Die Straße nach Eden - The Other Eden
nicht, was ich sagen sollte und ob ich überhaupt einen Ton herausbringen würde, bis meine krächzende Stimme die Stille zerriss.
»Sehe ich ihr ähnlich genug? Oder denkst du immer noch an sie, wenn du mit mir schläfst?«
Ich wollte ihn verletzen, da ich sicher war, dass alle meine Gefühle für ihn erloschen waren. Dennoch zuckte ich schmerzlich zusammen, als die Worte wie Giftpfeile ihr Ziel trafen, wandte mich von seinem gequälten Gesicht ab und presste die Stirn gegen die hölzerne Balustrade der Galerie. Meine Tränen waren versiegt, doch der Schmerz in meinem Inneren tobte mit unverminderter Heftigkeit weiter.
»Eleanor«, bat Alexander schließlich. Seine Stimme klang noch immer liebevoll, doch jetzt schwang eine unüberhörbare Autorität darin mit. »Elenka, sieh mich an.«
Obwohl ich mich dafür hasste, dass ich seinem Zauber noch immer erlag, tat ich, wie mir geheißen. Er stand unter dem Türbogen und stützte die Hände Halt suchend gegen beide Seiten des Rahmens. Während er so dastand, hob eine leichte Brise die Vorhänge hinter ihm an und ließ sie
einen Moment lang wie Flügel erscheinen. Der aufgehende Mond spendete gerade so viel Licht, dass ich sein Gesicht erkennen konnte. Ich hatte erwartet, Schuldbewusstsein, Verlegenheit und Zorn darin zu lesen - und all diese Empfindungen fand ich tatsächlich dort wieder -, aber der Ausdruck tiefer, unauslöschlicher Liebe, der sich dazugesellt hatte, traf mich völlig unvorbereitet.
»Wo hast du das Foto gefunden?«, fragte er.
»Im … im Tagebuch meiner Mutter.«
Mit einem Schritt war er bei mir, kniete vor mir nieder und nahm meine schlaffen Hände in die seinen. Das Foto entglitt ihm und flatterte zu Boden.
»Eleanor, verzeih mir«, bat er tränenerstickt.
»Lass mich los!« Ich versuchte mich von ihm loszumachen, doch er hielt mich fest.
»Hör dir doch wenigstens an, was ich zu sagen habe«, beharrte er, obwohl ich nichts mehr hören wollte, erkannte ich in diesem Augenblick, dass Dorian Recht gehabt hatte - wieder einmal -, als er gesagt hatte, die Wahrheit würde irgendwann einmal auch ohne mein Zutun ans Licht kommen. Also hörte ich mit abgewandtem Gesicht zu, als Alexander zu sprechen begann.
»Erinnerst du dich an das Gespräch, das wir auf Dorians Fest geführt haben, nachdem du unsere Unterhaltung mit angehört hast? Weißt du noch, dass ich dir sagte, du solltest alles vergessen, was du gehört hast, und nur glauben, was du siehst. Nun, ich habe mich geirrt.« Dieses Eingeständnis kam für mich so überraschend, dass ich den Kopf hob und ihn ansah. Seine Augen gaben die Verletzlichkeit preis, die sein Gesicht so lange verborgen hatte.
»Es trifft zu, dass ich Elizabeth Fairfax einst geliebt habe und dass die Frau, die du als deine Mutter gekannt hast, vor einer halben Ewigkeit meine Frau war.« Er hielt inne, dann fuhr er mit leiserer Stimme fort: »Aber auch wenn du sonst
nichts von alldem glaubst, was ich dir sage - eines musst du mir glauben: Ich liebe dich mehr, als ich je zuvor einen Menschen geliebt habe, und nur aus diesem Grund habe ich dir diesen Teil meiner Vergangenheit verschwiegen. Ich redete mir ein, all das würde jetzt nicht mehr zählen. Als mir dann klar wurde, wie viel mein Wissen für dich bedeuten würde, liebte ich dich schon so sehr, dass ich nicht mehr die Kraft aufbrachte, deine Gefühle für mich bewusst abzutöten. Ich hätte es nicht ertragen, dass du in mir nur noch den ehemaligen Liebhaber deiner Mutter oder - schlimmer noch - den Mann siehst, der dich im Stich gelassen hat.«
Die Worte trafen mich wie Nadelstiche, doch als der Schmerz nachließ, stellte ich fest, dass ich wieder klarer denken konnte. Trotzdem brachte ich es nicht über mich, Alexander anzusehen. Unausgesprochene Fragen gingen mir im Kopf herum, so viele, dass ich kaum eine bis zum Ende durchdenken konnte, bevor sich die nächste aufwarf und die vorherige verdrängte. Ich wollte auf alle diese Fragen zugleich Antworten von ihm verlangen, wusste aber, dass er nur auf eine Gelegenheit wartete, sich zu rechtfertigen, und ich wurde immer noch von dem Drang beherrscht, ihn zu verletzen, so wie er mich verletzt hatte.
Doch endlich gewann meine Neugier die Oberhand über meinen störrischen Trotz.
»Wenn du nicht mein Vater bist, wer ist es dann?«, herrschte ich ihn an.
Alexander betrachtete mich mit einer Mischung aus Kummer, Mitleid und Furcht. »Willst du das wirklich wissen?«
»Das fragst du mich noch?« Ich spie die Worte
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