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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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deinen Diensten, Majestät«, antwortete er, »aber um Amuns Diener habe ich mich lange nicht mehr gekümmert. Der Name kommt mir bekannt vor. Soll ich diskret Auskunft über den Charakter und die Fähigkeiten dieses Mannes einholen?«
    »Nein«, sagte Ahmose nachdenklich. »Die Königin urteilt gut. Ich habe mich nur gefragt, ob du dich an ihn erinnerst, falls du ihn kennen gelernt hättest. Danke, Ipi. Das ist alles. Achtoi!«, rief er dann. »Bringe mir ein Sonnensegel! Ich will schwimmen und mich vor dem Essen noch etwas aufs Ufer legen.«
    Der Brief und die darauf folgende Erkenntnis versetzten ihn in Unruhe. Er wollte nicht essen, was Achtoi ihm vorsetzte, konnte aber auch nicht einschlafen, als die Sonne stillzustehen schien und die Hitze am größten war. Daher war er fast froh, als Anchmahor auftauchte und ihm sagte, Mesehti und Machu wünschten vorgelassen zu werden.
    Die beiden traten ein, warfen sich bäuchlings vor ihm zu Boden und drückten die Stirn auf den Vorleger, bis er ihnen knapp befahl aufzustehen. »Also«, sagte Ahmose schließlich, »was möchtet ihr mir sagen?« Mesehti kam, wie Ahmose erwartet hatte, ohne Umschweife zur Sache.
    »Majestät, du hast uns ins Delta mitgenommen, und nun haben wir nichts zu tun«, fing er an. »Wir haben hier kein Amt. Natürlich können wir nachvollziehen, warum wir unter deinem göttlichen Befehl stehen, warum wir dich begleiten, denn du traust uns nicht, aber diese Untätigkeit stört uns sehr. Also bitten wir untertänigst darum, uns zu sagen, wie lange wir noch bei dir in Ungnade sind.« Er warf Machu einen Blick zu. »Wir wissen natürlich, dass du unsere Briefe an unsere Familien in Djawati und Achmin und ihre Briefe an uns liest. Aber wir laufen untätig im Lager herum, und jeder Offizier kann unsere Schande sehen. Dann lieber eingesperrt!«
    »Ach, wirklich?«, unterbrach Ahmose trügerisch leutselig. »Das wolltet ihr doch gerade von euch abwenden, als ihr mit Ramose nach Waset zurückgekommen und vor mir und der Königin auf die Knie gefallen seid. Um Haaresbreite hätte es euch den Kopf gekostet. Ja, wenn die Königin nicht nachsichtig gewesen wäre, lägt ihr jetzt einbalsamiert in eurem Grabmal. Und ihr wagt es, euch über etwas so Nichtiges wie Schande zu beschweren?«
    »Unsere Schande ist nichts Nichtiges«, sagte Machu ernst. »Sie entstellt unser Ka für den Rest des Lebens, das uns die Königin in ihrer Gnade geschenkt hat. Aber wir sind keine Bauern. Wir sind nicht dumm. Wir wussten nicht, wem wir treu sein sollten, aber feige und unschlüssig sind wir nicht gewesen. Wir sind Fürsten und haben Kenntnisse und Fähigkeiten, die dir als unserem König zur Verfügung stehen. Verschwende sie nicht, Göttlicher! Gib uns Arbeit. Wir möchten uns dein Vertrauen erneut verdienen!«
    Ahmose wandte sich ab und durchmaß das Zelt. Briefe und Vertrauen, dachte er grimmig. Vielleicht muss ausgerechnet ich heute etwas lernen. Sprichst du zu mir, Amun, König der Götter? Ermahnst du mich oder warnst du mich? »Eins steht fest, nach Haus kann ich euch nicht schicken«, sagte er. »Und desgleichen steht fest, dass ich zwei Edelleute gern wieder in Gnaden aufnehme, damit sie ihre Fehler gutmachen können. Solche Nachsicht entspricht der Maat. Aber welche Buße ist angemessen?« Er spielte ein wenig mit ihnen, denn er hatte bereits beschlossen, die Mahnung des Gottes zu beherzigen. »So setzt euch doch, alle beide!«, fuhr er sie an. »Nehmt die Schemel da. Ich kenne euer Dilemma seit Wochen und erwarte, dass ihr meins auch versteht. Ich kann mir keine weiteren Aufstände leisten.« Sie zogen sich die Schemel heran und setzten sich, während sich Ahmose auf seinen Stuhl sinken ließ. »Achtoi hat Wein auf dem Tisch stehen lassen«, sagte er. »Machu, schenke uns ein. Ich weiß, dass die Divisionen Wagenlenker brauchen, und nur wenige Ägypter, abgesehen von den Fürsten, verstehen etwas von Pferden. Ich brauche dringend Leute, die Wagenlenker ausbilden können und in den Ställen für Ordnung sorgen. Es ist eine ehrenhafte Stellung und sehr passend für Menschen von blauem Blut. Ihr könnt beide als Aufseher der Ställe anfangen. Ist das für euch annehmbar?« Sie nickten ernst, sahen erleichtert aus, zeigten jedoch nicht jene Unterwürfigkeit, hinter der sich Unaufrichtigkeit verbarg. »Gut. Dann lasst uns auf die Wiedereinsetzung der Maat und die Gesundheit unserer Lieben trinken.«
    Es dauerte noch eine Woche, bis Nachrichten von den sechs im Delta

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