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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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ein schlecht gezielter Pfeil mein Bein geschrammt. Die Setiu-Bogenschützen schießen wild und ziellos.«
    »Trotzdem haben sie hervorragende Waffen«, erinnerte ihn Ahmose. »Die Konstruktion des Bogens, den sie mitgebracht haben, als sie nach Ägypten eingesickert sind, war besser als alles, was wir bislang gesehen hatten, und dann noch ihre Äxte mit den breiteren Blättern und die Krummschwerter.«
    »Eine Waffe ist nur so gut wie der Mann, der sie führt«, sagte Kay überheblich.
    »Das ist deine Einschätzung der Lage«, sagte Ahmose. Kay seufzte betont.
    »Der Versuch, durch die Bewässerungskanäle zum Nordhügel zu gelangen, wäre eine Vergeudung von Zeit und wertvollen Männern«, meinte er mit Bedauern. »Ich sage es nicht gern, aber meiner Meinung nach müssen wir einen anderen Weg finden.«
    »Sei bedankt.« Ahmose nickte. »Geh jetzt und schlafe dich aus, Kay. Du hast deine Sache gut gemacht.« Kay stand sofort auf und verbeugte sich.
    »Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht, das hat der Getreue vor deiner Tür«, sagte er, als er rückwärts durch die Zeltklappe ging. »Nein, mehrere Geschenke. Eins davon ist von meinem Vetter Zaa. Ich wünsche dir eine gute Nacht. Dir auch, Fürst.«
    »Du bist ungewöhnlich schweigsam gewesen, Ramose«, sagte Ahmose. »Hast du etwas auf dem Herzen?« Ramose bewegte sich.
    »An dem hast du einen tapferen und aufgeweckten Offizier«, sagte er leise. »Der Pfeilhagel von oben und durch die todbringenden Schlitze war stetig und tödlich, aber Kay und seine Männer haben ungeachtet der Gefahr unermüdlich gehackt. Ich habe mir das alles aus sicherer Entfernung auf der Norden angesehen. Das Geschenk ist ein Sack mit Setiu-Händen, insgesamt siebenundzwanzig. Viele Setius sind nach hinten gefallen und waren nicht mehr zu sehen. Eine Hand hat einem Soldaten gehört, den der junge Zaa-pen-Necheb erledigt hat. Ein geglückter Schuss, glaube ich, wenn man bedenkt, dass der Junge noch mit dem ungewohnten Bogen kämpft, aber trotzdem beherzt.« Er rieb sich die Stirn und betrachtete Ahmose mit müden Augen. »Viele der Pfeile waren verständlicherweise auf die Bootsleute gerichtet. Dreißig sind verwundet und weitere fünfzig tot.«
    »Fünfzig!« Erschrocken setzte sich Ahmose auf. »Zu viel, Ramose. Viel zu viel! Das hätte Abana mir sagen müssen.«
    »Hätte er auch, wenn du nachgefragt hättest, aber er ist sehr stolz auf sein Schiff und seine Männer und schämt sich, dass er sie nicht ausreichend schützen konnte. Ehe wir hergekommen sind, hatte er schon einen Armeearzt für die Verwundeten geholt.«
    »Dann geben wir den Plan mit den Bewässerungslöchern auf«, sagte Ahmose bestimmt. »Bei so wenig Aussicht auf Erfolg opfere ich doch keine Ägypter. Was meinst du?«
    Er betrachtete Ramose, der ein Weilchen nachdachte. Ahmose wartete. Dann pochten die Finger einmal auf den Tisch und wurden zurückgezogen.
    »Du hast, glaube ich, Recht«, sagte Ramose bedächtig. »Aber vielleicht klappt es auch anders, Majestät, mit der entgegengesetzten Strategie. Versuche nicht, die Bewässerungslöcher zu öffnen, sondern stationiere einen Teil der Bootstruppe auf dem Nebenarm davor und verhindere, dass sie geöffnet werden, sowie das Hochwasser einsetzt. Ja, sorge dafür, dass überhaupt kein Wasser weder zum Nordhügel noch zum anderen Hügel fließt.« Er beugte sich in den Lichtschein. »Die Stadt hinter der Mauer platzt aus allen Nähten. Du hast Sobek-nacht gehört. Sogar die Totentempel werden dem Erdboden gleichgemacht, weil Lebensraum fehlt. Was trinken diese Menschen? In Setiu-Festungen gibt es keine Quellen. Das Wasser kommt aus Brunnen und wird jeden Winter, wenn Isis weint, durch die Nebenarme ergänzt. Schneide sie davon ab. Verhindere den Zustrom von Frischwasser. Du hast bereits beschlossen, die Belagerung und den Krieg im Delta während des Hochwassers fortzuführen. Früher haben wir uns in dieser Zeit immer zurückgezogen, und genau dann holt sich Auaris frisches Wasser. In diesem Jahr ist alles anders. Lass sie dursten!« Ahmose starrte ihn an.
    »Wahrlich, ein enttäuschungs-und hoffnungsvoller Tag«, murmelte er. Er erhob sich, und sofort stand auch Ramose auf. »Ich sehe mir mal Abanas ziemlich grausiges Geschenk an, und dann sinken wir alle dankbar aufs Lager«, sagte er. »Sei bedankt für deinen Rat.« Als Antwort verbeugte sich Ramose, und zusammen traten sie in die milde Nachtluft.
    Der Sack lag zu Füßen eines Getreuen, der den Zelteingang bewachte. Auf

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