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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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kämpfenden Divisionen hereinzutröpfeln begannen, und Ahmose las sie zunehmend beunruhigt. Die Situation war keineswegs so gut, wie er gehofft hatte. Sie war nicht schlecht, wie Hor-Aha in der Strategiesitzung klarstellte, die Ahmose einberufen hatte, aber dennoch Besorgnis erregend. »Kamose hat die Horusstraße zu lange vernachlässigt«, meinte Turi. »Sie ist wie ein Loch im Deich. Solange aus Rethennu Soldaten nach Ägypten hereinströmen, können wir Apophis nicht aus seiner sicheren Festung locken. Durch seine fürstlichen Brüder im Osten sind wir weiterhin machtlos.«
    »Kamose hatte kaum eine andere Wahl«, hielt Cheti dagegen. »Er musste erst einmal den Rest Ägyptens sichern und hat darauf seine Energie verwandt. Er hat sein Ziel erreicht.«
    »Anscheinend hat Rethennu einen unerschöpflichen Vorrat an Männern und Waffen«, sagte Sobek-chu erbost. »Woher kommen die eigentlich?«
    »Vergesst nicht, dass Rethennu Bündnisse mit mehreren Stammeshäuptlingen hat, die sich Fürsten nennen«, erinnerte Ahmose. »Apophis’ Großvater Sekerher war einer von ihnen. Zweifellos haben sie sich zugesichert, sich in Kriegszeiten zu helfen.«
    »Und im Handel«, warf Hor-Aha ein. »Gewiss ist viel vom Wohlstand des Deltas in ihre Schatullen geflossen. Wir müssen das Loch stopfen.«
    »Diese fremdländischen Soldaten sind keine Geister«, sagte Ahmose. »Und die Frauen aus Rethennu können sie auf Befehl auch nicht erwachsen gebären.« Er konnte nur unter Gelächter weitersprechen. »Irgendwann muss sich dieser Bestand erschöpfen. Aber darauf können wir nicht warten. Auaris muss fallen, und das bald.«
    Er legte die Hände auf den Tisch. »Und ich muss mich weiter ins Delta wagen und selbst nachsehen, was dort los ist«, sagte er. »Ihr alle wisst, was hier zu tun ist. Hor-Aha, du hältst Soldaten und Bürger von der Mauer fern. Die Medjai sollen auf alles schießen, was den Kopf zeigt.« Ahmose wandte sich an die anderen. »Cheti, du verteidigst den Ring um den Nordhügel. Die Soldaten müssen drinnen eingeschlossen bleiben, und niemand darf hinein. Turi, Sobek-chu, ihr passt auf, dass sich die Tore von Auaris nicht öffnen. Niemand darf hinein oder heraus.«
    Sie beredeten noch ein Weilchen weitere Einzelheiten, dann ging Ahmose und winkte Chabechnet. »Übergib deinen Posten deinem Stellvertreter und mache dich reisefertig, du kommst mit«, befahl er. Chabechnet salutierte. Anchmahor, der mit einer Gruppe Getreuer geredet hatte, blickte Ahmose fragend an, als der zu ihm trat. »Wir ziehen ins Delta«, sagte Ahmose. »Deine Männer können ihre Zelte abbauen. Morgen früh müssen sie aufbruchbereit sein.«
    Er fand Achtoi und Ipi, die zusammen am Nilufer saßen. »Packe meine Sachen«, sagte er zu Achtoi, »und du, Ipi, nimmst reichlich Papyri und Tusche mit. Es wird Zeit, dass wir nachsehen, was meine anderen dreißigtausend Mann treiben.«
    In dieser Nacht schlief er schlecht. Sein Zelt war leer, die Truhen mit seinen Sachen waren draußen aufgetürmt. Gelegentlich döste er ein. Mesore war beinahe vorbei. Thot war der Beginn des neuen Jahres und, falls es den Göttern beliebte, auch eines reichlichen Hochwassers. Die Horusstraße jedoch schlängelte sich zwischen Pfützen dahin, die zu Seen und trügerischen Binsensümpfen würden, ein Weg, der nicht vollkommen unpassierbar wurde, jedoch ohne Unterstützung durch die Streitwagen allein von Fußsoldaten gehalten werden musste. Und was ist mit der Fürstenmauer?, fragte er sich, während er sich wälzte. Kann man die gegen einsickernde Setius verstärken, ohne das Heer auszubluten? Hier liegt der Schlüssel zur Zerstörung von Auaris, die Mauer und die Horusstraße, und ich bin dazu verdammt, im Norden zu bleiben, bis sie mir völlig gehören.
    Gegen Tagesanbruch schlief er endlich ein, und sein Schlaf wurde nur von den regelmäßigen Rufen der Herolde gestört, die um die hochragende Stadtmauer herumfuhren, und von einem Traum. Er stand an einem Ufer des Nils, der ganz gegen seine Art gefährlich und aufgewühlt war. Am anderen Ufer stand Aahmes-nofretari bleich und reglos und starrte ihn an, während sich zwischen ihnen Dunkelheit ausbreitete und sie allmählich verschluckte. Achtois Stimme, dazu die ersten Strahlen der Sonne und der Duft von warmem Brot weckten ihn, und er schwang die Beine vom Feldbett und begrüßte seinen Haushofmeister sichtlich erleichtert. »Ich muss mich davon überzeugen, dass Mesehti und Machu mit uns reisen«, sagte er laut, als

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