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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Gemüse umstellen, damit er aus einem Kanal mit Zugang zum Nil direkt bewässert werden kann.« Kares reichte ihr ein Leinentuch, und sie wischte sich zierlich die Stirn, damit sie ihr Kohl nicht verschmierte. »Die Zeiten mit ein paar Reihen Knoblauch, Salat und Zwiebeln sind vorbei. Ich bin müde.«
    »Du hast doch wohl nicht eigenhändig Unkraut gejätet?«, protestierte Aahmes-nofretari, und Aahotep schenkte ihr ein spöttisches Lächeln.
    »Natürlich nicht. Aber Tetischeri hat mich wegen der Gurken in einen Streit verwickelt.« Aahmes-nofretari kniff verwundert die Augen zusammen, dann lächelte sie halb belustigt, halb gequält. »Tetischeri hält nichts von Gurken, weil die Setius sie ins Land gebracht haben. Sie ist dagegen, dass wir mehr davon anbauen. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich nicht lächerlich machen und dass Gurken kühl und saftig schmecken und ohnedies alle erlaubte Nahrung von den Göttern kommt. Aber sie hat sich nicht erweichen lassen. Ich bin gezwungen gewesen, ihre Befehle an den Gartenaufseher zu widerrufen. Jetzt ist sie zum Schlafen in ihre Gemächer gegangen.« Aahmes-nofretari fand die Situation gar nicht lustig, und Ahmose offenbar auch nicht. Seine Miene war nachdenklich geworden.
    »Sie wird zwar alt, ist aber noch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte«, sagte er. »Für beides verdient sie Ehrerbietung und Achtung, und ich möchte ihr gern eine Aufgabe übertragen, die ihre bemerkenswerten Energien bindet, aber wie kann ich das, wenn sie statt des kleinen Fingers immer gleich die ganze Hand nimmt und Ägypten regieren will? Ich liebe sie als meine Großmutter. In jeder anderen Eigenschaft ist sie eine Landplage.«
    »Ich möchte gleich nach Hent-ta-Hents Bestattung nach Djeb reisen«, sagte Aahotep. »Ich hatte vor, Yuf allein zu schicken, damit er das Grabmal meiner Vorfahrin Königin Sobekemsaf überprüft, aber ich finde, ich brauche eine Abwechslung.« Sie warf ihrem Sohn einen zerknirschten Blick zu. »Es stimmt, ich langweile mich ein wenig, Ahmose, wenn ich nur noch den Zustand des Gemüsegartens beurteilen und mich mit einer anderen Königin über Gurken streiten darf. Lass mich Tetischeri mitnehmen. Wir werden in Esna, Pi-Hathor und natürlich auch in Necheb anlegen.«
    »Dann meinst du also, Esna und Pi-Hathor müssen daran erinnert werden, dass sie jetzt auf Dauer von mir regiert werden«, sagte Ahmose. Es war eher eine Feststellung als eine Frage, und Aahmes-nofretari staunte wieder einmal über den Scharfblick ihres Mannes. Wie so viele andere lasse auch ich mich gelegentlich einlullen und finde Ahmose genauso aufrichtig und schlicht, wie er scheint, dachte sie bei sich. Ich hätte längst wissen müssen, dass dieser Eindruck trügt. Ihr Blick kreuzte sich mit Aahoteps.
    »Die Spitzel berichten, dass in diesen Städten ständig gemurrt wird und die Beschwerden zunehmen«, sagte sie unumwunden. »Es kann nicht schaden, wenn wir sie besuchen. Aber ich fahre nicht nur nach Süden, um die öffentliche Meinung zu prüfen. Das Grabmal meiner Vorfahrin ist keine Ausrede.«
    »Dann frage doch Großmutter, ob sie mitkommt«, gab Ahmose nach. »Ein Weilchen auf dem Fluss, und die Empfangsräume katzbuckelnder Bürgermeister werden sie ablenken, und sie kehrt vielleicht mit besserer Laune zurück. Wie lange werdet ihr fort sein?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ein, zwei Monate, vielleicht auch mehr.«
    »Dann langweilst du dich tatsächlich, Mutter«, sagte er bedächtig. »Bist du auch unglücklich?« Sie biss sich auf die Lippen, was angesichts ihrer sonstigen Gefasstheit eigenartig unpassend wirkte.
    »Ahmose, ich bin vierzig«, meinte sie. »Ich habe viel erlebt, was rechtens in die Welt der Männer gehört. Ich habe einen Aufstand niedergeschlagen. Ich habe einen Verräter getötet. Es ist mir schwer gefallen, erneut die schlichten Haushaltsaufgaben zu übernehmen. Auf meinem Nachttisch steht das Fliegengold. Bisweilen hebe ich es hoch, wenn ich nachts nicht schlafen kann, und denke daran, dass du mich gebeten hast, in dem von Meketras Blut befleckten Kleid in den Tempel zu gehen, wo du es mir umgelegt hast.« Sie legte die Hand auf die Brust, als ruhten dort die drei kostbaren goldenen Insekten, die Symbole ihres Mutes. »Verstehe mich recht«, fuhr sie lauter fort. »Ich möchte diese Zeit nicht für alles Gold von Kusch zurückhaben. Ich möchte kein General sein. Oder ein Mörder.« Sie lächelte über ihren lahmen Witz. »Ich bin nicht unglücklich, aber ich bin

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