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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Lässigkeit, die Ahmose mehr sagte als sein Bericht. »Wir sind jetzt alle Angriffstruppe, ziehen frei herum und sind gezwungen, uns der jeweiligen Situation anzupassen. Darum schickt mich ja auch mein General zu deinem Empfang.«
    »Wer versucht, den Zustrom über die Horusstraße aufzuhalten?«, wollte Ahmose wissen. Der Mann lächelte grimmig.
    »Das hatte General Nofreseschemptah mit der Anubis-Division vor«, antwortete er. »Aber überall sind Setiu-Nester. Er ist noch nicht dazu gekommen.« Die Stammeshäuptlinge in Rethennu werfen all ihre Soldaten gegen uns ins Feld, folgerte Ahmose. Sie leeren ihre Länder, damit Apophis seine Hochburg halten kann, und hoffen, dass wir zu guter Letzt erschöpft sind und keinen Kampfgeist mehr haben, nach Haus ziehen und ihm den Norden überlassen. Ägypten wird genau hier gewonnen oder verloren. Und ich in meiner Dummheit habe das nicht gesehen.
    Er hatte vorgehabt, eine Division nach der anderen würdevoll zu inspizieren. Was er vorfand, waren besorgte, abgearbeitete Männer, die in voller Kriegsausrüstung auf der Erde schliefen. Die Setius marschierten nicht in Formation. Sie strömten über die Fürstenmauer und teilten sich dann zu kleinen, festen Abteilungen, bewegten sich schnell und ungehindert zwischen den vielen Teichen und Sümpfen des Deltas, verirrten sich zwar, fanden aber immer ein Versteck, von dem aus sie Schaden unter den Ägyptern anrichten konnten, die unbeweglicher waren. Und es sind so viele, dachte Ahmose niedergeschlagen, während er selbst Teil des an-und abschwellenden, gemeinen, nicht greifbaren Schattenkrieges wurde. Die Dörfer erinnern sich an Kamose, das Plündern, Brandschatzen und Morden. Sie nehmen die Setius wie Verwandte auf, und bei den Göttern, ich werde das Delta nicht noch einmal schänden, es sei denn, mir bleibt kein anderer Ausweg.
    Bisweilen fanden ihn Späher aus Auaris mit ihren Nachrichten. Bisweilen auch nicht. Sie setzten ihr Leben aufs Spiel, nur um ihm die Nachricht zu bringen, dass sich rings um die Stadt nichts tat. Und diese Späher brachten etwas von ihm zu Turi, Sobek-chu und Hor-Aha zurück. Seine unausgesprochene Angst vor einem weiteren Aufstand war unsinnig, das wusste er. Aber er war zu müde, als dass er sie unterdrücken konnte.
    Dann hatten sie Paophi, den zweiten Monat des Jahres, und die Ebenen wurden unmerklich schmaler. Isis weinte tief unten im Süden. Widerstrebend entschloss sich Ahmose zum Rückzug. Die Kämpfe ringsum waren zwar abgeflaut, aber dennoch heftig. Seine Soldaten bekamen im Delta allmählich die Oberhand und konnten sich jetzt dem Abriegeln der Horusstraße widmen. Er diktierte dazu Befehle, schickte vier Divisionen ins Winterlager, wo die Straße zwischen zwei großen Seen nach Nordwesten abbog, die anderen zwei Divisionen sollten weiterhin versprengte Setius jagen, die vom ansteigenden Wasser abgeschnitten worden waren.
    Nur wenige der vielen tausend fremdländischen Soldaten mit Ziel Auaris waren den Ägyptern entkommen. Viele waren tot, und der Rest versteckte sich in überall verstreuten Dörfern oder hatte sich in die Sümpfe zurückgezogen. Doch der Blutzoll und die Erschöpfung waren groß. Ich muss die Männer auswechseln, dachte Ahmose, als er endlich gen Westen rollte und die Straße erblickte, die sich nach Auaris schlängelte. Und falls alles gut geht, muss ich ihnen auch gestatten, nach Haus zu gehen und die Aussaat vorzunehmen. Es wird Zeit, die Flotte anzufordern. Er warf Ramose einen Blick zu. »Lass uns um eine reichliche Überschwemmung beten«, sagte er. Ramose lächelte.
    »Heute ist der Vorabend des Amun-Festes für Hapi«, meinte er, »und auch der Rest des Monats ist dem Nilgott geweiht. Wir sollten anhalten und opfern, Ahmose.«

»Weiter«, sagte der nur.
    Es wollte ihm so vorkommen, als hätte sich nichts verändert, als er endlich beim vertrauten Lager vor den Toren von Auaris steif aus seinem Streitwagen stieg. Der mächtige Nebenarm strömte vielleicht ein wenig schneller, die Stadt jedoch hockte noch immer festungsgleich auf ihrem großen Hügel mit den angeschrägten Mauern, die bis in den Himmel ragten. Seine Soldaten kamen und gingen noch immer, die Schiffe der Medjai dümpelten noch immer sacht auf dem Wasser, so als ob er nie fort gewesen wäre. Außer dass ich benommen und erschlagen bin, dachte er bekümmert. »Lass Paheri aus Het nefer Apu holen«, sagte er zu Chabechnet. »Ich möchte die Flotte so schnell wie möglich hier haben. Erkundige dich bei

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