Die Strozzi
Medicis mit Clarice Orsini nach Neapel schickte. Nicht eines, sondern gleich drei Festmähler gab es, um die überaus zahlreichen Gäste zu bewirten, und bei jedem trat der Bräutigam in einem neuen Festkleid auf. Einmal erschien er in rotem Samt, das zweite Mal trug er ein hellbraunes Gewand aus Damast und ein Kleid aus violettrotem Taft beim dritten Bankett. Auch seine Dienerschaft war jedes Mal in die entsprechenden Farben gekleidet. Viele Verwandte und die einflussreichsten Bürger waren geladen, dazu die vornehmsten und schönsten Frauen der Stadt. Unzählige köstliche Gerichte wurden aufgetragen. Diese Opulenz, schreibt Zeffi, sei schon allein sehr großartig gewesen, noch prächtiger indessen die Art, wie diese Gerichte serviert wurden: Auf den Schüsseln saßen lebende Tiere von der Art des Fleischs, das den Gästen aufgetischt wurde. Dazu spielten Musiker auf, die auf reich geschmückten Podesten platziert waren – Zeffi bezeichnet sie als «trionfi». Alle, die keinen Zutritt zu den Sälen hatten, die Leute aus dem Volk, wurden im Hof des Palasts bewirtet. Die Eleganz und Schönheit der Dekorationen, schreibt Zeffi, ließen die Kosten noch höher erscheinen, als sie in Wirklichkeit waren. Von der Braut dagegen kein Wort. In anderem Zusammenhang schreibt Zeffi in der Lebensgeschichte Lorenzo Strozzis, dass Lucrezia Rucellai zwar sehr tugendhaft gewesen sei, doch Schönheit habe ihr ganz und gar gefehlt. Aufgrund dieses Mankos habe man Lorenzo Strozzi auch seine stadtbekannten Liebesabenteuer nachgesehen. Er war als Schürzenjäger so bekannt, dass Eltern ihm die eigenen Töchter zuführten, um Gefälligkeiten von ihm zu erlangen. Was Lorenzo allerdings, versichert Zeffi, der einige Fälle sehr konkret erzählt, von sich gewiesen habe, denn er habe Liebesdienste nie mit Gewalt erzwingen wollen – ein freilich etwas zweifelhaftes Kompliment.
Von ungleich größerer politischer Sprengkraft war dagegen die Heirat seines Bruders Filippo, die das politische Gefüge in Florenz zum Wanken brachte und den Medici den Weg zur Rückkehr ebnete. Der in der Stadt so verhasste Piero de’ Medici, der mehrmals mit Waffengewalt nach Florenz zurückzukehren versucht hatte und deshalb als Rebell verurteilt worden war, war 1503 an der Grenze zum Königreich Neapel im Fluss Garigliano ertrunken. Er stand im Dienst der Franzosen, die in der Nähe dieses Flusses im Kampf um den Besitzdes Königreichs eine vernichtende Niederlage durch die Spanier erlitten hatten. Nach seinem Tod wurde Kardinal Giovanni de’ Medici Familienoberhaupt. Bei ihm in Rom fand auch Pieros Witwe Alfonsina Orsini mit ihren beiden Kindern Lorenzo, geboren 1492, und Clarice, die wahrscheinlich im Jahr darauf zur Welt kam, Wohnung und Auskommen.
Während in Florenz die Unzufriedenheit mit der Regierung Piero Soderinis wuchs, suchten Kardinal Giovanni und sein Bruder Giuliano de’ Medici die Florentiner freundlich zu stimmen. Sie ließen wissen, wieder nach Florenz zurückkehren zu wollen, und zwar als private Bürger ohne jeden Herrschaftsanspruch. In Rom bewirtete, beherbergte und unterstützte der Kardinal nach Kräften alle Florentiner, die nach Rom kamen, obwohl jeder Kontakt mit den Medici, da sie als Rebellen verurteilt worden waren, verboten war. Ihr Haus schien das des offiziellen florentinischen Botschafters zu sein, schreibt Francesco Guicciardini. Viele große Bürger, welche die Teilnahme der einfachen Leute an der Regierung der Stadt gerne beschnitten gesehen hätten, waren einer Rückkehr der Medici nicht mehr abgeneigt. Dies bewegte Kardinal Giovanni zu einem weiteren Schritt. Er streute die Nachricht aus, dass er seine Nichte Clarice, die Tochter Pieros, in Florenz verheiraten wolle, und versprach eine ungewöhnlich hohe Mitgift: Von 5000 bis 6000 Dukaten war die Rede. Niemand wagte zunächst auf das Angebot einzugehen, ein Pitti, der in Verdacht kam, beeilte sich zu dementieren. Ein Gesetz kündigte Strafen für diejenigen an, die eine solche Ehe eingingen. Doch im November 1508 gelangte die Nachricht nach Florenz, dass Filippo Strozzi den Heiratsvertrag mit den Medici abgeschlossen hatte. Sie schlug in der Stadt ein wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Der noch nicht zwanzigjährige Filippo hatte die Verhandlungen im Geheimen geführt und nicht einmal seine Brüder, geschweige denn die anderen Strozzi informiert. Diese Verhandlungen waren sehr langwierig gewesen und nicht direkt, sondern mit der Vermittlung einiger Dominikaner des
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