Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
hochgewachsenen blonden Boys die Abraham Lincoln Brigade auf die Beine gestellt — um die faschistischen Horden in Spanien aufzuhalten. Und dann kriegten sie von richtig ausgebildeten Truppen den Arsch in Fetzen geschossen. Manche von ihnen wollten nur mal Spanien kennenlernen und Abenteuer erleben, aber den Arsch kriegten sie trotzdem in Fetzen geschossen. Ich mochte meinen Arsch. Ich mochte sonst eigentlich nicht viel an mir, aber ich mochte meinen Arsch, und meinen Hammer.
    Während des Unterrichts sprang ich auf und schwadronierte, was mir gerade so einfiel. Gewöhnlich hatte es etwas mit der Herrenrasse zu tun, die ich als Idee ganz amüsant fand. Über die Schwarzen und die Juden zog ich jedoch nicht ausdrücklich her, denn ich sah, daß sie genauso ratlos und arm dran waren wie ich selbst. Aber ich brachte ein paar verwegene Reden an, während und außerhalb des Unterrichts; und die Flasche Wein, die ich immer in meinem Kleiderspind zu stehen hatte, half mir dabei. Ich war überrascht, wieviele Leute mir zuhörten und wie selten ich mit meinen Äußerungen auf Kritik stieß. Also führte ich eben das große Wort und stellte mit Befriedigung fest, daß das L. A. City College ganz unterhaltsam sein konnte.
    »Wirst du für die Wahl zum Schulsprecher kandidieren,
    Chinaski?«
»Shit, nee.«
Ich wollte überhaupt nichts. Ich wollte nicht einmal am
    Schulsport teilnehmen. Im Gegenteil, das war das allerletzte, was ich tun wollte — zum Sport erscheinen und schwitzen und einen Sackschutz tragen und Schwanzlängen vergleichen. Ich wußte, daß meiner nur mittelprächtig war. Um mir darüber Klarheit zu verschaffen, brauchte ich nicht erst am Sport teilzunehmen.
    Wir hatten Glück. Das College beschloß, eine Einschreibegebühr von zwei Dollar zu erheben. Wir entschieden — oder jedenfalls ein paar von uns -, daß das verfassungswidrig war. Also zahlten wir nicht. Wir streikten dagegen. Das College ließ uns am Unterricht teilnehmen, strich uns aber einige unserer Privilegien. Eines davon war der Schulsport.
    Zur Sportstunde rückten wir in Zivil an. Der Sportlehrer hatte Anweisung, uns in militärischer Formation auf und ab marschieren zu lassen. Das war denen ihre Rache? Na, fabelhaft. Ich brauchte keine Runden zu drehen, bis mir der Schweiß in die Arschspalte reinlief, und ich brauchte auch keine blödsinnigen Basketbälle in einen blödsinnigen Korb zu werfen.
    Wir marschierten auf und ab, jung, voll Haß, voll Wahnsinn, geil bis in die Zehenspitzen, aber ohne ne Möse in Sicht, am Rand des Krieges. Je weniger man an das Leben glaubte, desto
    viel zu Schwanz.
    Wir marschierten und improvisierten wüste Songs dazu, und die guten amerikanischen Boys im Football-Team drohten uns Prügel an, aber irgendwie ließen sie es dann immer
    Wahrscheinlich weil wir größer und streitsüchtiger waren als sie. Für mich war es ein wunderbares Gefühl: hier gab ich den großen Nazi ab, und gleichzeitig beschwerte ich mich lauthals darüber, daß man mir meine verfassungsmäßig garantierten Rechte beschnitt.
    Gelegentlich wurde ich auch schon mal emotional. Ich erinnere mich, einmal während des Unterrichts, ich hatte ein bißchen zuviel Wein intus, da sagte ich mit einer Träne im Auge: »Ich verspreche euch, das wird nicht der letzte Krieg sein. Sobald man einen Feind beseitigt hat, entdeckt man schon wieder einen neuen. Ein endloser und sinnloser Kreislauf. Und es ist nicht drin, daß man sagt, der eine Krieg ist gut und der andere ist schlecht.«
    Ein andermal hörte ich mir einen Kommunisten an, der auf einem leerstehenden Grundstück südlich vom Campus
    Rede hielt. Ich hatte einige meiner Gefolgsleute bei mir. Einer von ihnen war ein Weißrusse namens Zirkoff, sein Vater oder Großvater war während der russischen Revolution von den Roten umgenietet worden. Er hatte faule weniger hatte man zu verlieren. Ich hatte
    verlieren. Ich und mein mittelprächtiger Tomaten mitgebracht, eine ganze Tüte voll, und zeigte sie mir. »Wenn du das Zeichen gibst«, sagte er, »fangen wir an, damit zu schmeißen.«
    Mir wurde plötzlich klar, daß meine Jünger dem Redner überhaupt nicht zugehört hatten; oder wenn sie zugehört hatten, dann waren seine Worte an ihnen abgeprallt. Sie hatten ihre Weltanschauung bereits fix und fertig. So war es
    den meisten auf der Welt. Einen mittelprächtigen Schwanz zu haben, schien mir plötzlich nicht mehr die schlimmste Sünde auf Erden zu sein.
    »Zirkoff«, sagte ich, »tu die Tomaten

Weitere Kostenlose Bücher