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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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schon bald hatten sie ihre Kräfte geschont, damit sie die aufrechte Haltung und ihr Schweigen wahren konnten. Ahmose war in eine grimmige Trance gefallen, als sich Chabechnet vorbeugte und flüsterte: »Majestät, sie sind da.« Ahmose hob den Kopf. Die drei Männer von gestern waren aufgetaucht und beugten sich über die Steinbrüstung, die um die Mauer herumlief und ihnen bis zur Mitte reichte, doch dieses Mal hatte sich die Gestalt in der Mitte eine lange Vogelfeder ins Stirnband gesteckt, und die zu seiner Rechten hob ein Horn an den Mund. Der Ton war erschreckend harsch, und Ahmose spürte, wie die Erschöpfung bei diesem ohrenbetäubenden Klang von ihm abfiel.
    »Ahmose Tao, selbst ernannter König von Ägypten«, rief der Mann in der Mitte herunter. »Ich bin der Hik-chase dieser befestigten Stadt. Mein Wort ist Gesetz. In deiner Dreistigkeit hast du die Herausgabe von Awoserra Apophis gefordert, welcher der wahre Herrscher Ägyptens ist und den du Wüstenhund aus seinem Land gejagt hast. Er steht hier unter meinem Schutz, und das bleibt auch so. Ich lache über deine Anmaßung und mache mich über deine prahlerischen Drohungen lustig. Nimm deine Soldaten und krieche zurück in die Hundehütte, aus der du gekommen bist. Scharuhen wird sich dir niemals öffnen.« Dann war er so schnell und leise verschwunden, wie er gekommen war, und Ahmose merkte, dass er nur noch die Brüstung anstarrte.
    »Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, uns seinen Namen zu nennen, Majestät«, sagte Anchmahor mit erstickter Stimme. »Wahrlich, wir sind in einem Land ohne Maat, wenn der Gebieter einer Stadt, selbst wenn er ein Feind ist, mit einem anderen Gebieter derart umspringt.«
    In diesem Augenblick wurde Chabechnet von etwas am Kopf getroffen. Mit einem Aufschrei hob er die Hand, und als er das tat, wimmelte es auf der Mauer auf einmal von kreischenden, johlenden Menschen, die sie bewarfen, und als sich Mesehti bückte und ein Geschoss aufhob, das in den Streitwagen gefallen war, erkannte er es angeekelt.
    »Eseldung«, rief er, warf ihn fort und wischte sich die Hand am Schurz ab. »Sie bewerfen uns mit Tierexkrementen, Majestät.« Er ruckte an den Zügeln und riss die Pferde heftig herum. Mehrere Getreue sprangen in den Streitwagen, um Ahmose vor dem Hagel zu beschützen, und mit Anchmahor und Ahmoses restlicher Leibwache brausten sie außer Reichweite der erregten Menschenmenge.
    Nachdem Ahmose wohlbehalten ausgestiegen war, befahl er Mesehti zu warten. Er griff sich eine Hand voll Dung und ging mit weichen Knien zu Tanis kleinem Zelt, riss die Klappe auf und trat rasch ein. Sie stand in einem weiten Gewand neben ihrem Feldbett, das Haar fiel ihr gelöst auf den Rücken, offenkundig wollte sie Mittagsruhe halten. Ahmose trat vor sie und hielt ihr das eklige Ding unter die Nase. »Das hier ist Eseldung, den hat man von den Straßen Scharuhens abgekratzt und mich damit beworfen, als ich vor dem Tor gestanden und auf eine Antwort auf mein Ultimatum gewartet habe«, sagte er zähneknirschend. »Das ist die Beleidigung, mit der dein feiner Mann und sein Setiu-Bruder mich und meine Edlen hat bewerfen lassen. Es sind wilde Tiere, die du deiner eigenen Familie vorziehst, vor allem aber Ramose, einem ehrenwerten Mann, der dich geliebt hat!« Er warf ihr den Dung vor die Füße. »Heket soll deine Sachen packen, du verlässt auf der Stelle dieses Lager. Mesehti wird dich zum Tor fahren. Ich möchte dich nie wieder sehen, Tani. Deine Anwesenheit ist eine Beleidigung für jeden treuen Ägypter hier.« Sie war blass geworden und erzitterte unter seinem Wutausbruch. Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Ahmose, es tut mir Leid…«, stammelte sie, doch ein Aufschrei Hekets, die sich in die Ecke duckte, unterbrach sie.
    »Majestät, ich will nicht mit zu den Setius! Ich will heim nach Waset!«, schrie sie, lief zu Tani und warf sich ihr zu Füßen. »Gib mich frei, bitte, bitte!« Sie wandte sich an Ahmose. »Göttlicher, habe Mitleid mit mir«, schluchzte sie. »Ich bin keine Sklavin. Ich habe deiner Familie treu gedient, sogar in der stinkenden Enge von Auaris. Bitte, lass mich gehen!« Ahmose antwortete ihr, ehe Tani den Mund aufmachen konnte.
    »Ich würde nicht einmal den räudigsten Köter, der am Anleger von Waset nach Fressen sucht, in diesen verfluchten Ort schicken«, sagte er. Es war eine absichtliche Beleidigung seiner Schwester, und sie schluchzte erstickt auf. »Pack die Sachen deiner Herrin, danach bist du frei. Ich

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