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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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der Frau wandert zu der Stickerei in ihrem Schoß, doch als sie antwortet, klingt ihre Stimme fest und bestimmt. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie bei meiner Schwester ist, und da wird sie auch bleiben, bis du wieder zur Vernunft gekommen bist.«
    Seine Züge verhärten sich. Einen Moment wirkt er wie erstarrt, dann durchquert er den Raum und schlägt ihr hart ins Gesicht. »Lüg mich nicht an«, warnt er leise und bedrohlich. »Sie ist bei ihm, nicht wahr?«
    »Bei wem?«, fragt sie dumpf. Ihr Gesicht wird von einem Vorhang dunklen Haares verdeckt.
    Ein böses Lächeln spielt um seine Lippen. »Wir wissen beide sehr gut, wen ich meine.«
    Sie gibt ihm keine Antwort, sondern dreht sich zur
Wand um und birgt den Kopf in den Händen. Er betrachtet sie einen Moment lang, dann nimmt er ihre Hand, an der der Ehering schimmert, und dreht sie zum Kerzenlicht, sodass die Tintenflecken an ihren Fingern sichtbar werden.
    »Womit hast du dich denn heute beschäftigt?«, erkundigt er sich.
    »Ich habe Briefe geschrieben«, erwidert sie nach einer kurzen Pause.
    »Wo sind sie?«
    Sie deutet auf den Schreibtisch, und er unterzieht die drei Umschläge, die er dort findet, einer genauen Prüfung. Dann schiebt er sie in die Tasche, lehnt sich gegen die Wand und verschränkt die Arme lässig vor der Brust.
    »Dir ist hoffentlich klar, dass du noch viel tiefer fallen kannst … und das Kind erst recht?«
    Endlich hebt sie den Kopf. Ihr Haar fällt zurück und gibt einen roten Striemen unter ihrem rechten Auge frei. Die Haut darunter hat sich bereits grünblau verfärbt. »Lass sie in Ruhe, Louis«, droht sie.
    Louis mustert sie. Seine Miene spiegelt ohnmächtigen Zorn wider. Dann wendet er sich ab, doch als er die Hand nach dem Türknauf ausstreckt, erregt etwas seine Aufmerksamkeit. Er dreht sich um und hebt den Streifen Löschpapier auf, der zu den Füßen seiner Frau liegt. Sie springt auf und versucht ihm das Blatt zu entreißen, doch er schwenkt es vor ihren Augen durch die Luft. Sein Gesicht verzieht sich zu einem triumphierenden Lächeln, als er die schwach leserlichen Worte darauf überfliegt. Dann starrt er die Frau lange an, ehe er immer noch lächelnd eine Hand hebt und ihr erneut ins Gesicht schlägt, diesmal mit solcher Wucht, dass sie rücklings gegen den Spiegel geschleudert wird und ihn umwirft. Die Kerze erlischt, doch der Vollmond spendet genug Licht, um den Sprung erkennen zu können, der
die Spiegelscheibe in zwei Hälften teilt. Eve liegt regungslos davor, bis Louis sie wieder auf die Füße zieht.
    »Das war für ihn.« Wieder hebt er die Hand. »Und das ist für dich.«
    Einen Augenblick lang weidet er sich an dem nackten Entsetzen in ihren Augen, dann schlägt er noch einmal zu.

1. Kapitel
    I ch habe mich oft gefragt, ob Alexander die seltsamen Ereignisse der letzten Woche je wieder zur Sprache gebracht hätte, wenn ich Stillschweigen bewahrt hätte. Wahrscheinlich führt es zu nichts, Vermutungen anzustellen, was ich tat, obwohl ich den morbiden Reiz der Träume, des Hauses und des Rätsels um die Zwillinge so gerne vergessen wollte.
    Einige Wochen nach Dorians Fest machten Alexander und ich abends einen Spaziergang durch den Hügelgarten. Als wir den See erreichten, konnte ich nicht anders, ich musste zu dem Haus auf dem Hügel hinüberblicken, dann konnte ich den Blick nicht wieder davon losreißen. Seine dunklen Ecken und Kanten hoben sich wie eine gespenstische Schablone vom rötlich verfärbten Himmel ab.
    »Was hast du denn?« Alexander küsste erst meine Wange, dann meinen Hals.
    Mir war plötzlich nach Weinen zumute. Die letzten Wochen waren so ruhig und friedlich verlaufen; ich mochte diesen Frieden nicht zerstören. Aber ich hatte die ganze Zeit schon gewusst, dass ich in einer Scheinwelt lebte, und wenn es eine Hoffnung auf eine Zukunft mit Alexander gab, dann musste ich die Wahrheit wissen. Also sagte ich: »Wir können nicht ewig so tun, als wäre alles in schönster Ordnung.«
    »Ich wüsste nicht, was wir sonst tun könnten«, erwiderte er. »Wir haben ja nichts Neues mehr über das Schicksal deiner Mutter und deiner Tante herausgefunden.«
    »Ich spreche von Dorian«, wandte ich ein. »Ich möchte
wissen, woher du ihn kennst und was seine Anwesenheit hier zu bedeuten hat.«
    Er sah aus, als würde er mich nachdenklich mustern, aber in seinen Augen lag ein abwesender Ausdruck. Endlich sagte er: »Warum willst du dich damit belasten, Eleanor? Dir würde nicht gefallen, was du zu hören

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