Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
zeigen. Von den sechs Divisionen, die den Osten durchstreiften, war noch keine Nachricht gekommen, und Ahmose erwartete in nächster Zeit auch keine. Mesore war fast vorbei. Thot kennzeichnete den Winteranfang und das Einsetzen der Überschwemmung, und bis diese die Nebenarme des Deltas füllte, konnte er wenig ausrichten, lediglich seine Männer drillen und warten.
    Er stieg zusammen mit Anchmahor in seinen Streitwagen und brachte mehrere Stunden mit dem Inspizieren der Truppen zu, unterhielt sich mit den Generälen Turi und Sobek-chu und ging bei den Medjai an Bord. Gern hätte er Hor-Aha eingeladen, ihm tagsüber Gesellschaft zu leisten, doch er hielt sich absichtlich zurück und erwies dem General keine besondere Gunst.
    Die Sonne stand bereits hoch, als er zu seinem Zelt und der schlaffen Weide ging, unter der er es sich wieder bequem machte. Sofort kam Achtoi aus seinem eigenen Schattenplatz, ließ heißes Wasser und das Mittagsmahl bringen, und dann näherte sich auch schon ein Herold, der salutierte und ihm eine Rolle überreichte, die Aahmes-nofretaris Siegel trug. Erfreut erbrach er es und begann zu lesen: »Grüße an meinen geliebten Gemahl und König«, hatte sie diktiert. »Mir kommt es so vor, als ob du seit vielen Hentis fort bist, und du fehlst mir und den Kindern sehr, aber ich habe auf dem Anwesen und in Waset viel zu tun. Deinen Brief hinsichtlich des Baumeisters Sobek-nacht aus Mennofer habe ich erhalten. Du hast dich offensichtlich entschlossen, ihm zu vertrauen, und so zähle ich darauf, dass er, wenn er hier in Waset weilt, weiter nördlich keinen Aufruhr anzetteln kann. Einige Tage nach Eintreffen deiner Rolle hat er selbst geschrieben, mir deine Einladung erklärt und seinem Bedauern Ausdruck verliehen, dass er noch für Apophis in Auaris arbeiten muss, ehe er deiner Bitte nachkommen kann, aber da du die Stadt jetzt belagerst und niemand hinein-oder herausgelangt, muss er auf das Hochwasser warten, wenn er den Auftrag seines Gebieters beenden will. Ich habe ihm zurückgeschrieben und erklärt, dass du dein Heer in diesem Jahr nicht abziehst, er solle darum so schnell wie möglich nach Waset kommen. Ich habe gedacht, das kann nicht schaden, auch wenn das Hochwasser erst in einem Monat einsetzt.«
    Hier hielt Ahmose inne und lächelte. Schlau, Aahmes-nofretari, dachte er zufrieden. Wenn sie Sobek-nacht erst einmal im Griff hat, wird sie ihn wie einen Bruder behandeln und ihm so befriedigende Tätigkeiten anbieten, dass er weder die Annehmlichkeiten des Anwesens noch die fordernden Aufgaben mehr missen möchte.
    »Wir haben damit begonnen, die Umfassungsmauer um das gesamte Anwesen zu erhöhen«, lautete der Brief weiter, »und auf meinen eigenen Befehl hin wird obendrein die Mauer abgerissen, die unser Haus vom alten Palast trennt. Die Tore oberhalb der Bootstreppe habe ich wunschgemäß in Auftrag gegeben. Ahmose-onch hat bei dieser ganzen Geschäftigkeit viel zu staunen. Ich bin gezwungen gewesen, einen Wachposten abzustellen, der ihn begleitet, damit er sich nicht in Gefahr bringt. In meiner Eigenschaft als deine Königin habe ich einen offiziellen Brief an den Herrscher von Keftiu diktiert und darum gebeten, dass Handelsbeziehungen aufgenommen werden, die jedweden Handel durch die Setius ausschließen. Außerdem habe ich aus Wawat eine Ladung Gold erhalten, die im Tempel gelagert worden ist. Ich glaube nicht, dass wir aus den Bergwerken dort regelmäßig Nachschub bekommen, bis du den südlichen Festungen, die früher die Goldstraßen bewacht haben, deine Aufmerksamkeit widmen kannst, und ich habe nicht genug Soldaten und Hauptleute, die ich auf eine solche Expedition schicken könnte.«
    »Ihr Götter, hoffentlich nicht!«, rutschte es Ahmose erschrocken und zugleich belustigt heraus. »Möchte der Befehlshaber der Hauswache gern General werden? General Aahmes-nofretari!« Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Was kommt nun noch, meine schöne Kriegerin?«
    »Den Kindern geht es gut«, las er weiter. »Deine Mutter überwacht die Auflistung der Ernte und die Weinherstellung, und sie und ich haben die Steuern festgesetzt, die dieses Jahr erhoben werden. Meine Pflichten im Tempel sind nicht beschwerlich. Amunmose bittet darum, dass ich dich grüße. Er sagt mir, dass die Vorzeichen für ein erfolgreiches Ende unseres langen Kampfes nicht besser sein könnten.
    Die Rollen, die ich mir abends bringen lasse und vor dem Einschlafen im Bett lese, sind keine Liebesgedichte oder Geschichten aus der

Weitere Kostenlose Bücher