Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
Vom Netzwerk:
förmlich aus.
    Er holte tief Atem und stieß ihn langsam wieder aus. »Also gut. Zuerst musst du begreifen, dass du ebenso wenig Elizabeths Tochter bist wie meine.«

    Meine Wangen färbten sich brennend rot, dann lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Alexander streckte die Hände nach mir aus, doch ich wich vor ihm zurück und presste mich gegen das Geländer, bis sich das harte Holz schmerzhaft in meinen Rücken bohrte. Ich spürte, dass ihn diese Reaktion tiefer traf als alles, was ich bislang gesagt oder getan hatte, aber ich brachte kein Mitgefühl für ihn auf; konnte seine Berührung nicht ertragen.
    »Also gut«, wiederholte er müde. »Eleanor … deine leibliche Mutter war Eve. Sie bat ihre Schwester, dich als ihr eigenes Kind aufzuziehen - die Umstände ließen ihr keine andere Wahl.«
    Sein Gesicht verschwamm vor meinen Augen, als es dunkel um mich zu werden drohte. Ich schluckte hart und kämpfte gegen eine überwältigende Welle der Übelkeit an. »Du wusstest die ganze Zeit lang Bescheid und hast mir nichts gesagt?«
    »Ich konnte es dir nicht sagen.«
    »Wie konntest du das nur für dich behalten?« Ein Jammerlaut begleitete diese Anklage.
    »Warte, Eleanor. Bevor du einen von uns verurteilst, versuch dir doch erst einmal auszumalen, was sich damals abgespielt hat.«
    Ich benutzte Alexanders Augen als Fixpunkt, als sich der Raum von Neuem um mich zu drehen begann. Ich wollte schreien, treten und um mich schlagen, ihm den kalten Trost verweigern, Erklärungen abgeben zu dürfen, doch mein jüngst entdeckter Hang zur Hysterie schien genauso eine vorübergehende kathartische Wirkung zu haben wie ein Tränenstrom. Also schwieg ich, während er mit seinem Geständnis fortfuhr, obgleich für mich nur die Hälfte davon einen Sinn ergab.
    »Eve und Elizabeth hatten sich im Netz ihrer eigenen Täuschung gefangen. Eve erkannte das erst später, aber Elizabeth
… sie litt von dem Tag an, an dem sie von zu Hause fortlief, Höllenqualen - höchstwahrscheinlich bis zu ihrem Tod. Der Betrug an sich war schon schlimm genug, er lief allem zuwider, was ihre Persönlichkeit ausmachte und woran sie glaubte. Aber das Schlimmste war für sie, dass sie aufgrund dessen zu einer Zeit mit ihrer Familie hatte brechen müssen, in der sie schon wusste, wie dringend ihre Schwester sie brauchen würde. Elizabeth kannte nämlich die grausame Seite von Louis Ducoeur, für die Eve blind war. Als Eve endlich einsah, was für einen furchtbaren Fehler sie begangen hatte, war es für sie selbst zu spät, sich zu retten, aber sie konnte nicht zulassen, dass auch du für ihr Tun büßen musst. Deshalb hat sie dich zu uns geschickt.«
    Jedes dieser absolut aufrichtig klingenden Worte ließ den Vertrauensbruch, den er so viele Wochen lang begangen hatte, noch schwerer wiegen. »Das erklärt einiges«, entgegnete ich kühl, dabei verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Und jetzt geh bitte.«
    »Eleanor, du musst…«
    »Ich muss was? Jeder hier hat mich belogen, allen voran du. Mehr brauche ich nicht zu wissen.«
    Er seufzte, schloss einen Moment lang die Augen und schlug sie dann wieder auf. »Ich fürchte, es gibt da noch einiges mehr, was du wissen solltest.«
    »Möchtest du dein Gewissen erleichtern?«
    »Nein, dein Leben retten.«
    Ich rang vernehmlich nach Atem, dann krächzte ich: »Soll das ein schlechter Scherz sein?«
    »Glaub mir, Eleanor, mir war noch nie etwas so ernst.«
    Ich drängte mich an ihm vorbei in das Schlafzimmer zurück. Seine leisen Schritte verrieten mir, dass er mir folgte. »Ich höre«, stieß ich hervor, als mir klar wurde, dass er von sich aus nicht weitersprechen würde.
    Trotzdem zögerte er noch immer, schien seine Wort sehr
sorgfältig abzuwägen. Endlich sagte er: »Louis Ducoeur war ein überaus eifersüchtiger Mann, und wie alle eifersüchtigen Männer konnte er mit dem, was er besaß, nicht glücklich sein - mit dem, was er zu besitzen glaubte, muss man fairerweise wohl sagen. Ich weiß natürlich nicht, wie ich reagieren würde, wenn eine Frau, die mir jahrelang die kalte Schulter gezeigt hat, sich plötzlich in eine hingebungsvolle, leidenschaftliche Geliebte verwandelt, aber er trieb es zu weit. Eve schrieb uns, er würde sie verdächtigen, einen heimlichen Liebhaber zu haben, er unterstellte ihr sogar, das Kind, das sie erwartete, sei nicht von ihm. Das Täuschungsmanöver der Zwillinge bestätigte ihn noch in seinen Verdächtigungen, denn er wusste, dass er nicht der Einzige gewesen

Weitere Kostenlose Bücher