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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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nicht«, sagte Pater Yves. »Er ist gefährlich nah dran an der Gemeinschaft. Sie haben gemerkt, dass es lauter Leute aus Urfa gibt, die mit dem Grabtuch zu tun haben. Dottoressa Galloni hat ins Schwarze getroffen, erst gestern hat sie dem Team vom Dezernat für Kunstdelikte gesagt, sie sei der Ansicht, dass Urfa mit den Vorfällen in der Kathedrale zu tun hat. Man hat ihr nicht geglaubt, außer die Computerspezialistin, aber Valoni ist intelligent, und irgendwann wird ihm ein Licht aufgehen … Schade, dass eine solche Frau …«
    »Gut«, unterbrach ihn Pater Joseph. »Wir werden schon in dem unterirdischen Gang erwartet. Ich hoffe, Turgut und sein Neffe sind bereits dort. Unsere Leute sind auf dem Friedhof.«
    »Unsere Leute sind überall, wie immer«, sagte Pater Yves sarkastisch.
    Die drei Männer gingen zur Tür. Ana versteckte sich hinter einem Schrank. Sie hatte Angst. Jetzt wusste sie, dass Pater Yves kein normaler Priester war – aber war er Templer, oder gehörte er zu einer anderen Organisation? Und was war mit den Männern, die ihn begleiteten? Den Stimmen nach waren sie ziemlich jung.
    Sie hielt den Atem an, als sie das Vorzimmer verließen. Offensichtlich hatten sie sie nicht bemerkt. Sie hatten es eilig. Sie wartete noch einen Moment, dann nahm sie die Verfolgung auf, dicht an die Wand gepresst, wie sie es so oft im Film gesehen hatte.
    Sie gingen durch eine kleine Tür zu den Wohnräumen des Hausmeisters. Pater Yves klopfte an die Tür, aber es kam keine Antwort. Dann zog einer der beiden jungen Männer einen Dietrich aus der Tasche und öffnete die Tür.
    Ana war entsetzt. Sie schlich bis zur Tür. Nichts, kein Geräusch. Sie stand offen, also ging sie hinein. Sie betete, dass man sie nicht überraschte, und suchte im Geist bereits nach einer überzeugenden Ausrede, falls doch plötzlich jemand erscheinen sollte.

48
     
    Mendibj hörte ein Geräusch und erschrak. Er war schon eine Weile wieder bei Bewusstsein. Die Wunde schmerzte, aber das Blut hatte inzwischen eine Kruste gebildet. Er wusste nicht, ob er sich auf den Beinen würde halten können, aber er musste es versuchen.
    Er dachte an den merkwürdigen Tod des Onkels seines Vaters.
    Ob Addaio ihn hatte töten lassen, weil er erfahren hatte, dass dieser ihm helfen wollte?
    Er traute niemandem mehr, vor allem Addaio nicht. Der Hirte war ein heiliger, aber strenger Mann, der zu allem fähig war, nur um die Gemeinschaft zu retten, und er, Mendibj, war jetzt eine Gefahr für sie.
    Die Tür zu dem Raum ging auf. Eine Frau mit einer Mülltüte kam herein und schrie auf. Mendibj nahm alle Kraft zusammen, stand auf und hielt ihr den Mund zu. Er drückte sie gegen die Wand. Sie zitterte, und er fürchtete, sie würde wieder anfangen zu schreien, wenn er die Hand von ihrem Mund nahm. Also verpasste er ihr einen Schlag, und sie ging zu Boden.
    Die Frau atmete schwer. Er öffnete ihre Tasche und fand, was er suchte, einen Kugelschreiber und ein Notizbuch, aus dem er eine Seite herausriss. Er schrieb schnell.
    Als die Frau das Bewusstsein wiedererlangte, hielt Mendibj ihr wieder den Mund zu und gab ihr den Zettel.
    »Folgen Sie mir, und tun Sie, was ich sage, dann wird Ihnen nichts geschehen. Wenn Sie versuchen zu fliehen oder zu schreien, kann ich für nichts garantieren. Haben Sie ein Auto?«
    Die Frau las die Botschaft und nickte. Langsam nahm Mendibj die Hand von ihrem Mund, hielt sie jedoch fest am Arm, damit sie nicht weglaufen konnte.
     
    »Marco, hörst du mich?«
    »Ja, Sofia?«
    »Wo bist du?«
    »In der Nähe der Kathedrale.«
    »Ich habe Nachricht vom Pathologen. Der Alte, den sie getötet haben, hat keine Zunge und auch keine Fingerkuppen. Er schätzt, die Zunge wurde vor ein paar Wochen entfernt und die Fingerkuppen etwa zur selben Zeit weggeätzt. Er hat keinerlei Dokumente bei sich, nichts. Ach ja, er hat auch keine Zähne mehr, sein Mund ist eine leere Höhle.«
    »Verdammt!«
    »Der Pathologe hat die Autopsie noch nicht beendet, er wollte uns nur mitteilen, dass wir es schon wieder mit einem Stummen zutun haben.«
    »Verdammt!«
    »Marco, sag doch bitte mal was anderes als verdammt!«
    »Entschuldige, Sofia. Ich weiß, dass unser Stummer hier irgendwo ist. Jemand will ihn töten oder mitnehmen oder schützen, was weiß ich. Die beiden Typen sind weg, aber da sind bestimmt noch andere. Das Schlimme ist, dass unsere Tarnung aufgeflogen ist, als der Alte getötet wurde. Wenn da noch mehr von diesen Typen sind, dann wissen sie jetzt, wer wir

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