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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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die Sorgenwolke zurückkehrte. Achtoi antwortete nichts, und Ahmose begann zu frühstücken.
     
    SECHSTES KAPITEL
     
    Es dauerte volle sechs Wochen, bis Ahmose seinen Streitwagen wieder in Richtung Auaris lenken konnte, und in dieser Zeit begann der Fluss, rasch zu steigen, der Höhepunkt der Überschwemmung würde jedoch erst in zwei Monaten erreicht sein.
    Ahmose merkte kaum, dass das Neujahrsfest gefeiert wurde, denn die Soldaten aus Rethennu gehörten nicht dem wahren Glauben an und zeigten keine Achtung vor dessen Feiertagen. Die Kämpfe im Delta hörten weder den Göttern noch den Menschen zuliebe auf. Ahmose stellte fest, dass er in einem enttäuschenden, unentschiedenen Krieg steckte, von dem er geglaubt hatte, er hätte ihn mit Kamose und davor mit seinem Vater hinter sich gebracht. Nachdem er die Gegend von Auaris verlassen hatte, war ihm seine Wehrlosigkeit rasch klar geworden. Eine Abteilung der Ptah-Division hatte ihn abgefangen, als er drei Tagesreisen östlich der Stadt war und gerade in ein trügerisch friedliches Dorf mit weiß getünchten Hütten und schattigen Tamarisken-und Akazienhainen eindringen wollte. Der höhere Offizier hatte sich an den Getreuen vorbeigedrängt und war zu Ahmoses Streitwagen gekommen, während seine Männer schnell einen Schutzring um Ahmoses Gefolge bildeten. »General Achethotep schickt mich, damit ich dich zu seinem Hauptquartier begleite, Majestät«, erläuterte er. »Deine Späher haben die Division gestern gefunden, aber wir sind ständig in Bewegung, und der General befürchtete, du könntest ihn verpassen.« Er zeigte auf die Ansammlung kleiner Hütten, die sich halb verborgen unter wild wachsende Bäume duckten. »Dort haben wir gegen die Setius gekämpft«, sagte er. »In und vor den Häusern. Aber wir mussten das Dorf verlassen, ehe die ganze Gegend abgesichert war. Die Chonsu-Division brauchte unsere Hilfe.«
    »Wieso?«, fragte Ahmose scharf. »Wo war sie?« Als er die angespannte Miene des Offiziers sah, verspürte er zum ersten Mal echte Angst.
    »Zwanzig Meilen entfernt an der Horusstraße, Majestät«, erwiderte der Mann. »General Iymeri hat versucht, eine starke Streitmacht des Feindes abzuwehren, die sich an einem der Seen gesammelt hatte. Sonst sind die Kämpfe eher Scharmützel«, fuhr er abbittend fort, »aber das war eine offene Feldschlacht, auf die Iymeri nicht gefasst war. Keiner der Generäle hatte einen vereinten Feind erwartet.«
    Ahmoses Blick schweifte über die sonnenschimmernden Mauern des Dorfes, ohne sie zu sehen. Meine ganze Zeit und Energie sind in die Belagerung von Auaris gegangen, während der wahre Krieg um Ägypten anderswo stattfindet, dachte er zu Tode erschrocken. Wie konnte ich nur so blind sein? Selbst als ich noch von der Notwendigkeit geredet habe, das Delta zu säubern, bin ich in Gedanken bei den Furcht einflößenden Toren der Stadt gewesen. Ich habe nicht zugehört. Was habe ich mir dabei gedacht? Dass Kamose das Delta ein für alle Mal gesäubert hätte? Dass sich die Fremdländer irgendwie in Luft auflösen und verschwinden würden, wenn ihr Fuß ägyptischen Boden betritt? Oder verhält es sich schlicht so, dass meine Begegnung mit dem Tod mir Angst macht, mich dem Schweiß und Schrecken der offenen Feldschlacht zu stellen? Eine Belagerung ist vergleichsweise blutlos. Ist ein langsames und vorhersehbares Unternehmen. Amun hilf mir, ich kann es mir noch nicht leisten, mich mit irgendeinem langsamen und vorhersehbaren Unternehmen zur Ruhe zu setzen. Ich habe mir etwas vorgemacht. Er merkte, dass seine Männer verstummt waren und ihn forschend anblickten.
    »Steige ein und stelle dich hinter mich«, befahl er dem Offizier. »Dein Wagenlenker kann allein fahren, wir folgen ihm. Und du erzählst mir jetzt, was hier passiert ist.« Der Soldat machte eine flüchtige Verbeugung und stemmte sich in Ahmoses Streitwagen. Der winkte, und der Zug setzte sich in Bewegung. Das verschlafene Dorf verlor sich allmählich hinter sonnengeflecktem, dichtem Laubwerk.
    Als sie über die Ebene rollten, die noch trocken und fest war, obwohl sie an einer Seite an einen Sumpf mit dichtem dunkelgrünem Schilfrohr grenzte, in dem Wasservögel zwitscherten, und auf der anderen Seite an einen von Bewässerungskanälen durchkreuzten Obsthain, berichtete der Mann aus der Ptah-Division von der Schlacht um die Kontrolle des östlichen Deltas. Er sprach knapp und schmucklos. »Wir schlagen keine Zelte mehr auf, Majestät«, erzählte er mit einer

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