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Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro
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Kaisers.
    »Werdet Ihr mir eine Antwort auf den Brief mitgeben?«
    »Kehrt Ihr in das Heilige Land zurück?«
    »Erst werde ich an den Hof von Doña Blanca von Kastilien reisen. Ich habe eine Botschaft von ihrem Sohn, meinem guten König Ludwig. Aber einer der Edelmänner, die mich begleiten, will unbedingt weiter an der Seite des Königs kämpfen. Er wird die Botschaft mitnehmen.«
    Balduin nickte und erhob sich. Er verließ den Thronsaal, ohne sich umzuschauen, bekümmert wegen der schlechten Nachricht.
    »Was soll ich jetzt tun, Pascal?«
    »Was Ihr auch bei anderen Gelegenheiten getan habt, mein Herr.«
    »Ich soll wieder zu den Höfen meiner Verwandten reisen, die nicht verstehen, wie wichtig es ist, dass die Christenheit Konstantinopel behält? Es geht nicht um mich, Konstantinopel ist das letzte Bollwerk gegen die Muselmanen, es ist christliches Land, aber die Venezianer sind gierig, und sie verbünden sich hinter meinem Rücken mit den Ottomanen, die Genueser interessieren sich nur für ihre Geschäfte, und meine Cousins in Flandern klagen, dass sie nicht genug Mittel haben, um mir zu helfen. Die reine Lüge! Muss ich wieder vor den Prinzen niederknien und sie bitten, mir zu helfen, das Reich am Leben zu erhalten? Glaubst du, dass Gott mir verzeihen wird, dass ich die Dornenkrone seines gekreuzigten Sohnes versetzt habe?
    Ich kann meine Soldaten, meine Palastangestellten, meine Adeligen nicht bezahlen. Ich habe nichts, nichts. Ich bin mit einundzwanzig König geworden. Damals habe ich davon geträumt, dem Reich seinen Glanz zurückzugeben, zu versuchen, das verlorene Land zurückzuerobern, und was habe ich erreicht? Nichts. Seit die Kreuzritter das Imperium geteilt und Konstantinopel geplündert haben, habe ich das Reich mit Mühe und Not aufrechterhalten können. Auch der gute Papst Innozenz ist taub für meine Anliegen.«
    »Beruhigt Euch, Herr. Euer Onkel wird Euch nicht im Stich lassen.«
    »Aber hast du die Nachricht denn nicht gehört?«
    »Doch, er sagt, er wird Euch rufen lassen, wenn er die Sarazenen besiegt hat.«
    Auf einem majestätischen Sessel sitzend, dessen Goldbelag schon vor einiger Zeit entfernt worden war, zupfte sich der Kaiser am Bart und tappte nervös mit dem linken Fuß.
    »Herr, Ihr solltet den Brief des französischen Königs lesen.«
    Pascal de Molesmes reichte ihm das versiegelte Dokument, das Balduin in seiner Sorge schon vergessen hatte.
    »Ach, ja, mein Onkel hat geschrieben, vermutlich um mir zu raten, dass ich ein guter Christ sein und das Vertrauen in Gott unseren Herrn nicht verlieren soll.«
    Er öffnete das Siegel und warf einen Blick auf die Botschaft. Das hatte er nicht erwartet.
    »Mein Gott! Mein Onkel weiß nicht, was er da verlangt.«
    »Der König will etwas von Euch, Herr?«
    »Ludwig sagt, trotz der finanziellen Schwierigkeiten wegen des Kreuzzugs sei er bereit, mir eine bestimmte Menge Gold vorzustrecken, wenn ich ihm das Mandylion übergebe. Er will es seiner Mutter, der allerchristlichsten Doña Blanca zeigen. Ludwig bittet mich, ihm die Reliquie zu verkaufen oder sie ihm für ein paar Jahre zu vermieten. Er sagt, er habe einen Mann getroffen, der ihm versichert habe, dass das Tuch Wunder vollbringe, es habe einen König von Edessa von der Lepra geheilt, und wer es besitze, der müsse nicht leiden. Falls ich seiner Bitte Folge leisten wolle, solle ich die Einzelheiten mit dem Comte de Dijon absprechen.«
    »Und was werdet Ihr tun?«
    »Das fragst ausgerechnet du mich? Du weißt, dass das Mandylion nicht mir gehört. Selbst wenn ich wollte, könnte ich es meinem Onkel, dem guten König von Frankreich, nicht geben.«
    »Ihr könntet versuchen, den Bischof zu überreden, es Euch zu überlassen.«
    »Unmöglich! Es würde mich Monate kosten, und ich würde es doch nicht schaffen. Ich kann nicht warten. Sag mir, was kann ich noch versetzen? Haben wir vielleicht noch eine bedeutende Reliquie übrig?«
    »Ja.«
    »Ja? Welche?«
    »Wenn Ihr den Bischof überredet, Euch das Mandylion zu überlassen …«
    »Das wird er niemals tun.«
    »Habt Ihr es denn schon probiert?«
    »Er wacht mit Argusaugen darüber. Die Reliquie hat wie durch ein Wunder die Plünderung der Kreuzritter überlebt. Sein Vorgänger hat sie ihm übergeben, und er hat geschworen, sie mit seinem Leben zu schützen.«
    »Ihr seid der Kaiser.«
    »Und er ist der Bischof.«
    »Er ist Euer Untertan. Wenn er nicht gehorcht, droht, ihm Ohren und Nase abzuschneiden.«
    »Wie entsetzlich!«
    »Ihr werdet das

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