Die Straße nach Eden - The Other Eden
leidenschaftlich. Ich stand wie erstarrt da und blinzelte ihn verwirrt an, doch er hatte sich schon wieder zu dem Haus umgewandt und zog mich mit sich, ohne sich die Mühe zu machen, die freudige Erwartung zu verbergen, die ihn erfüllte.
Dorian stand an der Tür und begrüßte seine Gäste. Seine blauen Augen glitzerten gut gelaunt, was vielleicht auf den Inhalt des Sektglases zurückzuführen war, das er in der Hand hielt. Ich konnte nicht umhin, seiner äußeren Erscheinung grollend Bewunderung zu zollen. Er trug das elfenbeinfarbene Leinen, das er zu bevorzugen schien, ein am Kragen offenes Hemd und ein Halstuch von der Farbe seiner Augen. Dieser Aufzug verlieh ihm zusammen mit der goldgeränderten Brille die gewollt lässige Ausstrahlung eines Gentleman auf Forschungsreise.
Er unterhielt sich mit einer schwarzhaarigen Frau in einem grünen Seidenkleid, die gleichfalls ein Glas in ihrer
schlanken, lila behandschuhten Hand hielt. Als wir das Haus betraten, richtete sie ihre seegrünen Augen auf uns und musterte uns unverfroren von Kopf bis Fuß. Ich krümmte mich innerlich unter diesem abschätzenden Blick und bereute zutiefst, in punkto Schmuck und Make-up so sparsam gewesen zu sein.
»Ich glaube nicht, dass ich deine Gäste schon kenne«, bemerkte sie an Dorian gewandt gedehnt.
»Dominique Fauré«, stellte dieser vor. »Dominique, dies sind die neuen Bewohner von Eden’s Meadow: Eleanor Rose, Mary Bishop und Alexander Trewoschow.« Der Blick der Frau blieb an Alexander hängen. Ihr entging nicht, dass wir unsere Hände voneinander lösen mussten, um die ihre zu schütteln.
»Willkommen in Arkadien«, begrüßte sie uns mit hochgezogenen Brauen. »Wir haben schon viel von Ihnen gehört und uns gewundert, warum wir Sie nicht bereits früher kennen lernen durften.«
»Wenn man ein so großes Haus bezieht, gibt es tausenderlei Dinge zu tun, deswegen haben wir einfach noch keine Zeit für Besuche in der Nachbarschaft gefunden«, erwiderte Mary höflich, doch ihre Augen blickten kühl, und in ihrer Stimme schwang zu meiner heimlichen Befriedigung eine unüberhörbare Spur von Hochmut mit.
» On reprendra plus tard, Dorian«, sagte Miss Fauré mit dem perfekten Pariser Akzent, um den ich meine weiter gereisten Schulkameradinnen früher immer beneidet hatte, und mischte sich wieder unter die anderen Gäste.
Dorian hob die Hände. »Achten Sie gar nicht auf sie. Von ihrem Schlag werden Ihnen heute sicherlich noch mehr über den Weg laufen. Sie sind nur neidisch.« Er senkte den Blick. »Und das vielleicht aus gutem Grund«, fügte er spitz hinzu, was den Schluss nahelegte, dass auch er Alexanders und meine ineinander verschlungenen Hände bemerkt hatte.
»Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause«, fuhr er dann, ganz der aufmerksame Gastgeber, fort. »Zu essen und zu trinken gibt es reichlich. Bis nach Joyous Garde ist diese lächerliche Prohibition zum Glück noch nicht vorgedrungen.«
Er nahm Mary am Arm. »Gehen Sie ein bisschen aus sich heraus«, riet er. »Alle hier brennen darauf, Sie nach allen Regeln der Kunst auszuhorchen. Oh, und wundern Sie sich nicht, wenn man Sie später auffordert, etwas vorzuspielen.« Er zwinkerte uns zu, dann zog er die errötende und leise protestierende Mary mit sich und verschwand mit ihr in der Menge.
Alexander schien noch immer etwas Bestimmtes im Schilde zu führen, darüber hinaus begann er Dorians Gäste - bewusst oder unbewusst, ich vermochte es nicht zu sagen - so in seinen Bann zu schlagen wie im letzten Winter das Konzertpublikum in der Hall. Halb benommen folgte ich ihm ins Haus. Er nahm zwei Sektkelche von einem Tablett, reichte mir einen davon und stieß mit mir an. Das Klirren der Gläser klang wie Kinderlachen.
»Auf das Leben«, sagte er. Seine Augen glänzten, und seine Wangen waren gerötet, als sei er bereits betrunken. Er sah aus wie einem Renaissancegemälde entsprungen. Wieder beugte er sich zu mir und küsste mich. Mir entging nicht, dass alle Umstehenden diese Geste, die mir vorkam, als hätte er sie einstudiert, genau registrierten. Alexander griff erneut nach meiner Hand, da gab ich es auf, aus seinem Verhalten schlau werden zu wollen, und ließ mich von ihm durch die Räume führen, von denen mir jeder prächtiger erschien als der vorherige.
Ich war in Wohlstand aufgewachsen, doch hielten weder die elegantesten Häuser Bostons einem Vergleich mit diesem auf Dekadenz basierenden Relikt eines goldenen Zeitalters stand, noch konnte sich die Bostoner
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