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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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sie irgendwie ausdruckslos, und sein Lächeln erschien mir aufgesetzt. Außerdem kam er mir seltsam bekannt vor, ich konnte ihn nur nirgendwo einordnen.
    Endlich fand ich meine Stimme wieder. »Ich habe heute Morgen Ihren Brief bekommen, aber nicht damit gerechnet, Sie so bald schon persönlich kennen zu lernen, Mr Ducoeur.« Ich spürte, dass Alexanders Augen auf meinem Profil ruhten, drehte mich aber nicht zu ihm um.

    »Mein Fehler, Miss Rose«, erwiderte er glatt. »Ich habe den Brief erst abgeschickt, als ich gestern hier eintraf.«
    »In Baton Rouge?«
    »Nein, auf Joyous Garde. Kennen Sie die Plantage?«
    »Ich habe von ihr gehört.« Ich bemühte mich, mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen, obwohl mir eine wahre Flut von Fragen auf der Zunge brannte. »Wir konnten uns nur nicht erklären … ich meine, die Marke war nicht abgestempelt…«
    Dorian lachte, doch mich beschlich das unbehagliche Gefühl, dass dieses Lachen seine Augen nicht erreichte. »Natürlich haben Sie sich darüber Gedanken gemacht. Aber an Dorian Ducoeur gibt es wenig Geheimnisvolles.« Er winkte lässig ab, ein Zeichen dafür, dass er das Thema wechseln wollte. »Wer ist denn nun Ihr Freund?«
    Er maß Alexander mit einem prüfenden Blick, den dieser zu meinem Erstaunen mit bewusster Kälte zurückgab.
    »Mein Name ist Alexander Trewoschow«, entgegnete er, ohne Anstalten zu machen, eine Hand auszustrecken.
    Dorian presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, nur für den Bruchteil einer Sekunde lang, dann lächelte er wieder kühl und scheinbar unbewegt, aber es war zu spät. In diesem einen flüchtigen Moment hatte ich in seinem Gesicht die Züge des hellhaarigen Mannes aus dem Traum wiedererkannt, den Alexander und ich geteilt hatten.
    »Sie sind demnach Russe«, stellte Dorian noch immer an Alexander gewandt fest, obwohl viele Minuten vergangen zu sein schienen, seit Alexander sich vorgestellt hatte. »Aus St. Petersburg?«
    Alexander hob die Brauen. »Ist das so offensichtlich?«
    Wieder krümmten sich Dorians Mundwinkel zu einem Lächeln. »Der Akzent ist charakteristisch, aber ich gebe zu, dass ich Ihren Namen schon gehört habe und mir auch
Gerüchte über Ihre Herkunft zu Ohren gekommen sind. In Musikkreisen, glaube ich.«
    »Möglich. Ich bin Konzertpianist.«
    »Tatsächlich?« Dorian gab sich begeistert, doch diesmal hörte ich einen deutlichen Hauch von Unaufrichtigkeit aus seiner Stimme heraus. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich Sie einfach so überfallen habe. Ihre Haushälterin hat mich hereingebeten.«
    »Nein, natürlich nicht.« Ich spürte, wie sich eine brennende Röte auf meinen Wangen ausbreitete. »Wir haben gerade eben Tee getrunken … ich bin sicher, dass von allem noch reichlich übrig geblieben ist…«
    »Danke, aber ich habe spät zu Mittag gegessen.«
    Draußen in der Halle erklangen Schritte und Taschas helles Lachen. Im nächsten Moment hüpfte sie auch schon an Marys Seite in den Raum. Beide blieben beim Anblick Dorian Ducoeurs wie angewurzelt stehen. Tascha klammerte sich an Marys Rock, und Mary legte ihr beruhigend einen Arm um die Schultern.
    »Und wer ist diese kleine Schönheit?« Dorian bedachte beide mit einem strahlenden Lächeln.
    »Mary«, griff ich rasch ein, »dies ist Mr Ducoeur. Der Mann, der uns geschrieben hat. Mr Ducoeur, darf ich Ihnen meine Freundin Mary Bishop und Mr Trewoschows Nichte Natalja vorstellen?«
    Mary sah mich einen Moment lang fragend an, dann lächelte sie gleichfalls. »Natürlich.« Sie hielt Dorian eine Hand hin, die dieser flüchtig küsste, was sie in noch grö ßere Verwirrung versetzte. »Wir hatten noch gar nicht mit Ihnen gerechnet.« Sie wandte sich an das kleine Mädchen. »Tascha, du brauchst keine Angst zu haben. Mr Ducoeur ist ein Freund von uns.« Tascha jedoch lehnte den kastanienbraunen Kopf an Marys Hüfte und betrachtete Dorian mit demselben stummen Argwohn wie ihr Onkel kurz zuvor.
    Dorian hatte wieder das Wort ergriffen. Mit weicher Stimme fragte er Tascha: »Magst du Blumen?« Sie fuhr fort, ihn schweigend zu mustern. »Natürlich tust du das. Alle kleinen Mädchen mögen Blumen, vielleicht, weil sie in ihren hübschen hellen Kleidchen selbst wie welche aussehen. Du zum Beispiel erinnerst mich an eine weiße Rose.«
    Als ihm auch dieses Kompliment kein Lächeln eintrug, fuhr er fort: »Weißt du, dass du Rosen wachsen lassen kannst.« Er wartete nicht auf eine Antwort. »Gleich hier und jetzt.« Er streckte einen Arm

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