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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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meine schöne Königin«, gab er zurück, doch seine Stimme klang fröhlich. »Nur dir.«
    Drittes Kapitel
     
    Am folgenden Nachmittag brachen Ahmose, die Medjai und das Waset-Kontingent nach Norden auf. Ahmose stand oben an der Bootstreppe, hatte die kleine Hand von Ahmose-onch in seiner und war erschöpft, aber zufrieden. Ich habe nicht gewusst, ob ich es schaffe, dachte er. Das Ganze war ein Wagnis, aber ich habe die Grundlagen zu einer neuen Streitmacht gelegt, habe meine Kontrolle über den Großteil Ägyptens bekräftigt und die Macht der Fürsten gebrochen, obwohl sie es noch gar nicht gemerkt haben. Nun steht nur noch Apophis zwischen mir und der vollkommenen Beherrschung Ägyptens.
    Er warf Hor-Aha einen verstohlenen Blick zu. Der General unterhielt sich leise mit Anchmahor, eine schwarze Hand lag locker auf dem Schwertknauf, die andere gestikulierte gemessen. Anchmahor blickte zu Boden, nickte gelegentlich ernst und lauschte. Er hat sich nicht beschwert, dachte Ahmose. Nicht mehr seit jener ersten Sitzung, als er gesagt hat, dass er mich versteht. Aber es muss ihn hart ankommen, dass er nur noch die Medjai befehligen darf. Wenn ich sie doch nur nicht so nötig brauchte. Dann würde es mir nichts ausmachen, wenn er mit ihnen nach Wawat zurückginge. Aber so muss ich immer darauf achten, dass ich ihn wie Kamose um Rat frage, denn eins stimmt, als Taktiker ist er unübertroffen. Ob er wohl argwöhnt, dass ich nicht vorhabe, seinen Fürstentitel zu bestätigen oder ihm ein Anwesen zu geben, bevor ganz Ägypten mir Untertan ist?
    Rings um sie herrschte die Geschäftigkeit des Aufbruchs. Schade, dass ich die Ernte verpasse, dachte Ahmose jetzt. Wenn ich nach Haus komme, hat die Überschwemmung eingesetzt, die Speicher sind voll, und der neue Wein gärt in den Fässern.
    Er spürte, dass Ahmose-onch ihn am Arm zupfte. »Ich möchte mit, Vater«, zwitscherte er. »Ich möchte in den Krieg ziehen.« Ahmose schenkte dem beflissenen Kerlchen ein Lächeln.
    »Und ich würde dich gern mitnehmen«, sagte er, »aber erst musst du einen Bogen spannen und Speer und Schwert schwingen können, und vor allem musst du lesen können.«
    »Lesen?« Ahmose-onch verzog das Gesicht. »Warum?«
    »Weil sich vor einer Schlacht alle Generäle und Befehlshaber um die Landkarten versammeln, die Schreiber mit den Namen von Städten und Dörfern und Nebenflüssen gezeichnet haben, und dann entscheiden sie, was sie tun wollen. Ipi schreibt alles auf, aber woher willst du wissen, ob er die richtigen Worte gefunden hat, und wie willst du den Männern diese Worte weitergeben, wenn du nicht lesen kannst?« Ahmose ging in die Hocke. »So Amun will, bist du eines Tages König«, fuhr er freundlich fort. »Aber ein König muss besser kämpfen als jeder Mann in seinem Königreich und besser lesen und schreiben können als jeder Schreiber. Wenn du das alles beherrschst, darfst du mit. Du wirst mir fehlen, mein kleiner Falke-im-Nest.«
    »Wenigstens muss mir Mutter dann ein eigenes Zimmer geben«, brummelte Ahmose-onch. »Ich bin schon groß, ich will nicht mehr mit Hent-ta-Hent teilen.« Ahmose stand auf.
    »Wenn du fünf bist und mit dem Lernen beginnst, bekommst du ein eigenes Zimmer«, sagte er. »Ich lasse für dich anbauen. Bis dahin musst du Mutter und Großmutter gehorchen.«
    »Vater, gut, dass ich nicht auch Urgroßmutter gehorchen muss«, platzte Ahmose-onch heraus. »Die schimpft immer, und wenn ich sie umarmen muss, pikst sie mich mit den Fingernägeln.« Ahmose verbiss sich die Ermahnung, die ihm auf der Zunge lag. Ich mag sie auch nicht, wollte er sagen. Mein ganzes Leben lang hat sie mich übersehen oder mich je nach Laune geduldet. Für sie bin und bleibe ich der vertrauensselige, arglose und ziemlich dumme Ahmose. Die Unterhaltung vor einigen Monaten hat keinen Sinneswandel bewirkt, obwohl wir einen wackligen Waffenstillstand geschlossen haben, aber wird sie sich offen gegen meine Politik stellen? Ich weiß es nicht, dazu ist es noch zu früh.
    »Trotzdem«, sagte er zu dem erhobenen Gesichtchen, das seinem Vater Si-Amun und darum auch Kamose zu ähneln begann, »ist sie eine große und edle Herrin, die deine Achtung verdient. Ein König muss lernen, seine Gefühle zu verbergen, Ahmose-onch, und darüber dennoch nicht zum Heuchler zu werden…« Aber Ahmose-onch hatte das Interesse verloren und schlug nach einem goldenen Mistkäfer.
    »Lass das, Ahmose-onch!«, rief seine Mutter jetzt. Sie kam zu ihnen, und Ahmose küsste sie auf

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