Die Strozzi
Hochzeit im Mittel- und Vordergrund der Bilderzählung. Auf der ersten Tafel nehmen die Hochzeitsrituale im Haus der Braut die rechte Hälfte des Bildes ein, wobei die feierliche Ringübergabe im Zentrum steht. Daran schließt sich auf der linken Seite der zweiten Tafel das Hochzeitsbankett an, sodass die Riten der Eheschließung eindeutig das Hauptthema der malerischen Darstellung bilden. Beim Hochzeitsfest sitzen Bräutigam und Braut, umgeben von den Verwandten ihres Geschlechts, an getrennten Tafeln. Musiker spielen im Hintergrund auf, und vor der Braut führen zwei Tänzer einen Tanz aus,während von links her die Speisen aufgetragen werden. Eine Heimkehr mit seiner Braut, wie sie die Tobias-Geschichte erzählt, war Filippo Strozzi jedoch untersagt, seine Braut musste ohne ihn ins Haus ihrer neuen Familie einziehen. Auch von einem Hochzeitsfest im Palazzo Strozzi ist nichts überliefert.
IM SCHLEPPTAU DER MEDICI
P apst Julius II., darüber verstimmt, dass die Florentiner auf französisches Betreiben ein gegen ihn gerichtetes Konzil in Pisa, auf florentinischem Herrschaftsgebiet also, zugelassen und unterstützt hatten, war endlich bereit, die Rückkehr der Medici nach Florenz durchzusetzen. Im Kampf um die Herrschaft in Oberitalien – es ging um den Besitz des Herzogtums Mailand, die Beschneidung der Macht Venedigs, den Rückgewinn kaiserlicher Gebiete in Friaul und nicht zuletzt um die Stärkung der päpstlichen Herrschaft in Bologna und in der Romagna – waren sich die französischen, kaiserlichen und päpstlichen Heere oft feindlich begegnet. Im April 1512 war Kardinal Giovanni de’ Medici, päpstlicher Legat in Bologna, in der blutigen Schlacht von Ravenna sogar in die Hände der siegreichen Franzosen gefallen. Dann aber sorgten widrige Umstände dafür, dass die Franzosen sich aus Italien zurückziehen mussten. Damit verlor das republikanische Florenz seinen traditionellen Verbündeten. Eine Friedenskonferenz in Mantua brachte, was den Frieden betraf, so gut wie nichts. Giovanni und Giuliano de’ Medici konnten hier aber erreichen, dass ein an den Kämpfen beteiligtes spanisches Kontingent unter dem Kommando des neapolitanischen Vizekönigs Ramón de Cardona sie nach Florenz zurückbringen sollte. Papst Julius II. forderte gleichzeitig die Florentiner auf, den Gonfaloniere Soderini seines Amts zu entheben. Anfang August 1512 überschritten die Spanier den Apennin und verlangten von Florenz, die Medici aufzunehmen. Die Florentiner aber organisierten den Widerstand. Die Forderungen der Gesandten des Vizekönigs – Absetzung Soderinis und Einlass der Medici – wurden zurückgewiesen. Zugleich ließ Soderini vierzig Bürger, die er politisch für unzuverlässig hielt, im Palazzo della Signoria festhalten, unter ihnen Filippo Strozzi. SeineBrüder hatten Florenz schon vorher verlassen und hielten sich in Lucca auf.
Der Vizekönig hatte auch Proviant für seine Truppen gefordert, die seit Tagen hungerten. Mordend und plündernd durch die Toskana ziehend, nahmen die Spanier am 29. August Prato ein, wo sie ein fürchterliches Gemetzel veranstalteten. Die Stadt wurde geplündert, unzählige Bürger ermordet, selbst Frauen und Kinder wurden nicht geschont, und um Lösegelder zu erpressen, griffen die Soldaten zu den grausamsten Foltern – ein Vorgeschmack auf das, was 1527 in Rom geschehen sollte. Kardinal Medici, der ebenfalls in Prato war, schritt nicht ein. Als er dem Papst von der Einnahme berichtete, schrieb er, es sei leider nicht ohne ein paar mörderische Grausamkeiten abgegangen, was er bedaure, das Gute daran sei jedoch, dass ein abschreckendes Exempel statuiert worden sei. Erst nach zwölf Tagen entschloss er sich, wenigstens die Frauen von Prato unter seinen Schutz zu nehmen. Angesichts der Verheerungen beschlossen die Florentiner, Verhandlungen aufzunehmen. Doch es blieb nicht mehr viel zu verhandeln. Das einzige Zugeständnis des Vizekönigs war die Versicherung, dass die Medici als private Bürger zurückkehren würden, ohne die Herrschaft über die Stadt zu beanspruchen. Für den Abzug der Truppen verlangte er jedoch die ungeheure Summe von 150.000 Dukaten, worauf Soderini von den Anhängern der Medici gezwungen wurde, die Stadt zu verlassen. Am 1. September 1512, als eine neue Regierung ihr Amt antrat, zog Giuliano de’ Medici in Florenz ein – ostentativ als Privatmann. Was folgte, war der in solchen dramatischen Lagen übliche Umbau der Florentiner Verfassung – diesmal im Sinn
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