Die Straße nach Eden - The Other Eden
sein mochten.
Eine weitere Treppe zog sich an der Wand empor. Vom Absatz ging rechts ein breiter Korridor, links ein etwas schmalerer ab, und gegenüber, am Fuß der nächsten Treppe, erblickte ich eine Reihe verschlossener Türen. Ich wählte
den breiteren Flur. An dessen Ende fiel trübes Sonnenlicht durch ein großes Fenster, zu beiden Seiten lagen weitere Türen.
Furcht keimte in mir auf, als ich die erste davon vorsichtig öffnete, doch der Raum dahinter war leer. Danach ebbte meine Beklemmung etwas ab. Auch in den anderen Räumen stieß ich nur auf antike Möbel, Staub und Spinnen. Nachdem ich in ein paar davon hineingespäht hatte, machte ich kehrt und ging zurück. In diesem Moment erwog ich sogar, das Haus zu verlassen und es ein für alle Mal aus meinen Gedanken zu verbannen, doch das Gefühl, es könne ein Geheimnis bergen, war noch immer stark genug, um den Sieg über meine Bedenken davonzutragen. Nachdenklich betrachtete ich die Stufen und den schmalen Korridor. Dann fiel mir der Turm auf dem linken Flügel des Hauses wieder ein, und ich beschloss, diesen als Nächstes zu erkunden.
Der düstere Flur war nicht sehr lang. Die Wände waren tiefrot gestrichen, in die linke waren einige bogenförmige Bleiglasfenster eingelassen. Als ich hinausschaute, sah ich, dass ich mich auf einer Höhe mit den Kronen der drei Eichen befand. Der See schien meilenweit entfernt zu sein, mein eigenes Haus sogar noch weiter. Rasch wandte ich mich ab.
Am Ende des Ganges befand sich eine schwere Holztür, hinter der ein erstaunlich heller Korridor lag. An der linken Seite zog sich eine Reihe von Fenstern entlang, an der rechten mehrere geschlossene Türen. Das Sonnenlicht malte verzerrte Dreiecke auf den Holzfußboden. Am Ende des Korridors sah ich eine weitere, gleichfalls geschlossene Tür. Ich hatte erwartet, dass sie sich ebenso problemlos öffnen lassen würde wie alle anderen in diesem Haus, aber das tat sie nicht. Ich rüttelte heftig an dem Knauf, doch meine Bemühungen fruchteten nichts. Mir war schleierhaft,
warum irgendeine Innentür verschlossen sein sollte, wenn die Eingangstür für alle Welt offen stand. Im selben Moment schoss mir eine mögliche Antwort auf diese Frage durch den Kopf, aber ich verdrängte sie hastig wieder: dass der muffige Geruch und die jungfräulichen Staubschichten vielleicht darüber hinwegtäuschten, dass jemand in dem Haus wohnte.
Ich wusste, dass ich mich im ersten Stockwerk befand, daher musste es auch einen Erdgeschosseingang geben. Ich lief durch die Korridore zurück und dann die Treppe zur Eingangshalle hinunter, die mir jetzt kleiner, heller und weit weniger eindrucksvoll vorkam als vorher. Ich öffnete die erste Tür zur Linken und gelangte in ein Wohnzimmer mit einem großen gemauerten Kamin. Zwei Türen führten aus diesem Raum hinaus, eine in der hinteren Wand und eine direkt vor mir.
Nachdem ich Letztere aufgestoßen hatte, fand ich mich erneut in einem breiten Korridor wieder, der zu einer Seite ebenfalls hohe Fenster und zur anderen noch mehr verschlossene Türen aufwies. Die am Ende dieses Ganges musste der Zugang zum Turm sein. Ich drehte den Knauf und stellte fest, dass sie ebenso fest verschlossen war wie die erste. Ich rannte in den zweiten Stock hinauf, fand eine ganz ähnliche Tür und hätte vor Wut fast laut aufgeschrien, als ich einsehen musste, dass auch diese sich keinen Zentimeter bewegte.
Ich untersuchte das Schloss genauer. Das Schlüsselloch war groß genug, um hindurchspähen zu können, aber auf der anderen Seite war alles dunkel - entweder das, oder es steckte etwas in dem Loch. Wenn ich das richtige Werkzeug finden würde, könnte ich das Schloss knacken, da war ich mir ganz sicher.
Ich machte mich auf die Suche nach etwas, was sich als Dietrich verwenden ließ, und gelangte endlich wieder in
das Wohnzimmer neben der Eingangshalle. Es war leer, nur über dem Kamin hing ein Hirschkopf. Seine starren Glasaugen erweckten in mir erneut das unbehagliche Gefühl, beobachtet zu werden, daher wandte ich mich der Tür zu, die ich noch nicht zu öffnen versucht hatte.
Sie führte zu einem langen Raum mit hoher Decke, der mindestens die halbe Länge des Hauses einnahm. Durch breite Glastüren flutete Sonnenlicht hinein. Die ehemals weißen Wände waren vom Alter verfärbt. Der Marmorfußboden wies ein schwarzweißes Schachbrettmuster auf; eine Treppe aus demselben Marmor führte zu einem Balkon empor, der sich an der gesamten Längsseite des Raumes
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