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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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gemacht«, wehrte ich ab. »Es ist doch ganz natürlich, dass ein krankes Kind immer an erster Stelle kommt.«
    Er beugte sich zu mir und küsste mich auf die Stirn. Doch als er den Kopf wieder hob, war sein Lächeln einer Mischung aus Kummer und Besorgnis gewichen.
    Ähnliche Empfindungen mussten sich auf meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn er fragte: »Was ist denn, Eleanor?«
    Ich seufzte. »Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast, und ich denke, du hast Recht. Wir sollten uns das Haus auf dem Hügel noch einmal genauer ansehen.«
    »Woher kommt denn dieser plötzliche Sinneswandel?«
    »Letzte Nacht hatte ich viel Zeit zum Nachdenken.« Ich fröstelte, als ich Tascha im Geist Dorians Namen aussprechen hörte. »Außerdem glaube ich nicht an Gespenster. Wenn sich jemand in diesem Haus aufhält, will ich das wissen.«
    Er erwiderte nichts darauf, sondern trat zum Fenster und sah hinaus. Nach einer Weile drehte er sich zu mir um. Seine Züge hatten sich wieder auf jene grimmige Weise verhärtet, die ich zu fürchten gelernt hatte. »Eleanor, sei mir bitte nicht böse, wenn ich das sage, aber es ist wichtig, dass du dir klarmachst, was genau du da oben eigentlich suchst und auf alles vorbereitet bist, was du vielleicht findest.«
    Das Flackern in seinen Augen veranlasste mich dazu, etwas unüberlegt herauszuplatzen: »Weißt du vielleicht etwas, was ich nicht weiß?«
    »Was weiß man schon mit absoluter Sicherheit?«, kam es lakonisch zurück.
    »Ich hätte wissen müssen, dass du mir wieder mit Philosophie kommst!«
    »Ich meinte ja nur, dass Geheimnisse die unangenehme Angewohnheit haben, ihren Reiz zu verlieren, wenn man
sich zu sehr in sie verbeißt. Wer weiß, wer oder was dort oben in dem Haus verborgen ist?«
    Wir sahen uns einen Moment lang stumm an. Dann sagte ich: »Ich laufe schnell nach Hause und ziehe mir etwas anderes an.«
    Er nickte, dann folgte er mir die Treppe hinunter. An der Tür versprach ich: »Ich komme heute Nachmittag zurück und hole dich ab. Mary passt sicher gern auf Tascha auf.«
    Wieder nickte er - seltsam resigniert, wie es mir vorkam. Doch als ich mich zum Gehen wandte, zog er mich an sich und küsste mich. »Bleib nicht zu lange weg«, bat er.
     
    Mary war von der Aussicht, den Nachmittag mit Tascha verbringen zu dürfen, hellauf entzückt, als ich ihr dann noch sagte, dass Alexander und ich einen Spaziergang machen wollten, strahlte sie über das ganze Gesicht. Zwar belog ich sie nur äußerst ungern, aber ich wollte erst mehr Informationen und möglichst auch Beweise zusammentragen, bevor ich Mary gestand, dass das Haus womöglich bewohnt war. Das redete ich mir zumindest ein.
    Mary saß mir am Esszimmertisch gegenüber. Neben meinem Teller lagen ein paar Briefe; zuoberst ein hellblauer Umschlag, den ich sofort erkannte. Ich griff danach und warf einen Blick auf die Marke. Sie trug den Poststempel von Baton Rouge.
    »Wenigstens hat er ihn dieses Mal auf dem üblichen Weg geschickt«, knurrte ich, ehe ich den Umschlag aufschlitzte.
    Mary hob die Brauen. »Ist der Brief von Mr Ducoeur? Was steht denn drin?«
    Ich blickte in ihre kornblumenblauen Augen, und wie immer erstarb mir dabei jedwede sarkastische Bemerkung sofort auf der Zunge. »Es ist eine Einladung zu einer Gesellschaft auf Joyous Garde. Samstag in zwei Wochen. Sie
gilt für uns alle: dich, mich, Alexander und jeden, den wir sonst noch mitbringen wollen. Als ob wir jemanden kennen würden, den wir mitbringen könnten!«
    »Er versucht nur, nett zu sein, Eleanor«, mahnte Mary sanft. »Warum bist du ihm gegenüber nur so misstrauisch?«
    »Das bin ich doch gar nicht.«
    »Als er uns besucht hat, hast du ihn das deutlich spüren lassen.«
    »Also wirklich, Mary!«
    Mary zuckte die Achseln und nippte an ihrem Kaffee. »Wirst du die Einladung annehmen?«
    Ich warf den Brief auf den Tisch zurück. »Wenn ich es nicht täte, würdest du mir die Hölle heißmachen.«
    Mary lachte. »Eleanor, manchmal bist du unmöglich.« Auf dem Weg zur Tür beugte sie sich zu mir, um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken.
    »Würdest du bitte auf die Einladung antworten?«, bat ich. »Ich habe noch etwas zu erledigen, ehe ich zu Alexander hinübergehe.«
    »Ich werde Colette oder Marguerite darum bitten«, erwiderte sie.
    »Hast du auch noch so viel zu tun?«, erkundigte ich mich abwesend, dabei sah ich die restliche Post durch.
    »Das nicht«, versetzte sie. »Aber meine Augen machen mir in den letzten Tagen zu schaffen,

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