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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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kamen an der Stelle vorbei, wo früher Nag-Ta-Hert gestanden hatte. Die Festung hatte ihn und Kamose einen Monat lang aufgehalten, weil sie einen Weg in ihre trügerisch einfachen Mauern finden mussten.
    Auaris lag noch immer zwei, drei Tagesreisen entfernt, doch schon jetzt streckte der Nil kleine Seitenarme aus, die vom östlichen Hauptarm abzweigten und sich durch winzige, von Schatten spendenden Bäumen gesäumte Felder und Obsthaine voller Obst zogen. Der Wasserstand war sehr niedrig, sodass an den Ufern fester, trockener Boden zum Marschieren blieb. Ahmose ließ die Medjai in Alarmbereitschaft versetzen, und die Flotte fuhr vorsichtig weiter, bis die Stadt nur noch einen Tag entfernt war. Dann wurden die Schiffe vertäut, und Kay Abana wurde geholt. Der kam so beflissen, wie es Ahmose mittlerweile erwartete, verbeugte sich ehrerbietig und setzte sich auf den Schemel, auf den Ahmose deutete. »Es wird Zeit, dass du Arbeit bekommst«, sagte Ahmose. Kay nickte über dem Rand seines Bechers, trank einen großen Schluck und stellte ihn dann neben sich auf die Erde.
    »Gutes Bier, Majestät«, meinte er. »Irgendwie macht mich die Feuchtigkeit des Südens durstiger als der Feuerofen, der uns daheim verbrennen will. Ich rieche diese Luft, und sofort bin ich besorgt, neugierig und bange, und das alles gleichzeitig. Hoffentlich stationierst du die Norden nach dem Fall von Auaris nicht hier. Es ist ja ganz hübsch, aber ich kann die Gegend nicht leiden.« Ahmose lächelte.
    »Benimmt sich dein Vetter?«, fragte er. Kay nickte.
    »Er führt unermüdlich meine Befehle aus. Wo ist das Heer jetzt, Majestät, und was soll ich für dich tun?«
    »Ich erwarte, dass die Divisionen heute Nacht an uns vorbeiziehen«, sagte Ahmose. »Wähle sechs Späher aus, sie sollen bereitstehen und sich mit den Generälen vereinen, einer für jede Division, die sich im östlichen Delta und entlang der Horusstraße verteilen. Die verbleibenden fünf Divisionen werden Auaris belagern. Du und die Norden, ihr kommt mit mir, Kay. Ich habe vor, den Anleger von Auaris zu zerstören, und du musst mich hinsichtlich eines Zugangs zum nördlichen Hügel beraten.« Darauf gab er rasch an den jungen Mann weiter, was ihm Sobek-nacht erzählt hatte.
    »Auf diesem elendigen Hügel dürften Tausende von Setiu-Soldaten zusammengepfercht sein«, meinte Turi, als Ahmose geendet hatte. »Die zurückzuhalten, während unsere Soldaten durch ein paar Schlammlöcher in der Mauer kriechen, das wird nicht einfach. Versuche lieber, den nordwestlichen Teil der Mauer völlig zu zerstören, ehe du jemanden hineinschickst.«
    »Ich plane, sie auf Trab zu halten, indem ich von Osten auf sie schießen lasse«, sagte Ahmose. »Es ist eine geringe Chance. Aber meine sechs Divisionen kämpfen in der Zeit mit den Setius, die sich frei im östlichen Delta bewegen können. Die geben meinen Belagerungstruppen keine Rückendeckung.«
    »Was ist mit Auaris’ Haupthügel?«
    Ahmose hob das Leinen von den schweißklebrigen Schenkeln. »Die Überflutungsebenen im Süden und Osten sind trocken, da stellen wir die Bogenschützen auf«, erläuterte er. »Die Fußsoldaten kommen vor die Tore. An der westlichen Seite befindet sich natürlich der Nebenarm. Die Norden wird den Fußsoldaten helfen, wenn diese den Bootsanleger zerstören.« Er seufzte. »Du und ich, wir wissen beide, dass wir die Stadt nicht einnehmen können, wenn die Tore nicht aufgehen. Nie im Leben. Mit ziemlicher Sicherheit können wir das Delta von fremdländischen Soldaten säubern, die Horusstraße bewachen, damit keine weiteren einsickern, und vielleicht können wir eindringen und die auf dem nördlichen Hügel eingepferchten Soldaten töten, aber der Stadt selbst können wir nichts anhaben.«
    »Wenn du den Winter über hier bleibst, kannst du sie von der Nahrungszufuhr abschneiden«, schlug Kay vor. »Ohne Essen halten sie nicht lange aus.« Ahmose verzog das Gesicht.
    »So viele Wenn und Vielleicht«, sagte er. »Für mich gibt es nur den nächsten Zug.« Kay stand auf.
    »Die Späher stoßen zu den Divisionen, wenn die vorbeikommen«, versicherte er Ahmose.
    »Falls alles gut geht, sollte Auaris übermorgen in Sicht kommen. Schick mir Hor-Aha, wenn du zum Schiff zurückgehst, Kay. Die Medjai müssen wissen, wie sie aufgestellt werden.«
    Ahmose schlief noch, als die südliche Biegung von Auaris’ Mauer in Sicht kam, und Achtoi musste ihn behutsam wecken. Er band sich einen Schurz um, schob eilig die Füße in

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