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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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haben die ganze Nacht lang ununterbrochen geredet, sind durch die Stadt gestreift und von einem Restaurant oder Kaffeehaus zum nächsten gezogen. Als das letzte endlich schloss, gingen wir zum Haus meiner Familie und setzten uns dort ins Wohnzimmer, bis die Sonne aufging. Jetzt fragst du dich sicher, worüber wir die ganze Zeit gesprochen haben. Das frage ich mich ja selber auch.« Er lächelte humorlos. »Die meisten unserer Gespräche verliefen nach ein und demselben Schema: Wir waren darin versunken, blind und taub für alles andere, solange sie dauerten, doch eine Stunde
später hätte ich schon nicht mehr sagen können, worüber wir eigentlich geredet hatten.
    Unsere nächsten Begegnungen verliefen ähnlich. Er kam auf mich zu, und es entspann sich eine nicht enden wollende Diskussion. Ich hätte damals behauptet, wir wären enge Freunde gewesen, hätte aber nicht sagen können, worauf diese Freundschaft basierte. Ich wusste noch nicht einmal, wo er wohnte, ich verschwendete gar keinen Gedanken daran. So war er, Eleanor. Sein Charme bewirkte, dass ich vergaß, die naheliegendsten Fragen zu stellen … überhaupt irgendwelche Fragen zu stellen.« Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Wie du dir sicher vorstellen kannst, war Anna von dieser plötzlichen engen Vertrautheit zwischen Antoine und mir nicht gerade erbaut, und als sie darauf bestand, ihn kennen zu lernen, wagte ich nicht, ihr diesen Wunsch abzuschlagen, was sich als großer Fehler erwies. Sie verliebte sich auf den ersten Blick in ihn. Für Antoine war sie jedoch nur … nun, eine nette kleine Abwechslung.«
    »Also ist Anna die, von der Dorian an jenem Abend gesprochen hat?«
    »Nein«, erwiderte er langsam. Wieder zögerte er, dann fuhr er fort: »Anna veränderte sich unter seinem Einfluss stark. Sie war immer fröhlich und lebenslustig gewesen und hatte nichts mehr geliebt, als im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen. Nachdem sie Antoine kennen gelernt hatte, drehte sich ihre ganze Welt nur noch um ihn.
    Die Beziehung zu mir erhielt sie weiterhin aufrecht, warum, weiß ich nicht, vielleicht, um sich selbst zu beweisen, dass sie Antoine gar nicht wirklich brauchte. Ich wusste nicht, wie ich mich aus dieser Situation herauswinden sollte; sie war bizarr, tat keinem von uns gut, und es sollte noch viel schlimmer kommen.«

    Er seufzte. »Eines Abends tranken Antoine und ich Absinth.«
    »Ich dachte, der dürfte nicht mehr hergestellt werden«, warf ich ein.
    »Hier und da doch noch, obwohl es für die Menschheit besser wäre, wenn das nicht der Fall wäre. Absinth ist gefährlich, weil er die Sinne überreizt und das Wahrnehmungsvermögen verändert, bis man im Extremfall unter Halluzinationen zu leiden beginnt. Ich glaube schon fast an die Legende, der zufolge ein kleiner grüner Kobold in diesem Gebräu wohnen soll. Du kannst fast spüren, wie er von jeder Faser deines Körpers Besitz ergreift und dich dazu bringt, durch seine Augen zu sehen.«
    »Wenn ich dir so zuhöre, bekomme ich fast Lust, ihn zu probieren.«
    Alexander maß mich mit einem sorgenvollen Blick. »Das hast du schon getan. Es war Absinth, den du am Abend von Dorians Fest getrunken hast, und ich schätze, dem hattest du auch deinen Albtraum zu verdanken.«
    Ich war zu überrascht, um etwas darauf zu erwidern. Er schwieg einen Moment, dann setzte er seine Geschichte fort.
    »Also leerten wir eine Flasche, von der Antoine behauptete, sie aus Frankreich mitgebracht zu haben. Nun sind wir Russen ja an hochprozentige Getränke gewöhnt, aber dieser Höllentrank hat mich außer Gefecht gesetzt. Das ist meine einzige Rechtfertigung für das, was dann geschah.«
    Er sah jetzt nicht mehr mich an, sondern das Portrait der Zwillinge. »Ich habe mich seither oft gefragt, wieso dies das einzige Gespräch mit Antoine ist, an das ich mich klar und deutlich erinnere, obwohl ich so betrunken war. Er sprach von Anna. Ich hörte ihm kaum zu, bis er sagte, dass sie schwanger sei.

    Diese Eröffnung traf mich tief. Sie verletzte nicht meinen Stolz, ich empfand für Anna nichts mehr. Aber es brachte mich in Rage, dass er sie verführt hatte, obwohl sie ihm völlig gleichgültig war. So etwas kommt natürlich häufiger vor, aber ich fühlte mich irgendwie für Anna verantwortlich. Zwar hatte ich sie nie geliebt, aber doch recht gerngehabt, und ich machte mir Sorgen um sie. Antoine war inzwischen der Mittelpunkt ihres Lebens, sie würde es nicht ertragen, wenn er sie kalt lächelnd fallen

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