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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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hervorzuwälzen, von Zorn und Trauer erfüllt und meine eigene Unfähigkeit, auch nur im geringsten Hilfe leisten zu können, verfluchend, hatte den einen Arm schon seitlich in den Sand gestemmt und den Kopf gerade unter dem hinteren Ein stieg hervorgebracht, als es gedankenschnell über die steinige Einöde hinwegstrich. Wie ein rasches Flimmern war das aber, so wie die Luft unter brütender Augustsonne über einer leeren Betonstraße zu zittern beginnt. Und dieses Flimmern huschte über den Wagen und mich hinweg, erreichte Sobik und seine Geräte, ballte sich zusammen zu einer flirrenden Spirale, nahm Trichterform an, stieg mit seiner Spitze hoch hinauf in den hier immer noch wolkenlosen Himmel, und gleichzeitig war ein feines, keineswegs aufregend klingendes Sirren zu vernehmen. Es war nachher, als liefe vor meinen Augen ein Zeitlupenfilm ab. Sobiks Helm kam ins Rutschen, ins Fallen, für einen Sekundenbruchteil sah ich noch seine im äußersten Entsetzen auf mich gerichteten Augen, dann verschwand sein Gesicht einfach, ver blaßte, wurde durchsichtig, rutschte ins Nichts, und zwischen dem Helm und dem Kragen seiner Kombination wurde wie ein Phantom das Dunkel der hinter ihm liegenden Berge sicht bar. Dann begann seine Kombination zusammenzurutschen, wie eine Ziehharmonika, aus der die letzte Luft mit einem kläglichen Winsellaut entweicht. Dumpf schlug zum Schluß der Helm darauf.
    Ich schrie und raste hinüber zu ihm. Doch es war schon alles vorbei. Das Flimmern strich schon fern hin die Bergflanken hin auf, und Sobik war verschwunden, davongetragen, ausgelöscht, als hätte es ihn nie gegeben. Ich weiß nicht mehr, was ich dachte. Ich kam erst einigermaßen wieder zu mir, als ich mich dabei ertappte, daß ich wie ein Wahnsinniger Sobiks schmalen goldenen Fingerring mit dem schlicht gefaßten Ural-Achat dar auf von einer Hand in die andere warf, als sei das Metall glü hend. Der Zweite Energetiker hatte sich, solange ich ihn kannte, weder im Wachen noch im Schlafen je von diesem Schmuck stück getrennt, nun aber war er von ihm getrennt worden.
    Ich wurde ruhiger, ich wurde still, doch immer noch war ich wie betäubt. Ich kniete mich nachher nieder, untersuchte seine Sachen, öffnete alle Reißverschlüsse seiner Kombination, und es war tatsächlich so, als sei er nackt und bloß davongetragen worden. Seine Unterwäsche stak in der Kombination, in den klobigen Geländestiefeln die Schutzstrümpfe, und zwischen dem Unterhemd und der Elastikplatte des stoß- und schuß festen Brustschutzes fand ich dann auch noch das zartgliedrige goldene Kettchen, das ich ebenfalls oft um seinen Hals gesehen hatte.
    Ich ging zurück zum Wagen und fühlte mich dabei wie ein uralter Mann.
    „Bergander!“ sagte ich ins Mikrofon. „Hören Sie mich?“ Und als er sich meldete, teilte ich ihm mit, was mitzuteilen war.
    „Wir kommen mit einem geschlossenen Fahrzeug“, sagte er. „Rühren Sie nichts weiter an. Parthus will sich ein möglichst genaues Bild von der Situation machen.“
    Ich lachte nur krampfhaft auf.
    „Sie haben recht“, sagte Bergander. „Mann, was für ein Fiasko, eine Tragödie!“
    Ich rührte wirklich nichts weiter an. Ich hatte auch gar nicht die Kraft dazu. Sobik war einer der nettesten Menschen auf der ALGOL gewesen, und nun dies!
    Ich setzte mich in unseren Wagen, zog das leichte Wetter verdeck, das wir zurückgeschoben hatten, wieder bis nach vorn über den Fahrersitz. Noch nie hatte ich mich auf Tantalus so einsam gefühlt wie in dieser halben Stunde, bis ich endlich im Süden die Staubwolke auftauchen sah, die mir Parthus’ Kom men ankündigte.
    Ich schüttelte die Erinnerung ab, seufzte, strich mir über das Gesicht. Castors blauer Blick war immer noch unverwandt auf mich gerichtet.
    „Nein, Navigator“, sagte ich stockend. „Es gibt wohl nichts mehr hinzuzufügen.“ Leise knisterten die Relais in der Kom mandozentrale. Ansonsten war es sehr still.
    „Sobik hatte übrigens recht“, sagte Castor dann. „Die Spica ist wirklich nicht völlig stabil. Es gibt Bursts im Ultraviolettbe reich. Auch im Gammabereich. Und wir haben die automati schen Kontrollaufzeichnungen hier an Bord überprüft. Auch als Gorris und Wagner verschwanden, hatte es kleine Strahlungs ausbrüche gegeben.“
    „Sie meinen, die Tantaliden fummeln an ihrer Sonne herum?“ fragte ich aufgeregt.
    „Unsinn!“ sagte Castor. „Soweit sind sie nicht mit ihrer Tech nik. Die Ausbrüche waren außerdem so geringfügig, daß ihre

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