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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Vergangenheit mehr. Es sind die Listen der Männer, die du erstellt hast, damit ich sie begutachte und beurteile. Mein Schreiber Chunes sitzt auf dem Boden neben mir und schreibt auf, was ich von jedem halte. Er ist übrigens ein hoch begabter und tüchtiger junger Mann. Ich habe ihn im Tempel, wo ich meinen Pflichten als Zweiter Prophet nachgehe, unter Amuns Schreibern entdeckt.«
    Wieder einmal ließen Ahmoses Augen von dem Papyrus ab und starrten blicklos in das raschelnde Blättergespinst. Er war eifersüchtig. Chunes, flüsterte es in seinem Kopf. Ein hoch begabter und tüchtiger junger Mann, der abends auf dem Boden ihres Schlafgemaches sitzt und ein zweifellos schönes Gesicht über seine Palette beugt. Ich habe dich gebeten, meine Augen und Ohren im Tempel zu sein, Aahmes-nofretari. Ist dieser Mann das Bindeglied oder ein wenig Kurzweil für dich? Ein angenehmer Kitzel? Pass auf, dass du dich durch Argwohn nicht aus dem Gleichgewicht bringen lässt, Ahmose Tao, schalt er sich. Wie auf Kamose wartet der Wahnsinn auch auf dich, und der erste Schritt in jenes Dunkel ist Mangel an Vertrauen.
    »Ich habe es für das Beste gehalten, für diese Arbeit nicht einen der Hausschreiber zu nehmen«, erläuterte sie auf Papyrus. »Natürlich vertraue ich allen, schließlich sind sie darin ausgebildet, über ihre Herrschaft den Mund zu halten, aber da zu der Herrschaft auch unsere unbeugsame Großmutter gehört, schien es mir klüger, einen zu wählen, der nur mir verantwortlich ist. Chunes erzählt mir auch, was im Tempel vor sich geht, wenn ich zu viel zu tun habe und nicht selbst hingehen kann. Du hast mir viele schwierige Aufgaben zugemutet, Ahmose, aber die hier ist die schwierigste, und ich komme nur langsam voran.«
    Der Rest des Briefes plauderte von den Kindern, der Gesundheit ihrer Mutter, dann kam noch ein Liebeserguss, ehe sie mit Namen und Titel unterschrieb. Aahmes-nofretari hatte Tetischeri nur einmal erwähnt, und das harmlos, aber genau das weckte ungute Gefühle. Fand im Haus ein Machtkampf statt? Wollte Tetischeri die vielen Aufgaben überwachen, die er seiner Frau anvertraut hatte? Ich werde noch lange nicht nach Waset zurückkommen, dachte er, und das weiß Aahmes-nofretari. Darum stand auch so viel in ihrem Brief. Ich muss sie daran erinnern, ihre Mitteilungen an mich sofort zu siegeln und sie unverzüglich dem Herold zu geben, der sie mir bringt. Nein, sie muss die Briefe selbst schreiben.
    Dann lachte er jäh auf. Das würde sie mehr Zeit und noch mehr Mühe kosten. Ich sollte mich freuen, dass sie jemanden gefunden hat, dem sie vertrauen kann, dachte er. Dieser Chunes ist Schreiber, ein nützliches und notwendiges Werkzeug. Mehr nicht.
    Ich habe sie ruhig und ohne nachzudenken geliebt, wanderten seine Gedanken weiter. Dieses bequeme Gefühl ist so selbstverständlich für mich gewesen. Sie war meine scheue, hübsche Ehefrau, der ich ein nachsichtiger, recht gönnerhafter Beschützer gewesen bin. Ich habe sie zärtlich und genüsslich geliebt, aber Leidenschaft habe ich nicht für sie empfunden. Das hat sich alles geändert. Krieg und Leid haben einen Mann aus mir gemacht und bei ihr Eigenschaften freigelegt, die ich von Anfang an hätte sehen müssen, wenn ich mir in meiner Selbstgefälligkeit ihrer Zuneigung nicht so sicher gewesen wäre.
    Nun liebe ich sie, und das habe ich erst jetzt richtig begriffen. Ich bin eifersüchtig auf ihren Schreiber, die Hauptleute der Hauswache, die Priester im Tempel. Auf die Frauen, die sie ankleiden, auf die Männer, die ihr Essen bringen, auf die Kosmetikerin, die ihr Gesicht berühren darf, ich beneide sie allesamt. Ich möchte mein Gesicht in ihrem Haar, an ihrem Hals, zwischen ihren Brüsten bergen, ihren Duft einatmen. Nicht Ehefrau, nicht Mutter, nein, für mich bist du eine Frau, Aahmes-nofretari, und ich begehre dich mit nie gekannter Leidenschaft.
    Ipi, der ins Zelt getreten war, räusperte sich, und Ahmose blickte benommen auf. »Du möchtest mir diktieren, Majestät?«, fragte der Schreiber höflich. Mit einem Ruck kam Ahmose in die Gegenwart zurück.
    »Nein. Nein, Ipi«, sagte er mit heiserer Stimme. Er streckte ihm eine Rolle hin. »Ein Brief von der Königin. Datiere und verwahre ihn. Sag mir«, fuhr er fort, als Ipi den Papyrus nahm, »weißt du irgendetwas über einen Tempelschreiber namens Chunes? Ihre Majestät hat ihn kürzlich als persönlichen Helfer eingestellt.« Ipi runzelte die Stirn und dachte nach.
    »Ich kenne jeden Unterschreiber in

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