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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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eines Orakels bezüglich der Zukunft seines Sohnes.«
    »Vielleicht.« Sobek-nacht verschränkte die Arme. »Aber ich glaube, die Pest vor vierzig Jahren hat ihn aufgeschreckt. Auaris ist immer ein enger Irrgarten mit schmalen Gässchen voll Müll und Abfall zwischen Reihen von Lehmhütten gewesen. Keine Gärten außer im Palastbezirk selbst und nur wenige kleine Plätze. Vor vierzig Jahren war die Bevölkerung so angewachsen, dass die Stadt aus allen Nähten platzte. In ihr wimmelte es und wimmelt es immer noch von Ratten und Ungeziefer. Die Pest hat Tausende Setius getötet. Damals und noch einige Zeit danach war Auaris wehrlos. Daher die verstärkte Befestigung.«
    »Sie sind ein schmutziges Volk«, sagte Turi nachdenklich. »Da haben sie das ganze herrliche Delta mit Platz für Häuser und Gärten, aber nein, sie quetschen sich lieber in diese ummauerten Orte. Das begreife ich nicht.«
    »Doch, das tust du«, warf Ramose ein. »Sie sind Fremdländer. Sie kennen Ägypten nicht. Seine Schönheit und Reinlichkeit ist ihnen einerlei. Sie sind Insekten, Ameisen, die auf einem Ameisenhügel herumkrabbeln.«
    »Kürzlich musste ich die gefahrlose Auflösung der Friedhöfe in Auaris beaufsichtigen«, sagte Sobek-nacht im Plauderton. »Ihre kleinen Totentempel sind aus Stein. Sie nehmen zu viel Platz weg. Die Einwohner sind gezwungen, ihre Toten und selbst ihre Esel unter dem Fußboden ihrer Häuser zu begraben.« Er blickte Ahmose an. »Mein Gebieter ist bekümmert, aber es gibt keine andere Lösung, weil der Raum in Auaris begrenzt ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, und eine neue Pest bricht aus, oder mein Gebieter muss die Stadt auf andere Hügel ausdehnen. Pech für den gemeinen Mann, dass Apophis den Zustrom an frischen Soldaten aus Rethennu im Norden der Stadt einquartiert, und dort quillt es über. Die wenigen Ägypter, die hohe Stellungen bei Hofe haben und anständige Häuser mit bewässerten Gärten im Nordwesten des Hügels besitzen, die sich bis zu einem Nebenfluss des Nils hinunterziehen, sind nicht glücklich über den stetigen Zustrom.«
    Ahmose erstarrte. Der Fürst hatte einige Worte besonders betont. Bewässerte Gärten. Im Nordwesten. Er spürte Hor-Ahas Blick und wusste, dass auch der General diese fast unmerkliche Hervorhebung mitbekommen hatte.
    »Wir genauso wenig!«, platzte Turi heraus. »Ehe Auaris selbst abgetrennt werden kann, müssen wir diese Verstärkungen schlagen. Unsere Soldaten aus dem Süden freuen sich gar nicht darauf, in den Sümpfen und Obsthainen des Deltas zu kämpfen.« Er seufzte. »Eine entmutigende Aussicht, Majestät.«
    »Ja, so ist es«, gestand Ahmose. »Aber wir haben Zeit und können frei manövrieren, Turi. Am Ende muss Apophis die Niederlage eingestehen, es sei denn, aus Rethennu kommen immer neue Soldaten.« Er wandte sich an Sobek-nacht, der ihn die ganze Zeit aufmerksam gemustert hatte. »Sei bedankt, Fürst«, sagte er schlicht. »Ich habe dir jetzt einen Vorschlag zu machen. Wie es scheint, ergeben sich für einen Baumeister in Auaris kaum lohnende Aufgaben. Falls er begabt ist, dürfte er sich bald langweilen. Ich jedoch brauche einen in Waset. Die Königin sucht gerade jemanden, der ein Dorf entwerfen kann, was weit mehr erfordert als lediglich Lehmziegel zählen. Fährst du zu ihr und sprichst mit ihr?« Sobek-nacht kniff die Augen zusammen.
    »Ich beaufsichtige noch immer das Einebnen der Friedhöfe, Majestät«, sagte er vorsichtig. »Man erwartet mich demnächst in Auaris, und ich bin nur nach Haus gekommen, um mich mit meinem Aufseher über die Ernte zu unterhalten.«
    »Du bist nach Haus gekommen, um mich zu empfangen«, widersprach Ahmose. »Ich will dir nichts vormachen, Fürst. Ich brauche dich in Waset. Aahmes-nofretari braucht dich, sowie deine augenblickliche Arbeit bei Apophis beendet ist. Ich bitte nicht um dein Schwert, ich bitte um deine besondere Gabe und demütige mich vor dir, Sobek-nacht. Schlage dich auf meine Seite. Ich schwöre dir, du wirst es nicht bereuen.« Ein flüchtiges, spöttisches Lächeln huschte über das Gesicht des Fürsten.
    »Ich habe dich immer gemocht, Ahmose«, sagte er, »und deinen Bruder habe ich insofern geachtet, dass ich ihm versprochen habe, mich aus diesem Krieg herauszuhalten. Die Setius gehören nicht hierher. Das streite ich gar nicht ab. Und es stimmt auch, dass ich mich danach sehne, wie meine Vorfahren zu arbeiten, das heißt, mächtige Bauwerke zum Ruhm der Götter und zur Freude des Königs zu

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