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Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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ging hinüber, und ich sah, wie Hemingway lachte.
Der Gong ertönte, und ich kam sofort zur Sache. Ich begann Treffer zu landen, keine besonders harten, aber es waren gute Kombinationen. Ernie ging zurück, schlug daneben. Zum ersten Mal sah ich Zweifel in seinen Augen. ›Wer ist dieser Kid?‹, fragte er sich.
Ich schlug aus kürzerer Distanz, traf ihn härter. Ich traf mit jedem Schlag. Kopf und Körper. Eine gute Mischung. Ich boxte wie Sugar Ray und schlug wie Dempsey.
Ich hatte Hemingway an den Seilen. Er konnte nicht umfallen. Sobald er Anstalten machte, nach vorn zu kippen, richtete ich ihn mit einem Haken wieder auf. Es war glatter Tod am Nachmittag.
Ich trat zurück, und Mr. Ernest Hemingway fiel nach vorn und war out.
Ich machte mir die Verschnürung meiner Boxhandschuhe mit den Zähnen auf, zog die Dinger aus und sprang mit einem Satz aus dem Ring. Ich ging in meine Umkleidekabine, ich meine Hemingway’s Umkleidekabine, und stellte mich unter die Dusche. Dann trank ich eine Flasche Bier, steckte mir eine Zigarre an und setzte mich auf den Rand des Massagetischs. Sie trugen Ernie herein und legten ihn auf einen anderen Tisch. Er war immer noch out. Ich saß da, nackt, und sah zu, wie sie sich um Ernie kümmerten. Es waren auch Frauen im Raum, aber das störte mich nicht. Dann kam einer zu mir her.
»Wer sind Sie?«, fragte er. »Wie heißen Sie?«
»Henry Chinaski.«
»Nie von Ihnen gehört«, sagte er.
»Das wird sich bald ändern.«
Sämtliche Leute kamen zu mir her. Ernie blieb allein. Armer Ernie. Alles drängte sich um mich. Die Frauen auch. Ich war ziemlich abgemagert, bis auf eine Stelle. Ein wirklich hochklassiges Flittchen besah mich ausgesprochen gründlich von oben bis unten. Sie sah aus wie ein Flittchen aus der vornehmen Gesellschaft, reich, gute Erziehung und alles — hübsch gebaut, hübsches Gesicht, hübsche Kleider, all sowas.
»Was machen Sie so?«, fragte mich jemand.
»Ficken und trinken.«
»Nein, nein, ich meine, was sind Sie von Beruf?« »Tellerwäscher.«
»Tellerwäscher?«
»Yeah.«
»Haben Sie ein Hobby?«
»Naja, ich weiß nicht, ob man es als Hobby bezeichnen
kann. Ich schreibe.«
»Sie schreiben?«
    »Was denn?«
»Short Stories. Sie sind ziemlich gut.«
»Schon was davon veröffentlicht?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich hab nie welche rumgeschickt.«
»Wo haben Sie denn Ihre Stories?«
»Da drüben.« Ich zeigte auf einen zerfledderten Papp
    »Passen Sie auf, ich bin Kritiker bei der New York Times. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihre Stories mit nach Hause nehme und sie mal lese? Sie kriegen sie wieder.«
    »Mir recht, Sportsfreund. Ich weiß bloß nicht, wo ich dann sein werde.«
Das hochklassige Society-Flittchen machte einen Schritt nach vorn. »Er wird bei mir sein.«
Dann sagte sie zu mir: »Komm schon, Henry, steig in deine Klamotten. Wir haben eine lange Fahrt vor uns und müssen einiges miteinander … bereden.«
Ich zog mich an. Ernie kam jetzt wieder zu sich.
»Was zum Teufel ist passiert?«, fragte er.
»Sie sind auf einen ziemlich guten Mann getroffen, Mr. Hemingway«, sagte jemand zu ihm.
Ich war mit dem Anziehen fertig und ging zu ihm hinüber an den Tisch.
»Du bist ein guter Mann, Papa. Aber man kann nicht immer siegen.« Ich schüttelte ihm die Hand. »Schieß dir kein Loch in den Kopf.«
Ich ging mit dem Society-Flittchen hinaus und wir stiegen ein gelbes Kabriolett, das einen halben Häuserblock lang war. Sie trat das Gaspedal bis auf den Boden durch und nahm die Kurven schleudernd und auf quietschenden Reifen, ohne die geringste Reaktion zu zeigen. Das war Klasse. Wenn sie im Bett so gut war wie hinter dem Steuer, dann würde es eine heiße Nacht werden.
    Ihr Haus lag oben in den Bergen, ganz isoliert. Ein Butler öffnete uns die Tür.
»George«, sagte sie zu ihm, »Sie können sich die Nacht frei nehmen. Wenn ich mirs recht überlege, können Sie gleich die ganze Woche frei nehmen.«
Wir gingen hinein, und da saß ein großer Kerl in einem Sessel und hatte einen Drink in der Hand.
»Tommy«, sagte sie, »verschwinde.«
Wir gingen weiter durchs Haus.
»Wer war der große Kerl?«, fragte ich sie.
»Thomas Wolfe«, sagte sie. »Ein Langweiler.«
In der Küche legte sie einen Stop ein, um eine Flasche Bourbon und zwei Gläser mitzunehmen. Dann sagte sie: »Komm weiter.« Ich folgte ihr ins Schlafzimmer.
Am nächsten Morgen weckte uns das Telefon. Es war für mich. Sie gab mir den Hörer, und ich setzte mich neben ihr im Bett auf.
»Mr.

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