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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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dem Puls des Alten. Der schlug die Augen auf, blickte ihn an, als wollte er etwas sagen, und dann starb er.
    Sofia und Minerva hatten das Geschehen über Funk verfolgt, sie hatten Marcos eilige Schritte gehört, die Befehle und Pietros Frage.
    »Marco, Marco! Was ist los?«, fragte Minerva. »Um Himmels willen, sag doch was!«
    »Jemand hat versucht den Stummen zu töten, aber er hat stattdessen einen alten Mann erwischt, der in dem Moment vorbeikam. Der Alte hat keine Papiere bei sich, wir wissen nicht, wer er ist. Da kommt die Ambulanz. So eine Scheiße!«
    »Beruhige dich. Sollen wir zu euch rauskommen?«, fragte Sofia.
    »Nein, das ist nicht nötig. Wir kommen zu euch ins Hauptquartier. Aber – wo zum Teufel ist der Stumme abgeblieben?«, schrie Marco.
    »Wir haben ihn verloren«, hörte man über Walkie-Talkie.
    »Wir haben ihn verloren, er ist bei dem Tumult verschwunden.«
    »Ihr Idioten! Das kann doch wohl nicht möglich sein!«
    »Beruhige dich, Marco, immer mit der Ruhe …«, sagte Giuseppe.
    Sofia und Minerva verfolgten ängstlich, was sich auf dem Markt abspielte. Sie hatten die Operation Trojanisches Pferd so lange vorbereitet, und jetzt war das Pferd einfach durchgebrannt.
    »Macht euch auf die Suche! Alle, und zwar sofort!« Marco tobte vor Wut.
    Mendibj war außer Atem. Er hatte einen Messerstich in der Seite. Anfangs hatte es nur gebrannt, aber jetzt wurde der Schmerz unerträglich. Das Schlimmste war, dass er eine Blutspur hinterließ. Er blieb stehen, um sich im Halbdunkel eines Hauseingangs ein wenig auszuruhen. Er schätzte, er hatte seine Verfolger abgehängt, aber sicher war er nicht. Seine einzige Chance war der Friedhof, aber der war weit weg, und er musste warten, bis es dunkel wurde, aber wo? Wo?
     
    Ana sah mehrere Leute auf die Café-Terrasse an der Porta Palatina zulaufen, auf die sie sich gesetzt hatte. Ihrem aufgeregten Geschrei entnahm sie, dass angeblich irgendwo ein Mörder unterwegs war. Sie bemerkte einen jungen Mann, der offensichtlich verletzt war. Plötzlich war er in einem Hauseingang verschwunden. Sie ging in die Richtung, aus der die Leute kamen und versuchte herauszufinden, was geschehen war. Aber Genaueres war aus den Leuten nicht herauszubekommen.
    Bakkalbasi hatte gesehen, wie Mendibj floh, als der Alte tot zu Boden fiel. Wer hatte ihn getötet? Die Carabinieri nicht – ob SIE es waren? Aber warum sollten SIE den Alten töten? Er rief Addaio an und sagte ihm, was passiert war. Der gab ihm neue Anweisungen. Bakkalbasi stimmte zu.
    Ana sah zwei junge Männer, die auf den Eingang zugingen, in dem zuvor der andere verschwunden war. Das war alles sehr merkwürdig. Ohne noch länger nachzudenken folgte sie ihnen. Die beiden Männer aus Urfa dachten, die Frau hinter ihnen gehöre zu den Carabinieri und traten den Rückzug an. Sie beobachteten die Frau von weitem. Wenn es nötig war, würden sie auch sie töten.
    Mendibj entdeckte die Tür zu einer Kammer, in der die Mülltonne des Hauses stand. Er setzte sich hinter der Tonne auf den Boden, und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben. Er verlor viel Blut. Er musste die Wunde abdecken. Er zog die Jacke aus und riss das Futter heraus. Damit verband er die Wunde, in der Hoffnung, so den Blutfluss stoppen zu können. Dann wurde er ohnmächtig.
     
    Yves de Charny war wieder in seinem Büro. Er sah besorgt aus.
    Seine Sekretärin kam herein.
    »Pater, da sind ihre beiden Freunde, Pater Joseph und Pater David. Ich habe ihnen gesagt, dass sie gerade erst angekommen sind.«
    »Das macht nichts. Sie sollen bitte trotzdem gleich hereinkommen. Hochwürden braucht mich heute nicht mehr, er fährt nach Rom, und das meiste ist erledigt. Wenn Sie möchten, können Sie sich heute Nachmittag freinehmen.«
    »Haben Sie schon gehört, dass es hier in der Nähe, bei der Porta Palazzo, einen Mord gegeben hat?«
    »Ja, sie haben es im Radio gesagt. Mein Gott, diese Gewalt überall!«
    »Sie sagen es, Pater. Schön. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, verschwinde ich. Das kommt mir sehr gelegen, so kann ich noch zum Friseur gehen, morgen bin ich doch bei meiner Tochter zum Abendessen eingeladen.«
    »Ja, gehen Sie nur.«
    Pater Joseph und Pater David betraten das Büro. Die drei warteten ab, bis die Sekretärin die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Weißt du schon, was passiert ist?«, fragte Pater David.
    »Ja. Wo ist er?«
    »Er hat sich in einen Hauseingang geflüchtet. Mach dir keine Sorgen, unsere Leute sind dran, aber es hat im Moment keinen

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