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Die stummen Götter

Die stummen Götter

Titel: Die stummen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Sjöberg
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einmal einen letzten Ruf der Besatzungen verzeichnet, und von ihnen selbst war in den verkohlten Trümmern auch nicht eine Spur zu ent decken. Lediglich die eine Erkenntnis konnte gesichert werden, daß der Absturz der Multi-Roover nicht auf die direkte Ein wirkung der Schlieren zurückzuführen war, sondern daß er als Folge des Verschwindens der Bemannung anzusehen war. Alle vier Multis waren in jenem verhängnisvollen Augenblick mit Handsteuerung geflogen worden. Wäre die Automatik eingeschaltet gewesen, vielleicht hätten sie unbeschädigt gelandet werden können. Doch was hätten wir schon davon gehabt?
    Der lange Aufenthalt wurde gleichzeitig genutzt, um ein weiteres Depot anzulegen, das ebenfalls üppig ausgestattet war mit Ersatzteilen, Lebensmitteln, Gerät und Kerntreibstoff, einer kompletten Sende- und Empfangsanlage sowie einem kleineren Fusionsofen. Verhängnisvollerweise dachte jedoch niemand daran, auch ein Fahrzeug oder gar einen Steiggleiter hier zu stationieren. Sogar auf ein besonderes Schutzfeld wurde für dieses Depot verzichtet – vielleicht eine Folge der entmutigen den Argumentation von Parthus.
    Erst ganz zum Schluß und als schon der Weitermarschtermin feststand, kamen wir noch einmal auf Gossels Absicht zurück, uns jene Stelle in der Bergwand, wo sich der Metallzylinder be funden hatte, genauer und vor allem aus der Nähe anzu sehen.
    Wir benutzten abermals den Titan von Kraneis zu dem Un ternehmen, und mit von der Partie waren diesmal außer mir und Gossel der Problemator selbst und Bergander.
    Es war zunächst recht schwierig für den Maat von der Tech nik, das Schutzfeld so an den Berg anzulehnen, daß es nicht nur den Titan unten in der Ebene umfaßte, sondern auch noch die Einschlagstelle unserer Antimaterieladung oben im Gestein, die uns schweflig und rostrot wie eine von gestocktem Blut bedeckte Wunde entgegenklaffte. Noch schwieriger aber war es dann, die recht steile Felswand emporzuklimmen, und ich zweifle, daß wir es überhaupt geschafft hätten ohne die berg steigerische Gewandtheit Berganders. Er war es, der uns voraus kletterte, die Haken setzte und die Seile, an denen wir uns dann zu ihm emporhangelten, durch die Ringe zog. Wenn wir aber oben ankamen, wo er eben noch gewesen, dann hockte er schon wieder sieben oder acht Meter über uns und hämmerte auf den Felsen ein wie ein emsiger Specht. Baskow jedoch muteten wir den Einstieg in die Wand gar nicht erst zu, son dern holten ihn, als es dann soweit war, fest und sicher an das Seil gegürtet mit vereinter Kraft und Zug um Zug herauf. Für mich war es beinahe wohltuend, daß es also immer noch etwas gab, was eine Maschine eben nicht tun konnte und wo immer noch alles einzig und allein vom Mut und der Geschicklichkeit und den Körperkräften des Menschen abhing. Als ich darüber eine Bemerkung zu Gossel machte, entgegnete der zwar, daß man ja auch mit einem Rotoplan oder Multi hätte heraufkommen können, aber ich hatte das Gefühl, daß er mich schon begriff. Außerdem wußte er genausogut wie ich, daß man eben keinen Multi oder sonstigen Flugapparat hatte einsetzen kön nen, jedenfalls nicht unter einer stationären Schutzfeldglocke, denn der geringste Manövrierfehler hätte dann unser aller Ende bedeutet. Wir wären im eigenen Kraftfeld verbrannt wie die Motten an der Lampe.
    Schließlich standen wir zu fünft – auch der Leutnant war mit heraufgekommen – auf einem kaum meterbreiten Felsband und betrachteten uns, was die Glutfaust des Titans zum Be trachten übriggelassen hatte. Das war nicht sehr viel. Im Grunde war es überhaupt nichts. Die Antiprotonen unseres Werfers hatten reinen Tisch gemacht. Das Gestein war zu einem wohl sieben Meter breiten und ebenso tiefen Krater aufge borsten, teilweise geschmolzen und glutflüssig wieder erstarrt. Wenn man so nahe davor stand, schimmerte die glasartige Masse in allen Farben des Regenbogens, spiegelte und reflek tierte wie die Facettenaugen eines riesigen Insektes. Beruhigend glommen die Leuchtpunkte unserer Dosimeter weit unter der Gefahrengrenze. Es war also wirklich „saubere Arbeit“, die wir geleistet hatten. Kraneis entdeckte dann so etwas wie die Reste zweier metallener Träger, die T-Profil aufwiesen und glatt bis auf die nunmehr die Oberfläche bildende Lava des Kraters ab geschmolzen waren, aber noch weiter in das Berginnere hineinzuführen schienen. Vermutlich war mit ihrer Hilfe der Metallzylinder im Gestein befestigt gewesen. Irgendwie wollte es mir

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