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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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begrüßen, und am liebsten hätte er sie angebrüllt. Ihr seid Ägypter, ihr hättet die Tore schon für Kamose öffnen können, ihr hättet lieber für uns spionieren sollen, ihr seid es nicht wert zu leben, ganz zu schweigen davon, dass ich Zeit auf euch verschwende, während eure Brüder zu Hunderten für Ägyptens Wohl geblutet und gelitten haben. Er sah, wie sie sich verstohlene Blicke zuwarfen. Nach einem Weilchen traten drei Männer vor.
    »Ich bin Antefoker, Fürst von Iunu«, sagte einer von ihnen. »Ich habe ein Anwesen in Iunu, doch ich komme hier meinen Pflichten als Apophis’ Oberster Richter nach, wenn das Hochwasser zurückgegangen ist. Falls Grenzsteine fortgeschwemmt worden sind, gibt es immer Streit zwischen Landbesitzern. Natürlich ist hier nicht die Rede von Bauern. Damit geben sich die Beamten vor Ort ab.« Er verstummte, holte Luft, holte noch einmal Luft, dann schloss er: »Der Krieg geht mich nichts an, Majestät. Ich bin ein friedlicher Mensch, ich kümmere mich um meine Geschäfte und meine nützliche Arbeit.«
    »Ach ja?«, sagte Ahmose freundlich. »Mit anderen Worten, du hast den Kopf in den Sand gesteckt wie ein dummer kuschitischer Straußenvogel, während jeder echte Ägypter mit Leib und Seele für die Befreiung dieses heiligen Bodens gekämpft hat.« Er rümpfte die Nase. »Du bist schlimmer als die Verräter, die mir ans Leben wollten. Die haben wenigstens gehandelt, wie irregeleitet auch immer. Da du dich jedoch um die Ausrichtung der Bewässerungskanäle und bröckelnde Feldraine gekümmert hast, bekommst du eine Hacke in die Hand und einen Schaduf, an dem du arbeiten kannst. Hast du Söhne?« Antefoker konnte nicht antworteten. Sein Adamsapfel hüpfte, und er ballte die Faust. Als er die Stimme wieder fand, krächzte er.
    »Majestät, das ist nicht gerecht!«, begehrte er auf. »Ich liebe Apophis nicht, aber entweder ich arbeite für ihn, oder man nimmt mir alles. Mein Titel und meine Aufgabe hätten vielen Setius ins Auge gestochen, falls ich mich geweigert hätte. Ja, ich habe Söhne, und für sie habe ich meine Rechtschaffenheit geopfert.«
    »Welcher Sohn achtet einen Vater, der die Gesundheit seines Kas opfert?«, hielt Ahmose schneidend dagegen. »Aber vielleicht bin ich ungerecht. Solche wie dich, Antefoker, gibt es viele in Ägypten. Ich kann dich nicht Richter bleiben lassen, aber ich kann dich zum Unterschreiber eines Tempelrichters in Iunu machen. Gib General Chetis Schreiber die Namen deiner Söhne. Die können in meinem Heer vielleicht Treue lernen. Dein Anwesen in Iunu fällt an die Krone. Und was ist mit euch beiden?«
    Einer hatte große Besitzungen im westlichen Delta, wo er Aufseher der Reben war, aus denen der beste Wein Ägyptens hergestellt wurde. Ganz und gar selbstsüchtig beließ Ahmose ihn in seinem Amt, nachdem er ihn eingehend über Weinbau befragt hatte, doch er unterstellte ihn seinem eigenen Aufseher. Der andere war ein eher rührender Edelmann aus dem niederen Adel und mit noch geringerer Stellung, der war am Nordhügel Helfer des Verwalters gewesen und hatte seine Arbeit ohnedies verloren. Ahmose beließ es dabei. »Und den Rest«, rief er, »kenne ich nicht, und ihr seid mir auch einerlei. Nehmt eure Habe und geht. Seid dankbar, dass ich euch verschone. Ein weniger gnädiger König hätte euch allesamt nach Wawat geschickt, wo ihr in den Goldbergwerken umgekommen wärt.«
    Als Ahmose gegen Abend müde zu seinem Zelt ging und Machu endlich seine gleichermaßen müden Pferde zum Stall zurückführen konnte, rief ihn ein Späher an. »Majestät, ich bringe Nachricht von den Generälen Nofreseschemptah, Iymeri und Achethotep«, sagte er. »Das östliche Delta gehört dir. Deine Divisionen kontrollieren die Horusstraße und marschieren in diesem Augenblick gegen die Festungen, aus denen die Fürstenmauer besteht. Wie lauten deine Befehle?« Ahmose war hoch erfreut und spürte, wie die Müdigkeit von ihm abfiel.
    »Wir wollen keine guten Männer für die Eroberung der Festungen vergeuden«, sagte er nach kurzem Nachdenken. »Es reicht, wenn die Horusstraße auf der westlichen Seite gehalten wird. Früher oder später werden sich die dort lebenden Setius ihre Niederlage eingestehen und fortziehen, und dann übernehmen und halten wir die Festungen. Gut gemacht! Richte den Generälen aus, falls sie den Osten für wirklich sicher halten, dürfen die Soldaten nach dem Rotationsprinzip nach Haus. Einzelheiten schicke ich später. Überbringe ihnen die

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