Die Straße nach Eden - The Other Eden
»Nein«, wehrte er ab. »Die Einrichtung ist schöner als sämtliche Möbel, die wir besitzen, und ich finde, sie gehört zu diesem Haus.«
Wir gingen durch alle Räume, öffneten Fenster, zogen Tücher von Möbeln und wischten Spinnweben weg. Im unteren Stock gab es vier Räume: ein Esszimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche und im hinteren Teil des Hauses ein Arbeitszimmer. Die Küche war lang und hatte eine hohe Decke und Erkerfenster. An Haken in den Wänden hingen Töpfe und Pfannen, an den Deckenbalken ein paar vertrocknete Lavendelsträußchen.
Das Esszimmer war klein, die silbrigweiße Tapete wies ein Muster auf, das an Tannennadeln erinnerte. Das Wohnzimmer war in Dunkelgrün und Beige gehalten. Im Arbeitszimmer stand ein mit einem großen Tuch vor Staub geschütztes Spinett. Alexander zog den Bezug weg und spielte ein Arpeggio. Das Spinett war arg verstimmt.
»Das geht in dieser Feuchtigkeit leider schnell«, bemerkte ich.
»Trotzdem ist es ein gutes Instrument«, versetzte er. »Wenn Sie nichts dagegen haben, lasse ich es stimmen, dann kann mein eigenes Klavier in New York bleiben.«
»Selbstverständlich. Ich wusste gar nicht, dass es hier
steht. Mein Klavierstimmer kommt nächsten Dienstag, ich werde ihn bitten, sich auch das Spinett vorzunehmen. Sie können aber auch gerne auf unserem Instrument spielen. Es ist ein Konzertflügel.«
Im oberen Stock befanden sich drei weitere Räume und ein mit allem modernen Komfort ausgestattetes Bad. Wir hatten direkt nach unserer Ankunft in einige der Cottages neue Badezimmer einbauen lassen. Damals hatten wir noch gedacht, wir würden vielleicht große Gesellschaften geben und wollten darauf eingerichtet sein, Gäste zu beherbergen. Nichts davon war je geschehen.
»Das ist mein Zimmer!«, quiekte Tascha, die eine weitere Tür aufgerissen hatte. Wir folgten ihr in einen nach Süden hinaus gelegenen Raum mit einer Rosentapete, in dem ein Himmelbett aus Mahagoni und eine gepolsterte Bank unter dem Fenster standen, von der aus man den See überblicken konnte.
»Ein wirklich hübsches Zimmer für ein kleines Mädchen«, pflichtete Mary ihr bei.
»Wir suchen im großen Haus noch eine schöne Tagesdecke für dein Bett aus«, fügte ich hinzu, was mir ein Lächeln eintrug.
Dann besichtigten wir auch noch die beiden anderen Schlafzimmer. Das gen Osten gelegene war klein, in Blau gehalten und spärlich möbliert; das nach Westen gehende - in Richtung des Hauses auf dem Hügel, musste ich unwillkürlich denken - wieder in Grün. Es wurde von einem riesigen Himmelbett aus Ahornholz beherrscht.
»Wie gefällt es Ihnen?«, erkundigte sich Mary, als wir zum Garten zurückgingen.
»Wie gefällt es dir?«, wandte sich Alexander an Tascha.
»Es ist das schönste Haus, das ich je gesehen habe«, verkündete Tascha begeistert, und Mary und ich tauschten ein Lächeln.
»Ich hätte es nicht besser ausdrücken können«, stimmte Alexander zu.
»Also nehmen Sie es?«, drängte Mary.
Alexander lachte auf wie seine Nichte, nur klang sein Lachen sonorer. »Ein anderes Haus käme für uns gar nicht mehr in Frage, nicht wahr, Tascha?«
Sie schüttelte energisch den Kopf. »Auf gar keinen Fall.«
»Wann wollen Sie einziehen?«, fragte ich.
Alexander zuckte die Achseln. »Sowie ich in New York alles geregelt habe. Ende des Monats, denke ich. Aber ehe wir über weitere Einzelheiten sprechen, muss ich wissen, wie hoch die Miete ist.«
Ich warf Mary einen hilflosen Blick zu. »Eines der Cottages zu vermieten war ursprünglich meine Idee«, sprang sie mir bei. »Deswegen glaube ich, dass Eleanor sämtliche diesbezüglichen Entscheidungen mir überlässt. Wären Sie mit zehn Dollar im Monat einverstanden?«
»Mrs Bishop«, begann er, »ich lebe zwar noch nicht lange in Ihrem Land, aber sogar mir ist klar, dass Sie leicht das Zehnfache verlangen könnten und es auch bekommen würden.«
Mary verschränkte störrisch die Arme vor der Brust. »Schon möglich, aber wir vermieten das Haus nicht um des Geldes willen. Wir sind hier in Eden dringend auf ein wenig nette Gesellschaft angewiesen, eigentlich müssten wir Sie dafür bezahlen, dass Sie uns ab und an die Langeweile vertreiben.«
»Ganz im Ernst, Mrs Bishop…«
»Zehn Dollar pro Monat. So lange, wie Sie bleiben möchten.«
»Nun ja…« Alexander sah noch immer aus, als fühle er sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut. »Den Sommer über bleiben wir bestimmt. Danach werden wir weitersehen.«
Mary schenkte ihm ein
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