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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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und er überzeugte sich davon, dass die Tür tatsächlich verschlossen war.
    »Wie ist das nur möglich?«, wiederholte ich, obwohl ich eine ziemlich gute Vorstellung davon hatte, was hier passiert sein musste.
    Ohne nachzudenken griff ich in meine Tasche und zog den Schlüsselring hervor, den ich bei meinem ersten Erkundungsgang gefunden hatte; ich hatte gerade noch rechtzeitig daran gedacht, ihn einzustecken.

    Alexander beobachtete mich ungläubig. »Wo hast du den denn her?«
    Ich musterte die Schlüssel. »Beim letzten Mal gefunden.«
    »Zeigst du sie mir bitte einmal?«, fragte er. Ich sah ihm an, dass ihm etwas im Kopf herumging. Er nahm mir die Schlüssel ab. Ein kleines, fast zynisches Lächeln spielte um seine Lippen. »Dachte ich es mir doch«, flüsterte er.
    »Was dachtest du dir?«
    »Sieh dir diesen Schlüssel mal genauer an. Nein, nicht den, den kleinen silbernen. Erkennst du ihn?«
    »Allerdings«, bestätigte ich. »Es ist der aus dem Traum. Über all den seltsamen Dingen, die sich in der letzten Zeit ereignet haben, hatte ich das ganz vergessen.«
    »Hmm. Dann wollen wir die anderen mal ausprobieren.« Er schob einen Schlüssel nach dem anderen ins Schloss. Der dritte passte.
    Im Haus fand ich alles genau so vor, wie ich es zurückgelassen hatte. Über meine Fußspuren hatte sich bereits eine neue Staubschicht gelegt.
    »Was nun?«, fragte ich.
    Alexander schüttelte den Kopf. »Am besten ist es, du zeigst mir, was du für wichtig hältst.«
    Er folgte mir durch die Tür zu unserer Linken und durch das Zimmer mit dem Hirschkopf an der Wand in den Ballsaal. Von dort führte ich ihn in die Bibliothek.
    »Hast du alle Schubladen durchsucht?« Er deutete auf den Schreibtisch, in dem ich die Schlüssel gefunden hatte.
    »Nein, nur die oberste.«
    »Dann wollen wir uns jetzt den Rest vornehmen.« Er begann in den anderen Schubladen herumzuwühlen, während ich die Titel der Bände in einem der Bücherschränke in Augenschein nahm. Als ich mich wieder umdrehte, hielt Alexander einen mit engen Schriftzügen bedeckten, mit Stockflecken übersäten Papierbogen in die Höhe.

    »Was ist das?«
    »Kannst du Französisch lesen?«
    »Recht gut.«
    Ich legte das Buch beiseite, in dem ich geblättert hatte. Alexander breitete den Bogen auf dem Tisch aus. Ich beugte mich darüber und begann zu lesen. Zuerst verwirrte mich die amtliche Sprache, doch als mir klar wurde, was ich da vor mir hatte, stockte mir der Atem. Bei dem Dokument handelte es sich um den Totenschein einer Frau namens Elizabeth Ducoeur, geborene Fairfax, die 1905 in Paris an Typhus gestorben war.
    »Aber Elizabeth Fairfax war meine Mutter«, widersprach ich. »Nach ihrer Heirat hieß sie Rose. Sie starb erst 1907, und zwar an der Schwindsucht, nicht an Typhus, und ganz bestimmt nicht in Paris.«
    Alexander rieb eine Ecke des Dokuments zwischen Daumen und Zeigefinger. »Das ist ausgesprochen interessant«, murmelte er.
    »Aber es stimmt nicht«, beharrte ich. »Meine Mutter Elizabeth Rose lebte 1905 in Massachusetts.«
    Endlich sah Alexander mich an. Seine Augen blickten ernst und ein wenig traurig. »Irgendetwas ist hier faul, aber wir sollten trotzdem keine voreiligen Schlüsse ziehen. Bist du zum Beispiel ganz sicher, dass deine Mutter nur einmal verheiratet war?«
    »Bei der Hochzeit mit meinem Vater war sie zwanzig. Wie könnte sie davor schon verheiratet gewesen sein?«
    »Es ist unwahrscheinlich, aber nichtsdestotrotz möglich.« Seine Stimme klang, als grübele er angestrengt über etwas nach.
    »Selbst wenn der Totenschein echt ist … warum sollte er hier versteckt worden sein? Er müsste sich im Archiv irgendeines Amtes befinden - eines Gerichtes oder Rathauses.«

    »Es sei denn, es handelt sich um eine Kopie.« Er hielt inne, dann fuhr er bedächtig fort: »Oder die Todesursache ist zwar korrekt, nicht aber die Identität der Toten.«
    »Wie meinst du das?«
    »Weißt du, warum deine Tante mit ihrer Familie gebrochen hat?«
    »Du weißt genau, dass ich keine Ahnung habe.«
    Ein Funke glomm in seinen Augen auf. »Erinnerst du dich daran, dass ich dich einmal gefragt habe, woher du so genau weißt, dass das Gesicht in deinem Traum das deiner Tante und nicht das deiner Mutter ist? Bist du immer noch so sicher, dass du von Eve geträumt hast?«
    Diese scheinbar rhetorischen Fragen begannen an meinen Nerven zu zerren. »So sicher, wie man nur sein kann«, erwiderte ich ungeduldig, »wenn man bedenkt…« Doch ich brach abrupt ab, als mir das

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