Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
Vom Netzwerk:
war, der Elizabeth umworben hatte. Der Hass auf seinen vermeintlichen Nebenbuhler und seine untreue Frau muss ihn zerfressen haben.«
    Wieder hielt er kurz inne. »Elizabeth fürchtete um Eves Leben und vermutlich auch um das deine. Ich dagegen hielt es für unwahrscheinlich, dass ein Mann seine Frau nur aus Eifersucht umbringen würde, schon gar nicht, wenn er keinerlei hieb- und stichfeste Beweise gegen sie in der Hand hatte. Aber ich kannte Louis Ducoeur nicht, ich war ihm noch nie begegnet - in dem Glauben wähnte ich mich zumindest.«
    »Das sind doch alles nur wilde Spekulationen«, widersprach ich, allerdings ohne große Überzeugung. »Wir wissen, dass Eve ein paar Monate nach meiner Geburt unter Elizabeths Namen in Paris gestorben ist.«
    Ich wusste selbst nicht, warum ich das sagte; ich erinnerte mich schließlich nur zu gut an den Brief aus Paris, in dem gestanden hatte, dass der fragliche Totenschein gar nicht existierte. Vermutlich ahnte ein Teil von mir schon, was als Nächstes kommen würde, und wollte es mit aller Macht abwenden.

    Alexanders Augen hatten sich vor Mitgefühl verdunkelt. Ich wandte mich ab. In diesem Moment hasste ich ihn dafür, dass er seine Fassung bewahren konnte, während meine ganze Welt aus den Fugen geriet. Doch als er mich erneut bei den Armen fasste, wehrte ich mich nicht.
    »Du wolltest die Wahrheit hören, Eleanor, und das ist die Wahrheit, jedenfalls soweit sie mir bekannt ist. Eve Fairfax, deine Mutter, im Jahr 1905 als Elizabeth Ducoeur bekannt, ist nie in Paris gewesen. Bei dem Totenschein, den wir gefunden haben, handelt es sich um Louis’ ungeschickten Versuch, den Mord an seiner Frau zu vertuschen, den er aus blinder Eifersucht begangen hat.«
    Er sah mich an, wartete gespannt auf eine Reaktion von mir. »Wenn ich dir wirklich glauben soll, dass mein Leben in Gefahr ist«, erwiderte ich langsam, »dann musst du schon mit etwas Handfesterem aufwarten als mit einer durch nichts untermauerten Theorie, der zufolge ein Phantomvater eine Mutter getötet haben soll, die ich nie gekannt habe - und das, als ich noch viel zu jung war, um irgendetwas davon mitzubekommen.«
    Alexander maß mich mit einem Blick, der deutlich besagte, dass ich mich seiner Meinung nach bewusst weigerte, ihm Glauben zu schenken. »Meine Theorie ist nur insofern durch nichts untermauert, als dass man ihre Leiche nie gefunden hat … und ich dachte eigentlich, du hättest inzwischen begriffen, dass dein Vater eine sehr greifbare Gefahr für uns darstellt.«
    »Du sprichst von ihm, als würdest du ihn kennen«, bemerkte ich. Die böse Vorahnung, die ich aus meiner eigenen Stimme heraushörte, ignorierte ich geflissentlich.
    Alexander seufzte geduldig. »Ja, ich kenne ihn, Eleanor. Du kennst ihn auch. Mittlerweile dürftest du ahnen, von wem ich spreche, aber falls du einen Beweis verlangst - hier ist er.«

    Er griff in seine Tasche, zog Eves Tagebuch heraus und schlug die Stelle auf, wo sie den Überrest von Louis’ Brief an Elizabeth eingeklebt hatte. Er hatte die Seite mit einem Stück schwerem, hellblauem Papier markiert. Es war Dorians Einladung zu dem Kostümball. Die Handschrift war mit der auf dem angesengten Brieffetzen identisch.
    Ich betrachtete die beiden Papierstücke wie betäubt, dann entglitten sie meinen Händen. Alexander fing mich auf, als meine Beine unter mir nachgaben, und führte mich zu meinem Bett.
    »Wie … wie lange weißt du es schon?«, stammelte ich.
    Wieder seufzte er. »Vermutet habe ich es schon lange. Nachdem ich die Handschriften verglichen hatte, war ich mir meiner Sache ganz sicher. Deshalb bin ich auch heute ins Dorf gefahren und habe im Zeitungsarchiv nach den alten Hochzeitsfotos gesucht.«
    »Und all die Dinge, die Dorian über dich erzählt hat - entsprechen sie auch der Wahrheit?«
    »Damit verhält es sich wie mit allem, was er gesagt hat - es beruht ebenso sehr auf seiner Auslegung der Fakten wie auf den Fakten selbst.«
    »Das könnte man von dieser Antwort auch behaupten.«
    Alexander schüttelte den Kopf. »Ich gebe ja zu, dass ich dich angelogen habe, Eleanor, aber nur, um dich zu schützen. Dich und mich selbst.«
    Mein Blick saugte sich an seinem verhärmten Gesicht fest. »Warum hast du meine Mutter verlassen?«
    »Darauf gibt es keine einfache Antwort, Eleanor … es sei denn, sie lautet, dass wir nie füreinander bestimmt waren. Und vielleicht waren wir das genauso wenig wie Louis und Eve füreinander bestimmt waren. Die Zwillinge bildeten eine

Weitere Kostenlose Bücher