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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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hielt mich zurück.
    »Schau mal, dort oben«, sagte sie. »Siehst du das Licht
auch, oder spielen mir meine Augen wieder einmal einen Streich?«
    Mit wachsender Beklommenheit drehte ich mich wieder zum Fenster um. In der Richtung, in die ihr ausgestreckter Finger zeigte, schimmerte links vom Wasser hoch oben auf dem Hügel ein Lichtschein zwischen den Bäumen hindurch.
    »Ich sehe es auch«, gestand ich schließlich leise.
    »Was kann das sein?«
    »Vielleicht ist Dorian oben im Haus«, meinte ich mehr zu meiner eigenen Beschwichtigung, als um ihre Frage zu beantworten. »Vielleicht hat er Handwerker da, die ein paar Reparaturarbeiten ausführen.«
    »So spät abends noch?«
    Plötzlich flammte Licht im Raum auf, und wir fuhren herum. »Ich hätte euch im Dunkeln beinahe nicht gesehen«, sagte Alexander. Seine Augen flackerten nicht, obwohl er unser Gespräch mit angehört haben musste.
    Mary musterte ihn mit offenkundiger Bewunderung. »Alexander, Sie sehen einfach großartig aus.«
    Sie hatte Recht. Er trug denselben Frack wie an jenem lang zurückliegenden Abend in der Symphony Hall, hatte sich das Haar zurückgekämmt, und seine Augen schimmerten in dem weichen Licht wie Samt. In seinem Knopfloch steckte eine Rosenknospe, eine der zartrosa, für Eden typischen Rosen, und er hielt ein kleines Sträußchen davon in der Hand.
    »Wie hübsch«, meinte Mary. »Sie passen wunderbar zu deinem Kleid, Eleanor. Du solltest dir eine anstecken.«
    Ich zog eine erblühende Knospe aus dem Strauß und wollte sie mir hinter das Ohr schieben, hielt dann aber inne. »Steckst du sie mir an?«, bat ich Alexander.
    »Mit Vergnügen«, erwiderte er lächelnd. »Ich habe sogar daran gedacht, eine Nadel mitzubringen.« Er beugte
sich über mich, blinzelte, um besser sehen zu können, und schob die Nadel dann behutsam durch den zarten Stoff des Kleides. Dann zuckte er zusammen und zog die Hand mit einem Ruck weg, aber es war zu spät: Er hatte sich in den Finger gestochen und einen winzigen Blutfleck auf dem Kleid hinterlassen. »Es tut mir leid…«, begann er.
    »Halb so schlimm«, winkte ich ab. »Der Fleck lässt sich auswaschen. Aber wir sollten jetzt fahren, sonst kommen wir zu spät.«
    Die Fahrt nach Joyous Garde verlief ruhig. Auf der schmalen Straße, die sich um den See und den Hügel herumwand, begegneten uns nur wenige andere Autos. Doch als wir das Haus erreichten, war es taghell erleuchtet. Elegante Limousinen säumten den Rand der Auffahrt, Scharen von Menschen drängten sich in den Räumen im unteren Stock. Gelächter und Unterhaltungsfetzen fluteten durch die offenen Türen und vermischten sich mit leiser Musik.
    Ich hatte Joyous Garde noch nie besucht und erwartet, dass es mehr oder weniger den anderen Plantagenherrenhäusern glich, die ich kannte, aber ich hatte mich geirrt. Das weitläufige Gebäude ließ sich in keiner Weise mit den anderen Häusern in der Umgebung vergleichen. In den Gärten war die Natur dem Menschen erbarmungslos untertan gemacht worden; niedrige, ordentlich geschnittene Hecken begrenzten ebenso ordentlich angelegte Blumenbeete, zwischen denen säuberlich mit weißem Kies bestreute Pfade zum Haupteingang des Hauses führten.
    Das Haus selbst war in dem für französische Landhäuser charakteristischen hellen Stuck gehalten, der im Laufe der Jahre zu einem blassen Grau verwittert war. Regengüsse und die Luftfeuchtigkeit hatten dunkle, grünlich braune Flecken darauf entstehen lassen. Es war im Stil der großen Châteaux erbaut, mit kunstvollen Verzierungen über Fenstern und Türen, Balkons mit schmiedeeisernen Gittern und
anmutig geschwungenen Treppenfluchten. Der Gesamteindruck dieser überladenen Pracht glich protzigem Schmuck am Leib einer alten Frau.
    »Ich dachte, es wäre von einem Fest im kleinen Kreis die Rede gewesen«, wunderte sich Alexander.
    Mary zuckte die Achseln. »Vielleicht definiert man ›kleiner Kreis‹ hier anders.«
    Alexander nahm meine Hand, als ich aus dem Auto stieg, und drückte sie kurz. Ich sah ihn an; versuchte zu ergründen, was in ihm vorging, was ihn zu dieser Geste bewogen hatte, doch sein Lächeln war so glatt und undurchdringlich wie das von Mary.
    »Wollen wir?«, fragte er. Statt Widerwillen meinte ich so etwas wie Vorfreude aus seinem Verhalten herauszulesen, was mir Unbehagen einflößte, da ich wusste, was er von Dorian hielt. Ich nickte, und dann brachte er mich noch mehr aus der Fassung: Er beugte sich zu mir und küsste mich lange und

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