Die Strozzi
Florentiner Klosters San Marco geführt worden. Daran beteiligt war auch Filippos Mutter, die die treibende Kraft hinter diesem Eheplan gewesen sein muss. Lorenzo Strozzi schreibt in der Vita seines Bruders, die Initiative sei von Alfonsina Orsini, der Mutter Clarices, ausgegangen. Diese habe gewusst,dass Selvaggia Gianfigliazzi die Vermehrung des Vermögens ihrer Söhne besonders am Herzen lag, und ihr deshalb ihre Tochter mit einer Mitgift von 6000 Golddukaten angeboten. Ein Geschäft von Frau zu Frau also. Selvaggia habe zunächst gezögert in der Furcht, Soderini zu verärgern, dem sie jedoch vorwarf, in einem Prozess gegen ihren Stiefsohn Alfonso dessen Partei ergriffen zu haben. Auch die Tatsache, dass sie sich schon mit einer kleinen Mitgift für Lorenzo hatte begnügen müssen, habe sie schließlich einwilligen lassen. Der befragte Bernardo Rucellai habe diesen «parentado» ebenfalls gebilligt.
Es gibt keinen Grund, an der Darstellung Lorenzo Strozzis zu zweifeln, da er persönlich in die Angelegenheit verwickelt war. Die Florentiner Geschichtsschreiber der Zeit sprechen alle mehr oder weniger ausführlich von dieser Heirat, die zur Staatsaffäre wurde, doch sind sie über die geheime Vorgeschichte nur ungenau informiert. Einem Brief Filippos an seinen Bruder Lorenzo lässt sich indessen entnehmen, dass der Ehekontrakt schon im Juli 1508 unterschrieben wurde. Filippo hatte sich darin verpflichtet, spätestens acht Monate nach diesem Zeitpunkt die Ehe durch die Übergabe des Brautrings an Clarice rechtsgültig zu machen. Das von Filippo eigenhändig geschriebene Eheversprechen war von dem Geistlichen Michelangelo Biscioni nach Rom gebracht worden.
Filippo fürchtete jedoch zu Recht den Eklat, den die Nachricht von seiner Heirat auslösen würde. Deshalb brach er Mitte September 1508 zusammen mit seiner Mutter zu einer Wallfahrt nach Loreto auf, von wo aus er allein nach Neapel weiterreiste. Seine Absicht war, nach einiger Zeit von dort nach Rom zu gehen, um die Ehe zu vollziehen und sie dann zu verkünden. Aber seine Rechnung ging nicht auf. Schon im November, als er noch in Neapel war, gelangte die Nachricht nach Florenz und wühlte die Stadt auf. Filippos Brüder schickten Kuriere nach Neapel und baten ihn um Aufklärung, die auch der Gonfaloniere Soderini von ihnen verlangte. Als die Antwort kam, wurde die Lage nicht besser. Soderini war empört und beschloss, den Fall als Staatsangelegenheit von der Regierung behandeln zu lassen.
Die im Unwissen gelassenen Strozzi hielten Filippos Schritt für gefährlich und sehr nachteilig für die ganze Familie. Sogar die Strozziin der Diaspora verfolgten besorgt die Lage, Briefe aus Ferrara und Venedig erreichten die Strozzi in Florenz. Auf Einladung von Filippos Brüdern Lorenzo und Alfonso trat deshalb am 3. Dezember ein Familienrat zusammen, in dem sich der Unwille Luft machte. Nicht nur an die von den Medici erlittene Verfolgung wurde erinnert, man befürchtete auch schwere Repressalien vonseiten Soderinis. Die Strozzi beschlossen, Filippo aufzufordern, den Ehevertrag aufzulösen. Alfonso Strozzi war sogar bereit, anstelle von Filippo das für eine Auflösung vorgesehene Strafgeld zu bezahlen. Ein Abgesandter der Familie sollte dazu in Rom Kardinal Giovanni de’ Medici bitten, in die Annullierung des Vertrags einzuwilligen.
Dann befahl am 7. Dezember 1508 die Regierung Filippo Strozzi, bis zum 25. Dezember vor ihr zu erscheinen, bei Nichtbeachtung des Gebots drohte ihm eine zehnjährige Verbannung. Seiner Mutter und den Brüdern wurde zugleich verboten, ihm Hilfe zukommen zu lassen. Filippo entschloss sich zurückzukehren. Nach kurzen Beratungen mit Kardinal Medici in Rom erschien er, begleitet von Giulio de’ Medici, dem Cousin des Kardinals und späteren Papst Clemens VII., an der sienesisch-florentinischen Grenze, wo ihn der Cousin Matteo Strozzi und der in Rechtsfragen kompetente Antonio Strozzi erwarteten. Die Strozzi waren in einem zweiten Familienrat zum Entschluss gekommen, Filippo beizustehen. Vor der Signoria präsentierte Filippo sich deshalb in Begleitung seiner Brüder und anderer Angehöriger der Familie, und dieses kompakte Auftreten der Strozzi bewog den Gonfaloniere zu einer vorsichtigeren Haltung. Soderini wollte den Fall als Test für die eigene Popularität nutzen, aber er bestand ihn nicht. Er konnte von der Regierung, der er vorsaß, keine Entscheidung erreichen. Diese beschloss, die Sache der Kommission der «Otto di Guardia e
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