt Handel treiben wollen.«
    »Behandele sie höflich, Abana«, antwortete Ahmose im gleichen Ton. »Lobe ihre Seemannskunst. Mische unsere Bootsleute unter ihre. Zweifellos ist der Herrscher in Keftiu so einsichtig, dass er uns hilft, aber in der Zwischenzeit brauche ich Wasser!« Abana verbeugte sich und lächelte.
    »Ich verstehe vollkommen, Majestät. Sei versichert, dass sie morgen früh unterwegs zum Delta sind und von der Cha-em-Mennofer begleitet werden. Binnen sechs Tagen erwarte ich sie mit Wasser zurück. In drei Tagen soll Paheri weitere Schiffe losschicken. Damit haben wir einen ständigen, wenn auch mageren Vorrat, bis weitere Schiffe von Keftiu eintreffen.«
    In dieser Nacht schlief Ahmose gut, obwohl die Unterredung mit seinen Generälen nichts erbracht hatte. Belagern war einfach. Die Außenflanke des Heeres zu bewachen war einfach. Nur das Betreten von Scharuhen war unmöglich. Lediglich Hor-Aha hatte einen nützlichen Vorschlag gemacht. Wenn das Tor aufginge, um Tani einzulassen, könnte man stürmen. Er war enttäuscht, als Ahmose das abschlug. »Es würde meine Schwester in den Augen ihres Gemahls zur Verräterin machen«, hatte er gesagt. »Apophis und der Befehlshaber von Scharuhen würden glauben, dass sie ehrlos gehandelt hat. Ich will diesen sich in die Länge ziehenden Krieg zwar unbedingt beenden, aber das tue ich Tani nicht an.«
    »Majestät, die Treue zu deiner Familie ehrt dich«, hatte Iymeri gesagt und hatte beherzt fortgefahren: »Aber dein Hauptziel ist doch die Einnahme der Stadt und nicht der gute Ruf deiner Schwester.« Beifälliges und auch besorgtes Gemurmel unter den Männern. Sie erwarteten einen Ausbruch königlichen Zorns, doch der kam nicht.
    »Ich weiß deine Aufrichtigkeit zu schätzen, General«, hatte Ahmose gelassen erwidert. »Als wir dieses Heer aufgebaut haben, habe ich euch, glaube ich, Redefreiheit zugesagt. Doch abgesehen davon würde Tani merken, was wir vorhaben, und sich weigern, zum Tor zu gehen. Ich bin dagegen. Ich habe gesprochen.«
    Ahmose hatte gedacht, ihre stumme Missbilligung würde ihn ärgern und ihn vom Schlafen abhalten, als er später auf seinem Feldbett lag. Zum ersten Mal gab es zwischen ihm und seinen Waffengefährten keine Übereinstimmung. Doch demütig erkannte er, dass sie ihn nicht nur als ihren König ehrten, sondern auch Zuneigung zu ihm als Mensch empfanden, und da überließ er sich froh dem Schlaf.
    Der Morgen war nicht ganz so kalt wie die anderen, seit sie die Horusstraße verlassen hatten. Es hatte nicht gefroren, der Himmel hatte eine freundliche Farbe, und die Sonne schien himmlisch warm. Die Kampfbegeisterung hatte wieder zugenommen, seitdem man feste Stellungen bezogen hatte, und die Medjai, die auf der Reise von Auaris nach hier seekrank gewesen waren, hatten sich erholt, befanden sich hinter der Amun-Division und schossen unter viel Gekreisch und hellem Gelächter auf Zielscheiben.
    Eine Belagerung schafft eine sonderbare Stadt, dachte Ahmose, als er hinaus in den funkelnden Sonnenschein trat. Keine Frauen oder Kinder, Zelte statt Lehmhäusern und Läden, doch sonst gleicht alles einer riesigen Stadt mit ihren Straßen, ihren Kornspeichern, ihren Schreinen, ihren Menschenmassen, dem Geruch nach Gebratenem und dem Wiehern der Esel. Von Tani oder ihrer Leibwache war nichts zu sehen, obwohl ihre Zeltklappe zurückgeschlagen war. Ahmose verspürte Gewissensbisse, weil ihn das erleichterte. Auf den Mauern von Scharuhen drängelten sich schon wieder die Zuschauer, Männer und Frauen, deren Haar und Kleidung in der steifen Brise flatterten und deren Unterhaltung helle Aufregung verriet. »Gemessen an dem Krach könnten sie ein Fest feiern«, meinte Anchmahor. Er und seine Getreuen waren

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