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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Wasser aus dem Kanal draußen ergänzt.«
    »Falls erforderlich, lass weitere graben und Wasser in die Gärten der wenigen Anwesen hier leiten. Wenn wir das östliche Delta halten können, gibt es Nahrung genug für deine Männer, doch wir sollten uns nicht völlig darauf verlassen.«
    Von hier war es nicht weit bis zur Enklave der Begünstigten, die es geschafft hatten, sich den Gestank und Lärm des restlichen Hügels vom Leib zu halten. Eine raue Mauer bildete einen großen Halbkreis, der an jedem Ende auf die Festungsmauer des Hügels stieß. In regelmäßigen Abständen waren feste Holztüren eingelassen, und jede öffnete sich auf einen kleinen Hof, dahinter kamen das Haus und ein Gärtchen, das sich bis zur mächtigen Außenmauer zog. Die Türhüter waren geflohen, die Türen selbst standen weit offen.
    Gemäß Ahmoses früheren Anweisungen hatte man die fremdländischen Würdenträger auf dem Hof des ersten Hauses zusammengetrieben, und als Ahmose, Cheti und die Getreuen durchs Tor traten, entstand ein erregtes Gebrabbel in Keftiu, das jedoch rasch verstummte. Viele besorgte, dunkle Augen richteten sich auf ihn, ehe sich etliche Dutzend geölte Lockenköpfe vor ihm neigten. »Habt ihr einen Sprecher?«, fragte Ahmose. Sofort fuhren die Köpfe wieder hoch. Ein Mann trat vor, doch dieses Mal fiel er vor Ahmose auf die Knie und drückte den Mund auf seine staubigen Füße. Er trug einen Schurz wie die Ägypter, doch der war überall mit einem dichten, farbenprächtigen Spiralmuster bestickt, und die Kante, an der ringsum rote Quasten hingen, bog sich zur Mitte. Ahmose forderte ihn zum Aufstehen auf. »Seid ihr allesamt Kaufleute?«, fragte er herrisch. Der Mann begriff sofort.
    »Seine Majestät Awoserra Apophis bekommt seine militärischen Ratgeber und alle höheren Hauptleute von seinen Brüdern in Rethennu«, antwortete er, und dann ging ihm auf, mit wem er da sprach, und er errötete unter seiner glatten olivfarbenen Haut. »O verzeihe mir, Majestät, bitte. Wir sind nicht daran gewöhnt… Wir kümmern uns nur… Ich wollte nicht…« Ahmose winkte ungeduldig ab.
    »Weiter«, drängte er. Der Mann spreizte die zierlichen Finger.
    »Danke. Du bist gnädig. Die meisten von uns sind tatsächlich Kaufleute und hier, um Handelsabsprachen zwischen Keftiu und Ägypten abzuschließen. Einige von uns sind Baumeister und Künstler. Seine M… Apophis bevorzugt die Farben und Formen aus Keftiu und hat fast seinen ganzen Palast in Auaris von uns ausgestalten lassen. Ich selbst bin Kaufmann und versorge Apophis im Austausch für Papyrus, Flachs und Gold mit Schiffen und Olivenöl.« Ahmoses Miene schien ihn zu ermutigen, und er lächelte. »Dass Apophis dreißig Schatzschiffe, die von den Keftius gebaut wurden, an deinen Bruder verloren hat, ist ein schlimmer Schlag für ihn gewesen.«
    »Zweifellos.« Ahmose musterte die schweigende Menge. »Ich habe nicht die Absicht, euch etwas anzutun«, sagte er laut. »Während der Herrschaft meiner Vorfahren hat der Handel mit eurem Land geblüht. Wir sind alte Geschäftspartner, ihr und ich. Gebt General Chetis Schreiber eure Namen und Berufe an. Die Baumeister und Künstler dürfen heim nach Keftiu reisen. Ägypten braucht euch nicht. Die Kaufleute können auch auf ihre Insel zurückkehren, wer jedoch unternehmungslustig ist, kann mit seiner Familie und seiner Habe nach Süden, nach Waset fahren, dort um Audienz bei Königin Aahmes-nofretari bitten, denn von nun an werden alle Handelsabsprachen dort, in der Hauptstadt des vereinten Landes, ausgehandelt. Die Goldstraßen nach Wawat werden gerade beschlagnahmt. Wenn ihr den Handelspartner wechselt, soll es euer Schade nicht sein.« Ahmose schätzte ihre Reaktion sorgfältig ab und sah nichts als Erleichterung und berechnende Gier. »Das ist alles. Ich gebe euch einen Monat, dann müsst ihr fort sein.« Ein dankbares Gemurmel folgte ihm, als er und sein Gefolge den Hof verließen und an der kunstlos gebauten Mauer entlanggingen.
    »Sie werden Waset verabscheuen«, meinte Anchmahor. »Hier im Delta sind sie nahe an ihrem geliebten Großen Grün. Die Wüste wird sie austrocknen.«
    Die ägyptischen Kaufleute, die man auf einem anderen Hof zusammengetrieben hatte, benahmen sich ganz anders. Ihre Feindseligkeit war fast mit Händen zu greifen, obwohl sie sich hinter ausdruckslosen Augen verbarg, und er vergeudete keine Artigkeiten an sie. »Befinden sich Edelleute unter euch?«, blaffte er, ohne sich die Mühe zu machen, sie zu

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