Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
Standorten zurückzumelden. Mein Freund bat mich, ihn auf der Busfahrt nach San Diego zu begleiten. Er meinte, das könnte vielleicht das letzte Mal sein, daß ich ihn lebend sehe. Er behielt recht.
LIEBE FÜR $ 17.50
    Roberts erste Wunschvorstellung — als er an solche Dinge zu denken begann — war ein nächtlicher Einbruch ins Wachsfigurenkabinett, um es dort mit den wächsernen Damen zu treiben. Nur, das erschien ihm zu riskant. Deshalb beschränkte er sich darauf, es in seinen sexuellen Fantasien
    Statuen und Schaufensterpuppen zu machen und in seiner Fantasiewelt zu leben.
    Eines Tages, als er an einer Ampel warten mußte, sah er in einen Ladeneingang hinein. Es war einer von diesen Läden, die alles mögliche verkaufen - Schallplatten, Sofas, Bücher, Nippes und sonstigen Kram. Da sah er sie stehen, in einem langen roten Kleid. Sie trug eine randlose Brille, war gut gebaut; vornehm und sexy, so wie sie früher mal waren. Ein richtiges Klasseweib. Dann wurde es Grün und er mußte weiterfahren.
    Robert parkte in der nächsten Seitenstraße und ging zum Laden zurück. Er stellte sich draußen vor den Zeitschriftenständer und sah zu ihr hinein. Sogar ihre Augen wirkten echt, und der Mund war sehr impulsiv, ein bißchen schmol
    Robert ging hinein und sah die Platten durch. Er war jetzt ganz in ihrer Nähe und warf ihr verstohlene Blicke zu. Nein, sowas wie die war längst zu einer Rarität geworden. Sogar hochhackige Schuhe hatte sie an.
    Die Verkäuferin kam zu ihm her. »Was darf es sein,

    »Ich seh mich nur ein bißchen um.«
    »Wenn ich Ihnen etwas zeigen kann, lassen Sie michs nur wissen.«
»Mach ich.«
Robert ging zu der Schaufensterpuppe hin. Es ‘hing kein Preisschild dran. Er fragte sich, ob man sie wohl kaufen konnte. Er ging wieder zu den Schallplatten zurück, griff sich ein billiges Album heraus und bezahlte bei der Verkäuferin.
    Als er das nächste Mal in den Laden kam, stand die Schaufensterpuppe immer noch da. Robert ging ein bißchen herum, kaufte sich schließlich einen Aschenbecher in Form einer zusammengerollten Schlange und ging wieder.
    Beim dritten Mal fragte er das Girl im Laden: »Ist die Schaufensterpuppe zu verkaufen?«
»Die Schaufensterpuppe?«
»Ja, die Schaufensterpuppe.«
»Sie wollen sie kaufen?«
»Ja. Sie verkaufen hier doch Sachen, nicht? Ist die Schaufensterpuppe zu verkaufen?«
    »Kleinen Augenblick, Sir.«
    Das Girl ging in den hinteren Teil des Ladens. Ein Vorhang teilte sich und ein alter Jude trat heraus. An seinem fehlten die beiden unteren Knöpfe, man konnte haarigen Bauch sehen. Er schien ein ganz netter
    Mensch zu sein.
»Sie möchten die Schaufensterpuppe, Sir?«
»Ja. Ist sie zu verkaufen?«
»Nun ja, eigentlich nicht. Sehen Sie, es ist sozusagen ein
    Dekorationsstück, ein Scherz.«
»Ich möchte sie kaufen.«
»Tja, lassen Sie mich mal sehen…« Der alte Jude ging
    hinüber und begann die Puppe zu betasten, das Kleid, die Arme. »Lassen Sie mich mal sehen … ich denke, für $ 17.50 kann ich ihnen dieses … Stück … überlassen.«
    »Ich nehme sie.« Robert zückte einen Zwanziger. Der
    Ladeninhaber zählte ihm das Wechselgeld hin.
»Sie wird mir fehlen«, sagte er. »Manchmal könnte man
fast meinen, sie sei lebendig. Soll ich sie Ihnen einpacken?« »Nein danke, ich nehme sie so wie sie ist.«
Robert nahm die Puppe und trug sie hinaus zu seinem Wagen. Er legte sie auf den Rücksitz. Dann stieg er ein und fuhr zu seiner Wohnung. Als er ankam, schien glücklicherweise niemand in der Nähe zu sein, und er kam ungesehen mit ihr durch die Tür. Er stellte sie mitten ins Zimmer und sah sie an.
»Stella«, sagte er, »Stella, du Flittchen!«
Er ging hin und schlug sie ins Gesicht. Dann packte er ihren Kopf und küßte sie. Sie ließ sich gut küssen. Sein Penis begann gerade hart zu werden, als das Telefon klingelte. »Hallo«, meldete er sich.
»Robert?«
»Yeah. Klar.«
»Hier is Harry.«
»Wie gehts, Harry?«
    46
    »Gut, und was machst du?«
»Nichts.«
»Ich hab mir gedacht, ich komm mal vorbei und bring
    ein paar Dosen Bier mit.«
»Okay.«
Robert legte auf, nahm die Schaufensterpuppe und verwahrte sie im Schrank. Er steckte sie ganz hinten rein und schloß die Schranktür ab.
    Harry wußte nicht viel zu sagen. Er saß nur da mit seiner Dose Bier. »Wie gehts Laura«, fragte er.
»Oh«, sagte Robert, »zwischen Laura und mir ist es aus.«
»Was war denn?«
»Hat mir zuviel den Vamp rausgekehrt. Immer auf der Bühne. Sie konnte nicht genug kriegen.

Weitere Kostenlose Bücher