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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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er ist ein guter Mann und ein guter König, seine Untertanen wissen, dass er gerecht ist. Edessa ist eine kleine Stadt, aber Abgarus ist bereit, die Herrschaft über sie mit dir zu teilen.«
    Jesus legte auf dem Weg seine Hand auf Josars Arm. Und Josar fühlte sich vom Schicksal beschenkt, weil er in der Nähe des Mannes sein durfte, den er wahrhaft für den Sohn Gottes hielt.
    »Ich werde den Brief lesen und deinem König antworten.«
     
    Am Abend aß Josar gemeinsam mit Jesus und seinen Jüngern, die beunruhigt waren wegen der Nachrichten über die wachsende Feindseligkeit der Priester. Eine Frau, Maria Magdalena, hatte auf dem Markt gehört, dass die Priester die Römer bedrängten, Jesus festzunehmen, sie beschuldigten ihn, der Anstifter der Unruhen gegen die römische Macht zu sein.
    Jesus hörte schweigend zu und aß in aller Ruhe weiter. Es war, als ob er bereits alles wüsste, was dort gesprochen wurde, als wäre keine dieser Nachrichten neu für ihn. Dann sprach er zu ihnen über die Vergebung, darüber, dass sie denen vergeben sollten, die ihnen Böses taten, dass sie Erbarmen mit ihnen haben sollten. Die Jünger antworteten, dass es schwer sei, einem Menschen zu vergeben, der einem Böses zufügt, gleichmütig zu bleiben und Unrecht nicht zu vergelten.
    Jesus hörte sie an und sagte, die Vergebung sei eine Erleichterung für die Seele dessen, dem Unrecht angetan worden sei.
    Am Ende des Mahls rief er Josar zu sich und übergab ihm einen Brief.
    »Josar, hier ist meine Antwort für Abgarus.«
    »Herr, wirst du mit mir kommen?«
    »Nein, Josar, ich kann nicht mit dir kommen, ich muss tun, was mein Vater von mir verlangt. Ich werde einen meiner Jünger schicken. Aber dein König wird mich in Edessa sehen, und wenn er glaubt, wird er geheilt werden.«
    »Wen wirst du schicken? Wie ist das möglich, was du sagst, Herr, wie kann Abgarus dich in Edessa sehen, wenn du hier bleibst?«
    Jesus antwortete lächelnd: »Bist du nicht mein Anhänger und hörst meine Worte? Du Josar wirst gehen, und dein König wird geheilt werden, und er wird mich in Edessa sehen, wenn ich schon nicht mehr auf dieser Welt weile.«
    Josar glaubte ihm.
     
    Die Sonne fiel strahlend hell durch das kleine Fenster der Herberge, in der Josar an Abgarus schrieb, während der Wirt die Männer, die ihn begleitet hatten, mit Essen versorgte.
     
    »Von Josar an Abgarus, König von Edessa.
    Herr, meine Männer bringen dir die Antwort des Nazareners. Ich bitte dich, Herr, glaube, denn er sagt, du wirst geheilt werden. Ich weiß, dass er das Wunder bewirken wird, aber frage mich nicht, wie oder wann.
    Ich bitte dich um Erlaubnis, in Jerusalem bei Jesus zu bleiben. Mein Herz sagt mir, dass ich bleiben muss. Ich muss ihm zuhören, seinen Worten lauschen, und, wenn er es zulässt, ihm als der geringste seiner Jünger folgen. Alles, was ich habe, hast du mir geschenkt, also, mein König, nimm meinen Besitz, mein Haus, meine Sklaven, und verteile alles unter den Bedürftigen. Um Jesus zu folgen, brauche ich fast nichts. Ich spüre, dass etwas geschehen wird, denn die Priester des Tempels hassen Jesus, weil er sich Gottes Sohn nennt und nach dem Gesetz der Juden lebt, was sie nicht tun.
    Ich erbitte, mein König, dein Verständnis und dass du mir erlaubst, mein Schicksal zu erfüllen.«
     
    Abgarus las Josars Brief, und Traurigkeit überkam ihn. Der Nazarener würde die Reise nach Edessa nicht antreten, und Josar würde in Jerusalem bleiben. Er hatte zuerst den Brief von Josar gelesen, nun würde er den von Jesus lesen, aber aus seinem Herzen war jegliche Hoffnung gewichen. Was auch immer in dem Brief des Nazareners stehen mochte, für ihn war es kaum noch von Bedeutung.
    Die Königin betrat das Gemach und sah ihn besorgt an.
    »Ich habe gehört, dass Nachrichten von Josar gekommen sind.«
    »So ist es. Der Nazarener wird nicht kommen. Josar hat mich um Erlaubnis gebeten, in Jerusalem zu bleiben, er will, dass ich sein Hab und Gut unter den Bedürftigen verteile. Er ist zu einem Jünger Jesu geworden.«
    »So außergewöhnlich ist dieser Mann, dass Josar alles zurücklässt, um ihm zu folgen? Wie gerne würde ich ihn kennen lernen.«
    »Wirst du mich auch verlassen?«
    »Herr, du weißt, dass ich das nie tun würde, aber ich glaube, dieser Jesus ist ein Gott. Was sagt er in dem Brief?«
    »Ich habe das Siegel noch nicht geöffnet. Warte, ich lese ihn dir vor.«
     
    » Abgarus, du bist selig, weil du mich nicht gesehen und doch Glauben hast.
    Denn siehe,

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