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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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Kampfgruppe greift von sich aus nur ein in Notsituationen, die sofortiges Handeln erfordern.“
    Dem Leutnant paßte das alles immer noch nicht recht. Er sah verdrossen aus und hatte sich die ganze Geschichte wohl doch säbelrasselnder vorgestellt, als sie nun zu werden versprach. Er besann sich aber bald und warf mir nachher so von der Seite her einen etwas verschwörerischen und beinahe auch spitz- bübischen Blick zu. Wenn es keine Aufregung gibt, schien er sagen zu wollen, wir beide können vielleicht doch noch dafür sorgen. Ich wandte die Augen ab.
    Es wurde schließlich doch nicht viel mit den von Castor ver ordneten acht Stunden Schlaf. Die Mannschaften hatten einen riesigen Haufen der bläulichen Sträucher abgeschlagen und ein regelrechtes Lagerfeuer damit entzündet. Da hockten sie nun drum herum und sangen. Es waren allerhand rauhe, auch einige schwermütige Lieder. Die Texte sprachen alle von der Erde, von einem Mädchen, vom Wald, von Hügeln, Tälern und Seen. Kein Wort von den Sternen, vom Raum, von irgendwelchen Schlachten mit den Shookers oder anderem Viehzeug. Sie wa ren Menschen, und sie waren es zufrieden. Zwei spielten Schach, und einige andere eines jener neumodischen, im Grunde jedoch sterbenslangweiligen elektronischen Spiele, bei denen es auf das möglichst rasche Herausfinden einer vorprogrammierten Ziffernkombination ankam. Das sollte angeblich die Entschluß bereitschaft und die Kombinationsfähigkeit trainieren. Da war mir dann das uralte und individuelle Schachspiel immer noch lieber.
    Als zum Essen gerufen wurde, hatten sie nur wieder diese einfallslosen, durch das Herunterdrücken eines Dornes sich selbsttätig erhitzenden Dosengerichte auf die Tafel gestellt. Das war an sich was für den Urwald oder die Wüste, für den ver sprengten einzelnen Mann oder für Situationen, wo es auf jede Minute ankam. Die Dosen waren doppelwandig hergestellt, und der eindringende Dorn gab einer Reaktionsflüssigkeit den Weg in die Ummantelung frei. Eine Kochmaschine in der We stentasche war das, recht praktisch sicher, aber eben doch nur ein Notbehelf. Dabei hatten wir in der Station eine komplette Küche stehen, und ich habe nun einmal gern etwas original Gebrutzeltes zwischen den Zähnen. Zum Trinken gab es einen synthetischen Saft, der geschmacklich an ein Gemisch aus Banane und Spinat erinnerte. Das alles war nicht besonders reizvoll, doch weit und breit schien ich der einzige zu sein, der daran An stoß nahm. Was half’s also?
    Interessant jedoch war, daß sich hier um den Lagerplatz der Männer nichts mehr tat mit der Wallbildung. Noch bevor das Feuer entzündet worden war, hatte man die vier Marschemit- toren und -feldwandler herangefahren und in Betrieb gesetzt. Die Fahrzeuge waren außerhalb geblieben, auch die Stationsgebäude, und lediglich ein etwa drei Meter breiter und durch violette Warnlichter markierter Durchgang war im Feld frei gelassen worden. Nur hier, vor dieser Feldlücke, begann der Wall erneut emporzuwachsen, doch wesentlich langsamer, als wir es bisher gewohnt waren, beruhigter gleichsam, gezähmt.
    „Na also!“ sagte Bergander, der zufällig dort stand, als ich es mir anschaute, schnickte sich die Locke aus der Stirn und hatte ein vergnügliches Glitzern in den braunen Augen. Sein schmales Gesicht wirkte noch schmaler, wenn er lächelte.
    Ich kehrte noch einmal über die Leitern in die Station zu rück. Dort von der Höhe des Walles aus war es ein seltsamer Anblick, das helle Feuer in den zwar schon fortgeschrittenen, aber doch noch lichten Nachmittag hinein prasseln zu sehen.
    Reine Romantik! dachte ich. Diese Burschen von Kraneis sind schon ein verrückter Haufen!
    Drinnen dann traf ich in den nun nahezu ausgeräumten Zimmern lediglich noch Parthus und Baskow an, die scheinbar schon lange schweigend hier beieinandersaßen. Als ich hinzutrat, wandte mir der Zweite Navigator sein nacktes Gesicht zu, und wieder einmal empfand ich diesen befremdlichen Gegen satz, der zwischen seinem schlohweißen Haar und diesem so energiegeladenen Antlitz und den breiten Schultern bestand. Der Problemator neben ihm wirkte geradezu zart und zerbrechlich. Ich glaubte in diesem Augenblick zu wissen, daß Parthus ir gendwann einmal in seinem Leben in einer bösen Klemme ge steckt haben mußte, einer Klemme, die ihm vielleicht in einem einzigen entsetzlichen und unendlich langen Augenblick das Haar hatte erbleichen lassen. Ich wußte immer noch viel zu wenig von ihnen allen, wo sie herkamen, was

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