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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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vertraust!« Ahmose seufzte innerlich beim Anblick der ärgerlichen und bestürzten Miene.
    »Du bist in der Tat Fürst dieser Nomarche«, sagte er vorsichtig. »Du bist Erpa-ha. Aber es ist mein Wille, dass du diese Nomarche zusammen mit dem Ratgeber, den ich dir aus Waset schicke, klug und gerecht verwaltest, und es ist mein Wille, dass das Heer von Männern befehligt wird, die sich aufs Kämpfen verstehen, nicht aufs Verwalten. Das hat nichts mit Vertrauen zu tun. Kannst du kämpfen, Fürst?« Der Mann blickte frostig.
    »Nein, Majestät, dazu hatte ich bislang keine Gelegenheit. Aber mein Vater hat mich in der Kunst des Bogenschießens und des Schwertfechtens geschult. In Kriegszeiten hat immer Ägyptens Adel befehligt.«
    »Deine Fähigkeiten im Umgang mit Waffen zweifle ich auch nicht an.« Ahmose ließ sich nicht erweichen. »Aber für diesen Krieg brauche ich Männer als Befehlshaber, die sich bereits unter meinem Bruder in der Schlacht bewährt haben und folglich das Delta kennen. Ich traue dir zu, das zu tun, was Fürsten immer getan haben, nämlich mit angeborener Tüchtigkeit zu verwalten. Generäle brauchen kein blaues Blut, um Truppen aufzustellen und zu befehligen. Sie brauchen Autorität, die Gehorsam und Demut fordert.«
    »Ich verstehe, Majestät«, sagte Iasens Sohn schließlich, und Ahmose nahm seine Verneigung entgegen und entließ ihn. Was man dir ansieht, dachte er, als der junge Mann davonstolzierte, dass ihm der Schurz um die kräftigen, jungen Schenkel flatterte. Aber mach etwas dagegen. Ich kann es mir nicht leisten, dass du dich als Befehlshaber beweist.
    »Chonsu wird aufgelöst, sowie Auaris fällt. Die Division gehört nicht zum Berufsheer«, bemerkte Turi, als er und Ahmose zum Fluss zurückgingen. »Vielleicht ist das doch keine so gute Idee, Majestät.«
    »Du meinst, wegen Iasen? Glaubst du, dass Badari weiterhin ein schwaches Glied in meiner Kette ist?«
    »Kann sein. Aber Hor-Aha und Anchmahor und ich haben beim abendlichen Wein über die Verteilung des Berufsheeres nachgedacht. Es erscheint uns vernünftig, zwei Divisionen in ständiger Bereitschaft zu halten, vielleicht Amun und Re, für die anderen drei jedoch in sorgfältig ausgewählten Städten am Nil Dauerquartiere zu schaffen.«
    Ahmose schenkte ihm ein Lächeln. »Vermutlich habt ihr drei auch schon Vorschläge dazu?«
    »Ja, Majestät.« Turi zögerte. »Und du bist nicht beleidigt?« Ahmose blieb stehen.
    »Natürlich nicht!«, platzte er heraus. »Ihr Götter, Turi, du und ich, wir haben von Kindesbeinen an gerungen und sind um die Wette gelaufen. Wir haben jeden Gedanken geteilt, bis man dich und deinen Vater fortgeschickt hat. Bist du nicht mehr mein Freund?«
    »Ich weiß nicht so recht, ob göttliche Wesen Freunde haben«, erwiderte Turi.
    »Und ich brauche Männer, die mir furchtlos die Meinung sagen«, gab Ahmose zurück. »Wenn du möchtest, erhebe ich dich auch noch zum Obersten Ringer Seiner Majestät.« Turi lachte.
    »Ich brauche keinen anderen Titel«, sagte er. »Also, Majestät, baue in Chemmenu, Mennofer und Necheb und auch in Badari Quartiere für die Divisionen. Chemmenu ist nur zehn Meilen von Neferusi gelegen, wo Teti und Meketra geherrscht haben, ehe sie hingerichtet wurden. Eine Division in Chemmenu würde dir Seelenfrieden verschaffen. Mennofer ist kurz vor dem Delta gelegen. Necheb wird deine südliche Flanke schützen.« Ahmose nickte.
    »Danke, Turi«, sagte er ziemlich förmlich. »Ich werde deinen Vorschlag überdenken.«
    »Wer weiß, was in Djawati und Achmin noch alles ausgeheckt wird, falls deine Feldzüge nicht sauber und rasch sind. Diese beiden musst du auch zurechtstutzen.«
    Und ob, dachte Ahmose, als er an Bord war und sich auf die Polster an der Kabinenwand sinken ließ. Der Fürst von Mennofer ist eine unbekannte Größe, sagte er sich. Ich erinnere mich noch gut an ihn von Apophis’ Besuch in Waset und von Kamoses Verhandlungen mit ihm. Ich habe ihn gemocht, aber das hat nichts zu sagen. Was Chemmenu angeht, so gehört das Fürstentum rechtens Ramose, und ich muss es ihm auf der Stelle zurückgeben, aber ohne ihn durch einen Ratgeber einzuengen, der ihn für mich bespitzelt.
    Neue Generäle, neue Hauptleute und ein Heer, das unterwegs neu organisiert werden muss, überlegte er. Es hätte schlimmer kommen können. Wenigstens brauche ich für die Belagerung einer Stadt und für das Verjagen der Fremdländer keine ausgeklügelte Strategie. Was wohl Paheri und Abana sagen, wenn sie

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